Restaurierungs- und Ausbildungsarbeit

Neues Projekt zur Berufsausbildung für Orgelbauer und Schreiner an der Fachschule von Honigberg

War bis vor einigen Jahren Honigberg landesweit durch die Kirchenburg bekannt, weist sich die Ortschaft nun auch durch die Tätigkeit der da befindlichen beruflichen Orgelbauschule aus.

Barbara Duttli stellt eine neue da gebaute Orgel vor.

Bei den Restaurierungsarbeiten der Orgeln fällt Schreinern eine besonderes wichtige Rolle zu.

Die Orgelbauwerkstatt in Honigberg wurde auch als Bau zweckentsprechend gestaltet.
Fotos: Dieter Drotlef

Die rund 1500 in Siebenbürgen bestehenden Orgeln in Kirchen unterschiedlicher Konfessionen, die Existenz der Schweizerischen Stiftung für Orgeln in Rumänien, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung für Berufsausbildung in Rumänien (FPPR)   2003 der Orgelbauwerkstatt in Honigberg gründen konnte, das inzwischen über die Landesgrenzen erzielte Renommee, waren auch Anlass, dass im Herbst des Vorjahres in Hermannstadt der Weltkongress der Orgelbauer stattgefunden hat. Daran beteiligten sich über einhundert Fachleute aus 26 Ländern von vier Kontinenten und erzielten  bleibende Eindrücke. Die Teilnehmer konnten alte restaurierte Orgeln, aber auch eine neue, die von den in Honigberg ausgebildeten Fachleuten in Bukarest an der Universität für  Musik gebaut wurde, bestaunen, sich an deren Klängen erfreuen, aber auch die Arbeit in der Honigberger Orgelbauwerkstatt schätzen lernen. Inzwischen werden  Orgeln da nicht nur restauriert, sondern auch neue gebaut und auch exportiert. Bisher gingen derartige „Königinnen der Instrumente“ nach Budapest, nach Österreich, in die Schweiz.

Die aus Zumikon in der Schweiz kommende Orgelbauerin und Pädagogin Barbara Duttli, die schon 2002 für das Projekt der Orgelbauschule in Honigberg gewonnen werden konnte und vor Ort diese leitet, wie auch Restaurierungsarbeiten durchführt, kann mit Stolz auf das bisher Geleistete zurückblicken. Bisher konnten 50 Orgeln restauriert werden, 22 Orgelbauer in drei Jahre dauernden Ausbildungen den Beruf erlernen. Die berufliche Ausbildung erfolgt nach dem dualen Unterrichtssystem, 80 Prozent Praktikum und 20 Prozent Theorie.

Mai einberufenen Pressekonferenz in der Orgelbauwerkstatt von Honigberg stellte Barbara Duttli gemeinsam mit Istvan Szabo, der  behilflich in der Implementierung eines neues Projektes ihr zur Seite steht, das neue Vorhaben vor.  Ab 1. April 2015  hat die Stiftung für Berufsausbildung in Rumänien (FPPR) das Projekt „Berufliche Ausbildung für Orgelbauer und Schreiner“ aufgenommen, das eine Mitfinanzierung seitens der Schweiz vermittels des Beitrages für die Europäische Union erhält.  Das Projekt läuft über die Schweizerische Stiftung für Orgeln in Rumänien  (SSOR) und beläuft sich auf 247.151, 77 Schweizer Franken.  Innerhalb dieses Projektes, das eine Dauer von 24 Monaten hat, sollen fünf Absolventen eine zusätzliche zweijährige Ausbildung  der Masterklasse erhalten. 

Diese werden die Möglichkeit haben, sich in alle Etappen einer Orgelrestaurierung zu implizieren, in dem sie auch Beratung und Ausbildung bieten werden, aber auch als werdende Unternehmer Anleitung erhalten.  Drei der auserwählten Orgelbauschüler  sollen auch eine Zukunftsstrategie ausarbeiten. Anleitungen in dieser Zeitspanne erhalten die fünf Teilnehmer an dem Projekt von Barbara Duttli, zwei weiteren Orgelbauern aus der Schweiz, weiteren Experten im Bereich. In dieser Zeitspanne soll auch mindestens eine Orgel restauriert werden.

Ein allgemeines Problem, das bisher noch nicht entsprechendes Verständnis gefunden hat, ist das des Services der Instrumente, der nach einer Restaurierung geleistet werden muss. Nach abgeschlossener Restaurierung bietet die Orgelwerkstatt eine Garantiezeit von zwei bis drei Jahren. In dieser Zeitspanne reist Barbara Dutlli vor Ostern von Ortschaft zu Ortschaft, um an diesen Instrumenten  kleine, erforderliche Eingriffe vorzunehmen. Sehr wichtig ist aber auch, dass nach diesem Termin die Orgeln immer wieder von Fachleuten begutachtet werden. Geschieht das nicht, was man durch eine Servicevertrag sichern könnte, besteht die Gefahr, dass im Lauf der Jahre wieder Schäden aufkommen, die bedeutend kostspieliger sind. Die evangelischen Kirchengemeinden haben das verstanden, nicht aber auch andere.

Anschließend an die Pressekonferenz fand eine Führung durch die Orgelbauwerkstatt von Honigberg statt, die gegenwärtig über 14 Angestellte verfügt. Da konnte man die zukünftigen Orgelbauer und Schreiner an der Arbeit sehen, weitere Informationen über diesen seltenen Tätigkeitsbereich erhalten. Gegenwärtig wird da an der Restaurierung der Orgel aus der Reformierten Kirche von Klausenburg gearbeitet, die im August  wieder eingeweiht werden soll. Diese wurde 1914 gebaut. Teile der Orgelpfeifen, die aus Blei und Zinn gegossen sind, müssen restauriert oder neu gegossen werden. Holzteile sowie Gebläse müssen ersetzt werden. Dafür benötigt es vor allem Kirschholz für das Gehäuse, andere Hartholzarten für Bestandteile.

Eine kleine Orgel, gebaut nach einem Modell der kleinsten Orgel der Welt aus dem 16. Jahrhundert, wurde bei dieser Gelegenheit auch vorgeführt. Diese wird in Kürze in Hermannstadt im Rahmen eines Orgelkonzertes vorgestellt werden.

Die Ausbildung der zukünftigen Orgelbauer findet nach einem deutschen Lehrprogramm statt. Nach Abschluss  der dreijährigen Vorbereitung erhalten die Absolventen ein vom rumänischen Bildungsministerium anerkanntes Diplom. Gegründet wurde die Schweizerische Stiftung für Orgeln in Rumänien von Ferdinand Stemmer der dieser bis 2010 als Präsident vorgestanden ist.

„Mit großer Freude und Dankbarkeit sehen wir auf das letzte Jahrzehnt Orgelentwicklung  zurück. Durch ihre Weitsicht und ihren Einsatz hat die Stiftung über die Restaurierungswerkstatt in Honigberg wesentlich zur Rettung und Erhalt, sowie zur erstarkten Nutzung  der einmaligen Orgel- und Klangvielfalt Siebenbürgens und unserer evangelischen Kirchen beigetragen“, unterstrich der Bischof der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien Reinhart Guib im Vorjahr.