Putin der Ewige

Russlands Bär haucht Putin ein neues Glorienleben ein. Im März gibt es Präsidentschaftswahlen. Zur Gegenkandidatin erkoren hat der Kreml die Spielgefährtin von Putins Tochter aus St. Petersburger Zeiten, Ksenia Sobtschak (36), Tochter seines Förderers, des 2000 verstorbenen Petersburger Bürgermeisters Anatolij Sobtschak.

Auf der 14. Jahrespressekonferenz Putins brach Ksenia Sobtschak, als „Paris Hilton Russlands“ bekannte Journalistin und Skandalnudel, ein Tabu. Sie fragte Putin auf der vierstündigen Show, vor 1600 Journalisten: „Warum gibt es keine Konkurrenz bei den Wahlen?“ Den Tabubruch unterstrich sie mit der Nennung des einzigen bekannten Realoppositionellen Russlands, Alexej Nawalnyi, dessen Kandidatur der Kreml blockiert.

Ksenia Sobtschak zu Putin: „Hat die Staatsmacht wirklich so große Angst vor ehrlichem Wettbewerb?“ Sie meinte aber sich als Wettbewerberin, nicht Nawalnyi. Ihre Startposition ist vergleichbar der von Trump 2015 (Fernsehstar und Luxusprodukt). Putin war das offensichtlich nicht klar: Konkurrenz gäbe es doch auch im Westen bei Wahlen keine, stotterte er müde. Und gequält: „effiziente Opposition“ sei „wünschenswert“, aber als „realistische Alternative“. Nur: Russland hat 2018 keine Alternative zu Putin, der seine vierte Legislaturperiode demokratisch färbelt. Ein kanadischer Journalist verglich die 14. Jahrespressekonferenz Putins mit einer Szene aus Coppolas „Der Pate“.

Die Propagandamaschine des Kreml spricht von der feindlichen Einkesselung Russlands, vom feindlichen Westen und der russischen Antwort darauf: Aufrüstungsprogramme, die bis 2027 laufen und 325 Milliarden Dollar kosten. Patriarch Kyrill, Putin-Intimus und neuer Freund unseres Patriarchen Daniel, beschwört die Apokalypse. Allein Wladimir, der „friedliebende Herrscher“, kann Russland retten. Die von RIA Novosti verbreitete Erklärung des Regisseurs Sergej Besrukov drückt die russische Allgemeinmeinung aus: „In der gegenwärtigen Lage der gnadenlosen Konfrontation zwischen Russland und dem Westen, der schrecklichen Russophobie in Europa und den USA, der Sanktionen, die keiner mehr aufhebt, und der Verfolgung unserer Olympiateilnehmer ist es klar, dass wir an der Spitze des Landes einen starken Politiker brauchen, der vom Westen gefürchtet und respektiert wird“. Die Atmosphäre der „belagerten Festung“ wird vom russischen Propagandaapparat angeheizt. Sie garantiert Putins Wahlsieg im März. Der Sympathie, die er unter Rechtsextremen quer durch Europa genießt (Frankreich, Niederlande, Deutschland und Österreich), gibt das Aufwind. Bedrückend die unbegrenzte Sympathie, der sich Putin unter russischen Jugendlichen erfreut.

Russland steht wirtschaftlich nicht glänzend da, ist aber auch von einem Kollaps weit entfernt, den sich die Urheber der Sanktionen nach der Krimbesetzung erhofften. International läuft es mit Putins „Make Russia Great Again” besser als mit Trumps „Make America Great Again“. Eine Umfrage in 37 Ländern ergab, dass Russland in 22 besser angesehen ist als die USA (laut Pew Research), am besten in Griechenland (50 Prozent für Russland, 19 für die USA). In Deutschland steht es 25 zu 11 für Russland. In Lateinamerika gibt es kein einziges Land, das die USA Russland vorzögen. Und in Südkorea steht es 27 zu 17 für Russland...

Russland kennt und nutzt Wert und Wirkung von Propaganda. Während die EU jährlich eine Million Euro zur Bekämpfung russischer Propaganda ausgibt, hat Russland 2018 20 Millionen Euro allein für den französischsprachigen RT-Kanal bereitgestellt und bereitet (neben englisch, spanisch und arabisch) auch eine deutsche RT-Version vor. Das Wegbröckeln der Erdogan-Türkei von der Nato-Ostflanke stärkt Russland. Iran und China, Russlands Notalliierte, tun ihr Übriges.

Putin baut die Welt russophil um. Von den US-Republikanern sehen nur noch 29 Prozent in Russland einen Feind...