Reinhardt Boltres statt Krech

Hermannstädter Kreisrat wird Sitzungen künftig mit Vater unser beginnen

Ein Teil der DFDR-Vertreter im Hermannstädter Kreisrat.
Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Reinhardt Boltres (Jahrgang 1968), der evangelische Pfarrer von Agnetheln/Agnita, rückte als Vertreter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) in den Kreisrat auf. Die Stelle war vakant, nachdem Johann Krech sich für das Amt des Vizebürgermeisters in Heltau/Cisnădie entschieden hatte.

Boltres war auch der Spitzenkandidat für den Stadtrat in Agnetheln gewesen, hatte auf das dort erzielte Mandat jedoch verzichtet, um es nicht zu Interessenkonflikten kommen zu lassen, da die Kirchengemeinde die rückerstattete Schule an die Stadt vermietet hat. Statt seiner zog Kurator Michael Krauss in den Agnethler Stadtrat. Boltres wird im Kreisrat in der von Friedrich Gunesch geleiteten Rechtskommission wirken.

In einer den Stadtratsabstimmungen vergleichbaren Manier nahmen die 30 anwesenden (der insgesamt 33) Kreisräte die 33 Beschlussanträge und zwei Berichte an. Dazu gehört das Zuwidmen von monatlich 550.000 Lei an das Kreiskrankenhaus, dem die von der Krankenkasse für den Ankauf von Arznei und Materialien zur Verfügung gestellten Mittel nicht ausreichen und das einen Schuldenberg am Konto hat.

Angenommen wurde – bei Stimmenthaltung der PDL-Räte – der Antrag, ab 1. September jeden Samstag am Parkplatz vor der Transilvania-Mehrzweckhalle einen Markt zu organiseren, wo Produzenten ohne Standgebühren zu zahlen, ihre Erzeugnisse verkaufen sollen. Die PDL-Vertreter waren der Ansicht, dass der Parkplatz am Samstag ohnehin zu klein ist für all die Sportfreunde, die hier ihre Autos abstellen um den Sportveranstaltungen beizuwohnen. Der Kreisratsvorsitzende Ioan Cindrea meinte, es sei das einzige Areal in der Verwaltung des Kreisrates in Hermannstadt/Sibiu, wo dieser also selbst keine Gebühren zahlten muss, und lud alle Kreisräte zur Eröffnung des Marktes am 1. September, 8 Uhr ein.     
Mehrere Beschlüsse betrafen das Entsenden von Vertretern des Kreisrates in Verwaltungsräte von dem Kreisrat unterstellte Einrichtungen oder zwischengemeindliche Verbände. Unter „Verschiedenes“ beantragte Martin Bottesch, der Sprecher der DFDR-Fraktion, künftig die vorgeschlagenen Räte vorher zu fragen, ob sie mit der Nominierung einverstanden sind und die Verteilung dieser Ämter proportional mit der Repräsentanz der politischen Formationen im Kreisrat vorzunehmen. Dieser Antrag wurde von der PDL-Rätin Daniela Câmpean unterstützt. Angenommen wurde der Zusatzantrag des neuen Kreisratsmitgliedes Ioan Co{a, jede Kreisratssitzung mit dem „Vater unser“ zu beginnen und ein geweihtes Kreuz im Sitzungssaal anzubringen. Co{a (PDL) ist der zweite orthodoxe Pfarrer nach Mircea S²m²rghi]an (USL) im Kreisrat.  
Die ausführlichste Debatte fand in Folge der Mitteilung von Cindrea statt, er habe einen harschen Brief von der Firma Max Bögl erhalten, die die Flughafen-Modernisierung durchgeführt hat. Am Pistenende hatte vor zwei Jahren ein Erdrutsch stattgefunden, der Prozess zum Feststellen der Schuld bzw. wer für die Reparaturkosten aufzukommen hat, ist noch im Gang und vorerst hat der Kreisrat die von der Baufirma hinterlegte Garantie behalten. Dieses Geld fordert die Baufirma nun zurück und teilt mit, sie betrachte die Bauabnahme als durchgeführt, denn der Kreisrat habe sie willentlich verzögert. Der bisherige Kreisratsvorsitzende Martin Bottesch sagte, dergleichen Briefe wurden bereits mehrfach gesandt, doch fehle ihnen eine Rechtsgrundlage. Constantin [ov²ial², der Leiter der Bauabnahmekommission und bisherige stellvertretende Kreisratsvorsitzende erklärte, die für Mai geplante Abnahme konnte nicht stattfinden, weil der Baustellenleiter die angeforderten Unterlagen nicht zur Verfügung gestellt hat, die zwischenzeitlich nun eintrafen. Ioan Cindrea teilte mit, er habe die drei an der Modernisierung des Flughafens beteiligten Seiten – Obermeyer und Iptana (Projekt), die Beraterfirma Dornier Consulting und das Bauunternehmen Max Bögl – zu einem Gespräch eingeladen und möchte sie bitten, das Problem im gegenseitigen Einvernehmen zu lösen. Sollte das nicht möglich sein, werde ein „starker Prozess“ folgen.