Radeln hat viele neue Freunde

Peter Maffay Stiftung lud zu einem Tag der Offenen Tür ein

Gruppenfoto des Heidelberger Sing- und Spielkreises mit Peter Maffay in der Mitte und der Kirchenburg im Hintergrund.

Schattenspendende Schirme für die Besucher im Hof des Kinderferienheimes (im Hintergrund).

Eine lustige Gesichtsbemalung für die Kleinen

Die Tanzgruppe der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland vor ihrem Auftritt in Radeln.

Petruţa Küpper – ein aus Rumänien stammendes Supertalent beeindruckte auch in ihrer Heimat.
Fotos: Ralf Sudrigian

Der ehemalige Pfarrhof der evangelischen Kirchengemeinde in Radeln /Roadeş war am Samstag das Reiseziel von ungefähr 500 Gästen aus dem In- und Ausland. Da steht und funktioniert, nach rund vier Jahren seit Erwerb durch die Peter Maffay Stiftung und die Gründung der rumänischen Tochterstiftung „Funda]ia Tabaluga“, ein Ferienheim für traumatisierte Kinder, das ihnen zusammen mit ihren Betreuern in Aufenthalten von 10 bis 14 Tagen Schutz und Erholung bietet.

Dieses Kinderferienheim, ein wahrer „Schutzraum“ so wie die anderen Einrichtungen der Stiftung in Spanien und Deutschland, bleibt der Schwer- und Mittelpunkt der Stiftungstätigkeit in Radeln, unterstrich Peter Maffay in seiner Grußansprache. Darüber hinaus konnte in dieser Zeitspanne sehr vieles auch fürs Dorf und seine Bewohner unternommen werden. Das Ziel ist es, eine „neue Lebensqualität“ zu schaffen gerade in dieser Gegend mit einer schwachen Infrastruktur und mit einer Bevölkerung die, außer bescheidenen und unzureichenden Einkommen aus der Landwirtschaft, keine weitere, Arbeitsmöglichkeiten und echten Zukunftsperspektiven hat.

Um in dieser Sache neues Leben zu bringen, konnte die Peter Maffay Stiftung viele und starke Projektpartner gewinnen; zum Beispiel die BayWa Stiftung, die Martine und Betram Pohl Foundation, Otto Bock und XXL Möbelhäuser, zahlreiche freiwillige Helfer der Initiative „Deutsches Handwerk hilft“, viele Privatpersonen. „Rund 2,2 Millionen Euro gingen bislang in den Ausbau des Pfarrhauses, den Neubau eines Kinderferienhauses, den Aufbau einer Schreinerei, einer Pflanzenkläranlage, eines Ärztehauses, eines Stiftungsgästehauses und des Erlebnisbauernhofes“, heißt es in einer Pressemitteilung der Maffay-Stiftung.

Der deutsche Rockstar unterstrich in seiner Ansprache (die er selber mit einer Zusammenfassung in Rumänisch und mit Dankesworten auch in Ungarisch ergänzte), dass seine Stiftung sichtbar in Radeln Fuß gefasst hat und „zu einem Teil der Dorfgemeinschaft geworden“ ist. „Wenn man von draußen kommt, muss man erst beweisen, dass man es ernst meint!“, sagte Maffay und hub hervor, dass man in Radeln ständig bemüht war und bleibt, auf gleicher Augenhöhe mit den Dorfbewohnern zu sein. Nicht zufällig ist auf den Plastik-Armbänden die man in dieser Haferland-Woche für eine Spende erhält, „Respekt“ zu lesen zusammen mit den deutschen Ortsbezeichnungen und in Verbindung mit einem  einfachen aber aussagekräftigem Symbol – ein  offenes Herz.

Maffay weiß, dass noch viel zu tun ist. Zum Beispiel in Sachen Wasserversorgung. Wo Kinder und ihre Eltern in trockenen Jahreszeiten noch Wasser in Eimer nach Hause bringen müssen und mit rund vier Eimern pro Tag und Familie auskommen, da kann man sich nicht nur auf Mitgefühl beschränken. Peter Maffay hat inzwischen Zusagen von höchsten rumänischen Regierungsstellen erhalten, dass ein Projekt zur Verlegung von Wasserleitungen für Radeln bewilligt ist. Wenn man den Hahn aufdrehe und da Wasser fließe – dann sei wirklich die neue Lebensqualität da – fasste Maffay zusammen. Kanalisation und Asphaltstraße sollen auch folgen – Projekte die der rumänische Staat und die Kronstädter Kreisbehörden direkt angehen. Maffay unterstrich ausdrücklich, dass in allen Bereichen, von Denkmalschutzpflege bis Umweltgenehmigungen, von Betriebsbewilligungen bis Arbeitserlaubnis, strikt alle damit verbundenen Aufgaben erfüllt wurden. Sämtliches Regelwerk wurde eingehalten – das sei eine klare Antwort an verschiedene kritische Äußerungen, die nun auch dem deutschen Rockstar missfallen.

