„Reticulum“ in der Calpe-Galerie

Temeswarer Bildhauerin über Sterne, Reisen, Äonen

Nada Stojicis „Äonen“ erinnern an organische Urformen, die seit dem Beginn der Zeit stammen.
Foto: Borco Ilin

Blaue hauchdünne Landkarten, Reisen, Sterne, Symbole auf Kalkpapier gezeichnet, die sich dann in Keramik- und Bronzeobjekten verkörpern. Die durchsichtigen blauen Karten schweben an den Galeriewänden, die Bronzeplastiken auf den hohen Sockeln bilden den Kontrast dazu, stellen solide Kontrapunkte dar. Auf den Karten, mehrere Schichten: die Luftansicht einer Stadt, darüber die Zeichnung eines Sternbildes und dazwischen das Blau, wo Himmel und Erde zusammenfließen. Ein Zyklus von Formen und Symbolen, der auf dem durchsichtigen Zeichenpapier beginnt, über Keramikobjekte führt und schließlich in Bronze verewigt wird: „Bronze, das nobelste Material, der Traum jedes Bildhauers“. Es handelt sich dabei um „Reticulum“, die Ausstellung der Temeswarer Künstlerin Nada Stojici, die derzeit in der Calpe-Galerie in Temeswar dem Publikum präsentiert wird.

„Reticulum“ – lateinisch für „Netz“ – ist ein Sternbild des Südhimmels, das 1624 vom deutschen Astronom Jakob Bartsch entdeckt wurde. Der ursprüngliche Name des Sternbildes, „Rhombus“, wurde etwa ein Jahrhundert später von Nicolas Louis de Lacaille in „Reticulum“ geändert. „Ein Sternbild mit fünf Sternen, ganz interessant Alpha, Zeta“, so Nada Stojici dazu.

Blau – eine Farbe, die der Künstlerin aus der Seele spricht, „ihr“ Blau, das sie seit Jahren „verfolgt“, eine Mischung aus Ultramarinblau mit Preußischblau. „Diese Zeichnungen sind astral, dieses galaktische, königliche Blau zielt irgendwo zum Himmel, zu einem tieferen Himmel hin, wo ich mir einen fixen Punkt auswählte: das Sternbild Reticulum“, erläutert die Künstlerin. Ihre Skulpturen werden durch Zeichnungen ergänzt: „Manche davon stellen Reisen dar, andere sind Zeichen, die die Plastiken begleiten und in einen Dialog zu diesen treten.“

Die Exponate sind namenlos, die Künstlerin hat sie nicht einzeln betitelt. Es sind Kompositionen, die der selben Formenwelt, dem selben ästhetischen Konzept entstammen. Ursprünglich nannte sie die Objekte „Äonen“, eine Bezeichnung, die die Künstlerin heute als zu „hermetisch“, „philosophisch“ ablegt. Konzepte wie Zeit, Ewigkeit, Unendlichkeit, die an entfernte Welten, Zeiten erinnern und die „Äonen“, zell-, eiförmige Objekte, einige davon Bronzeplastiken mit einer Trichteröffnung, wie die eines Musikinstruments. Ein einfaches Blatt dann und wann hinzugefügt, weist auf eine konkretere, organische, für den Menschen verständliche, unmittelbare, greifbare Welt hin.

Die ausgestellten Werke sind neuere Arbeiten einer Serie, mit der sich die Künstlerin seit etwa vier Jahren beschäftigt. Ihre früheren Holzskulpturen, aus unzähligen kleinen Kuben mit Sorgfalt zusammengesetzte Objekte, die trotzdem Spontaneität ausdrücken, fast die Spontaneität des (Kinder)Spiels, luden die Besucher, früher wie jetzt, in der neuen Schaffensphase, ein, die Arbeiten mit dem Tastsinn zu erfassen.

Nada Stojici (*1980) absolvierte ebenda das Kunstlyzeum und studierte anschließend Bildhauerei an der Kunsthochschule der West-Universität. 2013 begann sie ein Promotionsstudium. Sie stellte in Temeswar, Arad, Frauenbach/Baia Mare, Bukarest, aber auch in Ungarn, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Griechenland, Bulgarien und Taiwan aus.

Die Ausstellung ist bis zum 8. April, täglich zwischen 16-20 Uhr, zu sehen.