Regionalisierung der Siedlungswasserwirtschaft

Reschitzaer Bürgermeister sieht im Zusammenschluss die Lösung eventueller Schuldenprobleme

Ioan Popa, der umtriebige und ideenreiche Reschitzaer Bürgermeister, hat mal wieder eine Diskussion angestoßen. Nachdem seit Jahren mit der Siedlungswassergesellschaft AquaCaraș in deren Schuldenfrage keinerlei Fortschritte registriert werden konnten, auch nicht, nachdem die Gesellschafter ihr mittels Zurverfügungstellung von Grundstücken als Kreditbürgschaften zu helfen versucht hatten, schlägt Popa nun vor, dass die Möglichkeiten der Fusion kleiner Siedlungswassergesellschaften zu regionalen Trinkwasserversorgern geprüft werden sollten.

Popa schwebt das Beispiel der Siedlungswassergesellschaft von Konstanza vor, die nicht nur die beiden Verwaltungskreise Tulcea und Konstanza am Schwarzen Meer sowie fünf weitere südostrumänische Verwaltungskreise versorgt, sondern auch zwei Gebiete im südlich benachbarten Bulgarien. Popas Bemühungen rund um die Siedlungswassergesellschaft des Banater Berglands sind nicht unbedingt altruistisch: „Es täte meiner Stadt gut, wenn AquaCaraș seine Schulden gegenüber Reschitza – rund eine Million Euro Grundzins für die vergangenen vier Jahre – begleichen würde. Aber die schweben unaufhörlich am Rand einer Pleite herum“, sagte er diese Woche in seiner flapsigen Art auf einem lokalen Fernsehsender.

„Dabei hatte ich meinen Stadtrat überzeugt, AquaCaraș eine Kreditaufnahme mit Grundstücken der Stadt zu verbürgen, habe mich auch angeboten, den Stadtrat zu überzeugen, dass er die Erhöhung des Kapitalbeitrags von Reschitza in der Gesellschaft genehmigt, um dem notorisch klammen Unternehmen zu helfen – dies aber nur, wenn die Struktur des Aktionariats geändert wird. Denn der Kreisrat, der 64 Prozent des Gesellschaftsanteils hält, besitzt kein einziges Leitungsröhrchen und keinen einzigen Wasserhahn im System, hat also keine auf der Haut brennenden Interessen, die Siedlungswassergesellschaft zu sanieren. Letztendlich ist aber die Rettung für AquaCaraș eine Fusion mit Aquatim, der Siedlungswassergesellschaft des benachbarten Temesch, die profitabel ist – wenn ich nicht irre, haben die 2018 sieben Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.“

Dabei wäre es für Aquatim viel schwieriger (und teurer) als für AquaCaraș, sauberes Trinwasser zu liefern: „Das Wasser für Reschitza kommt vom Semenik. Also vom Herrgott. Es muss bloß ein wenig gefiltert werden. Und alles ist okay. In Temeswar ist das viel komplizierter. Und trotzdem schöpfen die Profit aus Lieferung und Klärung. Und die hier gehen Pleite. Ich hab die Sache sowohl dem früheren PSD-Chef Mocioalcă, als auch Senator Vela (PNL) und der jetzigen PSD-Chefin ad interim Luminița Jivan erklärt: Nur wenn diese Siedlungswassergesellschaft einer größeren und potenteren integriert wird, kann sie überleben!“ Beispiele guter Praxis im Bereich, ausgelöst durch Fusionen, gäbe es europaweit die Menge.

Popa kennt auch die Methoden, mit denen AquaCaraș „wie von einer Zecke ausgesaugt“ wurde. Auch im Siedlungswasserbereich hat er Visionen: „Langfristig, das kann ich Ihnen garantieren, wird es in Rumänien bloß noch drei-vier regionale Siedlungswassergesellschaften geben. Wenn bei uns im Bergland die Spielchen mit der Siedlungswassergesellschaft so weitergehen wie bisher, kann das nur zur finanziellen Katastrophe führen. Wenn ein AquaCaraș-Manager wie der jetzige, dieser Miu-Ciobanu, erst mal 200 Leute entlässt (von denen einige die Schwelle des Unternehmens nie übertreten haben), danach aber 50 Neue anstellt, darunter welche aus seiner Ex-Polizisten-Clique – dann kann das nicht gut gehen.“

Popas Vorpreschen hat unzweifelhaft mit einem vorher geführten Gespräch mit Dr. Ilie Vlaicu, dem langjährigen und erfolgreichen Aquatim-Manager zu tun – obzwar Popa das nicht ausdrücklich gesagt hat. Vlaicu hat auf Anfrage bestätigt, dass eine Regionalisierung der Siedlungswasserwirtschaften „vernünftig und realistisch“ sei. Vor allem unter Umständen, wo sich Aquatim weiter ausdehnt. „Ja, es hat bereits Diskussionen in dieser Richtung gegeben, das kann ich bestätigen. Aber in dieser Hinsicht kann nur die Politik eine Entscheidung treffen. Ich kenne in großen Zügen die Lage bei AquaCaraș und ich denke auch, dass diese verbessert werden kann nach einer Fusion. Aber zur Stunde ist es voreilig, von einem Eintritt von Aquatim ins Aktionariat von AquaCaraș zu sprechen.“

Kategorisch gegen solche Entwicklungen scheint der Vertreter des Mehrheitsaktionärs von AquaCara{, der Karasch-Severiner Kreisratsvorsitzende Silviu Hurduzeu (PSD), zu sein. „Zum jetzigen Augenblick stellt sich dieses Problem nicht. Es ist ziemlich problematisch, in ein Aktionariat einzusteigen. Noch schwieriger ist es, die Aktienmehrheit zu übernehmen. Dazu bedürfte es erst mal eines Kreisratsbeschlusses. Sonst können wir keine Gesellschaftsanteile verkaufen. Wir verfügen aber nicht einmal über eine Evaluation der Gesellschaftsanteile. Nicht einmal ich weiß, was die 64 Prozent Mehrheitsanteil des Kreisrats bei AquaCaraș wert sind. Zur Stunde gehört das jedoch nicht zu unseren Hauptbeschäftigungen. Die Perspektive möglicher Fusionen ist viel zu fern. Außerdem glaube ich, dass AquaCaraș, aufgrund der Maßnahmen, die wir getroffen haben, aus dem Schlamassel, in dem die Siedlungswassergesellschaft steckt, rauskommt. Schließlich haben wir uns zugunsten der Siedlungswassergesellschaft auch für einen Kredit verbürgt, der ihrer Sanierung dient. Wir wurden vom Management versichert, dass sich ihre finanzielle Lage verbessern wird. Warten wir erst mal ab.“