Quo vadis, Europa?

Deutscher Botschafter kam nach Westrumänien

egegnung in der Gedenkstätte der rumänischen Revolution von 1989: Der Leiter der Gedenkstätte, Traian Orban, empfing die deutschen Diplomaten. Botschafter Cord Meier-Klodt (Mitte) kam in Begleitung des deutschen Konsuls Ralf Krautkrämer. Foto: Zoltán Pŕzmány

Temeswar – Zu einer Pressebegegnung im Deutschen Konsulat Temeswar/Timișoara lud der deutsche Konsul Ralf Krautkrämer am Freitagnachmittag ein. Den Anlass dazu bot der Besuch von Deutschlands Botschafter in Rumänien, Cord Meier-Klodt, der davor mehrere Begegnungen in der Stadt an der Bega wahrgenommen hatte. Die Agenda des deutschen Diplomaten umfasste Besuche in der Gedenkstätte der Revolution von 1989, an der Nikolaus-Lenau-Schule und am Banater Nationalkolleg sowie an der West-Universität Temeswar, die ihr 75. Gründungsjahr beging. An manchen dieser Stationen kreuzte sich das Programm von Botschafter Meier-Klodt mit jenem von Staatspräsident Klaus Johannis, der ebenfalls in Temeswar unterwegs war.

„Die West-Universität ist eine große Adresse in Temeswar, die ja auch von deutschsprachigen Studierenden wahrgenommen wird“, sagte Botschafter Cord Meier-Klodt. Davor war der deutsche Diplomat an der Gedenkstätte der Revolution von 1989, einer Einrichtung, „die noch viel Hilfe bedarf“, fügte Cord Meier-Klodt hinzu. „Wie feiern in diesem Jahr 30 Jahre Mauerfall. Das ist schon ein wichtiges Datum, auch im Vergleich zur rumänischen Revolution. Sowohl in Deutschland, als auch in Rumänien haben zwei Städte außerhalb der Hauptstadt eine ganz wichtige Rolle gespielt. In Deutschland war das Leipzig und in Rumänien Temeswar. Der bedauerliche Unterschied ist, dass es in Deutschland eine friedliche Revolution war, während sie hier mit einem Blutzoll bezahlt wurde“, sagte Cord Meier-Klodt. Schließlich unterhielt sich der Botschafter mit Schülern, die in der Muttersprache Deutsch unterrichtet werden. „Mein Herz hüpft, wenn ich an das Gespräch mit den Drittklässlern des Banater Nationalkollegs denke, die exzellent Deutsch gesprochen haben“, sagte er im Gespräch mit den deutschsprachigen Journalisten.

Der Botschafter versucht, in diesem Jahr vor allem bei der Jugend dafür zu werben, für Europa zu kämpfen. Alles unter dem Motto „Quo vadis, Europa?“. „Wir, die Alten wissen, was es gekostet hat, Europa zu erreichen, ein einzigartiges Friedensprojekt in der Welt. Ich versuche, herauszufinden, ob auch die jungen Menschen das genauso sehen, denn für sie ist vieles selbstverständlich“, sagte der Botschafter, der sich sichtbar erfreut darüber zeigte, wie engagiert die Jugendlichen aus Temeswar, mit denen er sprechen konnte, seien.

„Wenn Temeswar in seiner jahrhundertealten Multikulturalität keine gute Stadt für den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt ist, welche ist es dann?“, antwortete der Botschafter auf die Frage, welche Anzeichen des bevorstehenden Kulturhauptstadtjahres er während seines Temeswar-Aufenthaltes feststellen konnte. „Ich werbe immer dafür, die Juwelen in der Krone, die diese Stadt hat, hervorzuheben. Wie z.B. unsere Lenau-Schule, die als Abgänger zwei Nobelpreisträger hat, als Teil des europäischen Parcours in zwei Jahren zu nutzen. Da sind aber noch einige Schritte nötig, damit die Schule sich in besten Licht darstellt. Das habe ich auch dem Bürgermeister bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt: Die Fassade muss schön sein, damit die Menschen dahin gehen können und sagen, hier ist die Schule zweier Nobelpreisträger“, sagte der deutsche Botschafter. Die Fassade der Nikolaus-Lenau-Schule umhüllt seit zwei Jahren ein Schutznetz. Wann die Außensanierung des historischen Gebäudes vorgenommen wird, ist zurzeit noch ungewiss.