Der Tag der Offenen Tür war auch der Tag des Dankes an die vielen Freunde die in diesen Jahren geholfen haben, obwohl es  manchmal auch zu langsam und zu schwer voranging. Die Liste der Leute, denen Maffay dankte, ist lang. In Radeln und im Haferland  zu erwähnen wären Karin und Michael Mordt, Verwalter der Funda]ia Tabaluga, die Handwerker und ihr Umfeld, Peter Mrass (Architekt) und Michael Schuster, „alle Fernolends aus Deutsch-Weißkirch“, Dipl.-Ing. Karl Hellwig, der Bodendorfer Bürgermeister Mircea Pălăşan („Nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Freund“, so Maffay), die Dorfbewohner von Radeln, Kreisratvorsitzender Aristotel Căncescu.
Dann die Mitarbeiter von der Maffay-Stiftung: Geschäftsführer Albert Luppart (der auch als Moderator der Veranstaltung auftrat) und seine Assistentin Marina Reller.

Herzlichen Dank, Applaus und Erinnerungsfotos gab es für jene, die gleich mit Spenden nach Radeln gekommen sind und die Checks auf der Bühne überreichten. Allein die Aktion „Radeln nach Radeln“ von Dieter Radke und Manfred Kramer brachte z.B. 25.000 Euro ein (In einem Folgebericht kommen wir darauf zurück). Gedankt wurde den Projektpartnern, den aus Deutschland mitgereisten Fans, dem Mitinitiator der Haferlandwoche Michael Schmidt und seinem Bruder Werner. Nicht aus rein politischen Überlegungen gab es auch Unterstützung und dafür herzlichen Dank von Maffay an persönliche Freunde wie Sigmar Gabriel und Susanne Kastner. Nicht zuletzt ging ein besonderes Dankeschön an die dem Star nächst stehenden Personen: Ehefrau Tanja und Sohn Yaris,  auch sie in Radeln mit dabei. Gedankt wurde auch der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) deren Tanzgruppe das Kulturprogramm zusammen mit Petruţa Küpper (Panflöte), Amy Lungu (Violine), der Sing- und Spielkreis Siebenbürgen, einer lokalen Kinder-Folkloregruppe sowie unter der Bezeichnung „Rocky5 an Friends“ vereinigten siebenbürgische Musikern und Schülern der Musikschule aus Sfântu Gheorghe mitgestaltete.

Am Nachmittag konnten die Teilnehmer den am Vorabend eröffneten Erlebnishof derBayWa Stiftung besichtigen. Der Erlebnishof soll „die Kinder auf spielerische Weise in den Kreislauf der Natur einbinden und gleichzeitig die Stiftung mit nachhaltig angebautem Obst und Gemüse versorgen“, heißt es in einer Pressemitteilung. (Auf diesen Modell-Bauernhof kommen wir in einem weiteren Bericht zurück). BayWa AG war übrigens in Radeln auf höchstem Niveau vertreten durch den Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz und den Aufsichtsratvorsitzenden Manfred Nüssel, die in Radeln auch vom deutschen Generalkonsul in Hermannstadt, Thomas Gerlach, begrüßt wurden.

Während des Nachmittags konnten die Teilnehmer sich ebenfalls an der Eröffnung des neuen Stiftungsgästehauses beteiligen, die Wanderausstellung zum Haferland und Fogarascher Land sehen oder die benachbarte Kirchenburg und Kirche besichtigen. Diese wird von der Maffay-Stiftung und auch mit deutscher Unterstützung restauriert, wobei vor allem die Dachrenovierung als erste Priorität galt. Endziel bleibt aber eine fachgerechte statische Sicherung und Restaurierung, um dann auch den wertvollen spätgotischen Flügelalter (z.Z. in Hermannstadt aufbewahrt) an seinen alten Platz zurückzubringen.

Viele Vereine (z.B. ADEPT Transilvania, Plant for the Planet, der Verband für Ökotourismus in Rumänien AER, bei dem auch „Carpathian Nature Tours“ von Hermann und Katharine Kurmes Mitglied ist, „Viscri începe“ aus Deutsch-Weißkirch) nutzten die Gelegenheit am Tages der offenen Tür, um sich und ihre Produkte und Dienstleistungen vorzustellen. Auch das passte in das größere Konzept der Revitalisierung Radelns und des Haferlandes durch Aufnahme ins Tourismusangebot, Förderung lokaler Handwerke und Traditionen, Vernetzung der Stiftungen, Vereine, Nichtregierungsorganisationen, die da aktiv werden.
Wenn alle in und außerhalb Radelns mitmachen, könne diese kleine Ortschaft wieder erblühen, ist sich Peter Maffay sicher. Seine Stiftung hat mit Funda]ia Tabaluga und dem Ferienkinderheim dafür die Initiative ergriffen und gezeigt, dass solche Projekte umsetzbar sind. Maffay rief alle auf, „Botschafter von Radeln“ zu werden, über dieses Dorf und die Region mit ihren Menschen, über ihre Geschichte,  und Kultur zu erzählen, über hiesige Naturschönheiten und Landschaft zu berichten – also für das Haferland zu werben.

Am nächsten Tag klang die erste Auflage der Haferlandwoche in Bodendorf aus. Dort wurde um elf Uhr in einem Festgottesdienst die renovierte evangelische Kirche wiedereingeweiht, wobei an diesen Festlichkeiten auch orthodoxe Gläubige und ihr Pfarrer Munteanu, sowie der Schweizer Botschafter in Rumänien, Jean-Hubert Lebet, teilnahmen, wie Dipl.-Ing. Karl Hellwig der KR mitteilte. Anschließend wurde zu Kaffee und Kuchen eingeladen, während in der Gemeinde Bodendorf ein Fest der Söhne der Gemeinde startete.