Rekordbeteiligung bei Erntedankfest in Großsanktnikolaus

Sprachdiplomverleihung für Schüler deutscher Abteilung / Deutscher Konsul erstmalig dabei

So groß wie noch nie war das diesjährige Erntedankfest in Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare. Angefangen vom Kindergarten bis hin zu den älteren Schülern und Absolventen der deutschen Schule in Großsanktnikolaus waren alle mit Freude dabei, sodass schließlich über 180 Teilnehmer den diesjährigen Trachtenaufmarsch durch die Temescher Kleinstadt mitgestalteten. In Großsanktnikolaus wird zwar das Weihefest der römisch-katholischen Kirche nicht mehr begangen, dafür aber das Erntedankfest, das seit Jahren zu einer Tradition geworden ist. „Vine Kirwaiul“ (auf Deutsch: die Kirchweih kommt) heißt es immer noch seitens der rumänischen Mitbürger, und das ist schon mal ein gutes Zeichen, weiß die Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus, Dietlinde Huhn: „Wir zeigen Präsenz in der Ortschaft“, betont sie.

Dass in Großsanktnikolaus kein Kirchweih-, sondern ein Erntedankfest begangen wird, hat zwei Gründe. Zum einen war es die große Auswanderungswelle Anfang der 1990er Jahre. „Das Kirchweihfest konnte nicht mehr gefeiert werden, denn es fehlte die Jugend. Außerdem waren auch die finanziellen Auslagen nicht mehr gesichert“, sagt Dietlinde Huhn. Trotzdem haben Kirchweih- und Erntedankfest gemeinsame Elemente, erklärt die Forumsvorsitzende. „Auch das Kirchweihfest, das im Oktober gefeiert wurde, war irgendwie mit dem Dank für ein verflossenes Erntejahr verbunden“, meint Dietlinde Huhn. So wurde ein neues, tragbares Konzept erarbeitet, das von allen Beteiligten – den Kindergartenkindern und Schülern der deutschen Abteilung – nun schon seit einigen Jahren mit Enthusiasmus umgesetzt wird.

Veranstalter des Erntedankfestes sind traditionsgemäß das Demokratische Forum der Deutschen in Großsanktnikolaus, die deutsche Abteilung der Allgemeinschule Nr. 2 „Nestor Oprean“, das Bürgermeisteramt und die römisch-katholische Pfarrei im Ort. Das Fest begann am ersten Sonntag im Oktober mit einem Festgottesdienst in der römisch-katholischen Kirche, an dem sich die Schüler der deutschen Abteilung beteiligten. Bei dem anschließenden Trachtenaufmarsch machte auch die Trachtengruppe aus Warjasch, die „Warjascher Spatzen“ unter der Leitung von Hansi Müller und Monica Lazea mit, wobei für die Musik die Henschel-Blaskapelle aus Rekasch zuständig war. Vor dem Rathaus boten die Teilnehmer ein kurzes Programm, bestehend aus Singspielen und deutschen Volkstänzen. Nach dem Mittagessen gab es im Forumshof die beliebte Rallye zum Thema „Großsanktnikolaus im Herbst“. Bei der „Rallye“ handelt es sich um einen Wettbewerb in deutscher Sprache, an dem sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5-8 beteiligen und in Gruppen verschiedene Proben bewältigen müssen. „Ich bin schon seit vielen Jahren bei dem Erntedankfest dabei, doch so viele Teilnehmer wie in diesem Jahr hat es bisher noch nie gegeben“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Ramona Roosz-Suba. Die deutsche Abteilung besuchen 158 Schüler, ließ Ramona Roosz-Suba wissen. „Das Fest ist sehr schön. Wir sind hier eine Minderheit und ich freue mich, dass die Tradition weitergeführt wird“, sagte Sarah Zembre-Peter, die die achte Klasse der deutschen Abteilung in Großsanktnikolaus besucht.

Eine Neuigkeit war in diesem Jahr die feierliche Übergabe der Deutschen Sprachdiplome – Stufe I an die Schülerinnen und Schüler der deutschen Abteilung, die ebenfalls während des Erntedankfestes stattfand. Dabei handelt es sich um das Niveau A2/B1, das die Achtklässler nachweisen mussten. Die Prüfung hatte im Frühling stattgefunden. „Die Ergebnisse sind außergewöhnlich gut. Für die Schüler ist es eine Möglichkeit, die DaM-Abteilung mit einem Sprachdiplom zu verlassen“, führte Birgit Söldenwagner, die Fachberaterin für Deutsch seitens der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen aus.

17 Schülerinnen und Schüler, die in Großsanktnikolaus die achte Klasse abgeschlossen haben, erhielten das Sprachdiplom. „Die Prüfung war leichter, als ich das gedacht hatte“, sagte Astrid Kataro (15), die seit der neunten Klasse das Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Temeswar besucht. Sie ist die einzige, die weiterhin eine deutsche Schule besuchen wird – ihre Kolleginnen und Kollegen werden weiter das rumänische Lyzeum in Großsanktnikolaus besuchen.

Der feierlichen Sprachdiplomübergabe wohnte auch der deutsche Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn, bei. Für den Konsul war es das erste Mal, dass er der Temescher Kleinstadt einen Besuch abstattete. „In Großsanktnikolaus gibt es ein reges Interesse für die deutsche Sprache. Ich habe mit Vergnügen mitbekommen, dass die Ergebnisse der Sprachdiplomprüfung fast sensationell waren. Ich glaube, dass durch diese positiven Ergebnisse die nachfolgenden Schüler einen Richtwert haben“, sagte Konsul Maruhn. Das DSD I-Diplom bietet all jenen, die es in der Tasche haben, verschiedene Vorteile. „Mit diesem Sprachdiplom können sie nach dem Abitur eine Studienakademie in Deutschland besuchen und ein Jahr später ein normales Uni-Studium. Auch bei der Arbeitssuche werden sie einen deutlichen Vorteil haben, denn für viele Arbeitgeber ist das Niveau B2 ausreichend“, sagte Birgit Söldenwagner.