Punktejagd

Symbolgrafik: sxc.hu

Seit wir Pendler von Periş nach Bukarest sind, häufen sich bei uns die Punkte! Nein, nicht etwa das rumänische Äquivalent der Flensburger Strafpunkte. Sondern Punkte, über die sich mein Mann wie ein Schneekönig freut, wenn er aus der Tankstelle kommt: „Da, kleb das mal ein!“ Grins. Und ich klebe – und staune. Was man da alles bekommen kann! Rollenkoffer oder Rucksack, Rasiersets oder Haarföhn – superpraktische Dinge, braucht sowas nicht jeder? Eben weil es jeder braucht, hat man es meist auch schon. Nur vielleicht nicht so ein elegantes Modell. Und schon landet das Bonuspunktheftchen im Handschuhfach. Ein zweites, ein drittes kommt hinzu, und langsam beginnt man sich zu fragen, ob man den durch treues Tanken erkauften Vorteil nicht irgendwann nutzen sollte. Immerhin haben wir ihn ja bezahlt, denn an den Weihnachtsmann – vor allem, wenn er sich hinter Mineralölgesellschaften versteckt – glaubt heute keiner mehr. Es ist unser Geld, das da drinsteckt! Nur – wie bekommen wir es wieder raus?

Ganz einfach: durch erneutes Investieren, denn von dem superschicken Designerrasierer schenkt uns zum Beispiel OMV nur 54 Prozent! Die restlichen muss man bezahlen. Was sich durchaus lohnt in Anbetracht des angeblichen Ladenpreises für den Rasierer, der einem Monatsgehalt gleichkommt. Nur, dass man für den virtuellen Gewinn erstmal reelles Geld – nämlich satte 389,99 Lei – hinblättern muss! Na, dann tut’s der alte Schaber auch noch ein Weilchen. Oder sollen wir die Handtücher nehmen, zu 70 Prozent subventioniert? Aber wer mag schon elegantes Grau...
Halt! Ergeben zweimal 54 Prozent, also zwei Bonusheftchen, nicht längst einen ganzen Rasierer? Freude kommt auf, als wir die gesammelten Punkteheftchen der letzten drei Jahre durchzählen. Hurra – damit können wir locker ein Geschäft eröffnen! Nur leider will man an der Kasse von OMV nichts von Logik und Mathematik wissen. Der Kommerz macht sich eigene Regeln...

So wird der Bonus zum Malus: Wer tankt, zahlt drauf, wenn er rasieren will. Wer nicht tankt, weil er gar kein Auto hat, läuft bärtig oder stachelbeinig rum, weil ihm der Zugang zu den vergünstigten Produkten von vornherein schnöde verwehrt wird – wer in Rumänien leistet sich schon einen Elektrorasierer zum Ladenpreis von 849,98 Lei?
Nun aber kommt mir eine prima Idee: Liebe ADZ-Leser (zumindest die bärtigen und stachelbeinigen)! Was, wenn wir nun doch die Rasierer kaufen? 46 Prozent aus der eigenen Tasche, zum Selbstkostenpreis an die ADZ weiterverkauft, die kann sie dann als Abo-Prämie verschenken – wie die Tankstellen zu 54 Prozent – und verschafft damit auch Nicht-Tankern Zugang zu vergünstigter Rasur. Von den 10 Prozent Gewinn laden wir sie gern auf ein Bierchen ein! Das wir selbstverständlich bei Selgros kaufen. Weil’s nämlich auch dort Bonuspunkte für Markenrasiergeräte gibt...