Privates Eigentum an Waldflächen steht dem Besitzer nicht zur freien Verfügung

Die evangelischen Kirchengemeinden und das riesige Potenzial ihrer Kirchenforste

Eine größere Gruppe Kirchenförster aus Deutschland besuchte die Wälder in Siebenbürgen.
Foto: privat

Beim diesjährigen Sachsentreffen in Birthälm/Biertan im September waren auch viele neugierige Besucher, die sich nachdenklich Burg und Landschaft anschauten. Dazu gehörte eine relativ große Gruppe von Forstmännern. Sie sind Kirchenförster in Deutschland und hatten gerade in der Gegend von Schäßburg/Sighişoara Kirchenforste der evangelischen Kirchengemeinden A.B. besichtigt. Die Förster sind Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Kirchenwald, die sich seit 25 Jahren in Deutschland mit den Angelegenheiten des Kirchenwaldes beschäftigt. Sie betreuen in Deutschland die verschiedensten Formen kirchlichen Waldbesitzes, fasst Michael Schicketanz, einer der Forstmänner, seine Tätigkeit und die seiner Berufskollegen zusammen. „Ich war sehr interessiert daran, wie in Rumänien, in Siebenbürgen Wälder bewirtschaftet werden. Hauptanliegen ist ja auch, den evangelischen Waldverein vor Ort zu unterstützen, vielleicht neue Ideen einzubringen”, erklärt Förster Christoph Zabel das Ziel der siebentägigen Reise durch Siebenbürgen.

Der freiberufliche Förster Turias Schramm kommt seit vielen Jahren nach Rumänien. Allerdings arbeitet Schramm nicht alleine: „Ich habe Unterstützung mitgebracht, ungefähr 18 Kirchenförster aus ganz Deutschland zusammengetrommelt, die bereits in einer lockeren Arbeitsgemeinschaft zusammenarbeiten.“ Vorschläge für den Kirchenwaldverein in Schäßburg werden unterbreitet. In Begleitung von Förstern des Kirchenwaldvereins und Vertretern des Bezirkskonsistoriums haben die deutschen Förster mehrere Waldbestände verschiedener Kirchengemeinden in Augenschein genommen. Mit den bisherigen Ergebnissen zeigt sich der Forstmann zufrieden.

Die „lockere” Atmosphäre in Deutschland zeigt, dass die dortige Forstgesetzgebung eine eigenverantwortliche Bewirtschaftung des Kirchenwaldes zulässt. In Rumänien ist die Situation ganz anders: Die Kirchengemeinden sind zwar Eigentümer ihrer Waldflächen, haben aber hinsichtlich der waldbaulichen Behandlung geringen Einfluss. Durch die derzeitige rumänische Forstgesetzgebung ist eine eigenständige Bewirtschaftung nicht möglich. Das private Eigentum steht dem Besitzer somit nicht zur freien Verfügung.

„Aus Sicht der deutschen Förster weist der Wald in Siebenbürgen ein großes Potenzial auf“, ist sich Michael Schicketanz sicher. Dieses Potenzial könne sowohl wirtschaftlich, als auch in Bezug auf die breite Palette der Baumarten ausgenutzt werden, da die vorgefundenen Bodenverhältnisse ein großes Laubholzspektrum zulassen. Was die Zukunft angeht, sind sich die deutschen Forstmänner darüber einig, dass die Kirchengemeinden, die Wald besitzen, gemeinsame Ziele verfolgen und sich vereinen sollten, damit die Bewirtschaftung durch die Förster einheitlich und nachhaltig ist.

Michael Schicketanz verdeutlicht: Das Auszeichnen der Bestände und die Festlegung der Eingriffsstärke (Festmeter pro Hektar) erfolge durch das staatliche Forstamt. Beim vom Kirchenwaldverein angestellten Förster verbleiben die Organisation des Holzeinschlages und die Vermarktung. Dieses praktizierte Verfahren sei aus Sicht der Forstfachleute sehr kompliziert und unwirtschaftlich. „Hier sollte vonseiten der Kirchenleitung Einfluss auf die zukünftige Forstgesetzgebung genommen werden. Aspekte des Landschaftsschutzes, des Naturschutzes und der Erhalt der Bodengüte müssen dabei eine sinnvolle Berücksichtigung erfahren”, unterstreicht er.

Martin Schmaroski meint, die deutschen Förster sollten nicht als „Besserwisser” betrachtet werden, denn es gibt Sachen, die man auch von Rumänien lernen könnte. Er ist überzeugt, dass die Kirchenwälder eine aussichtsvolle Zukunft haben können. Für Turias Schramm ist die Reise nach Rumänien höchst interessant gewesen, da es hier noch viele Möglichkeiten gibt, im Gegensatz zu Deutschland, wo die festen Strukturen keine solche Freiheit mehr zulassen. „Man kann anfangen, eine Art Keimzelle zu bilden, um sich dann weiterzuentwickeln. Man hat vielfältige Möglichkeiten auch wegen der Landschaft, der Baumarten“, hebt Martin Schmaroski hervor. Vonseiten der Arbeitsgemeinschaft Kirchenwald wird Unterstützung zu den anstehenden Problemen angeboten.