Roşia Montană

Symbolfoto: sxc.hu

Haben Sie schon einmal Zigarettenwerbung auf einer Webseite gesehen, die vor den Risikofaktoren für Lungenkrebs warnt? Oder eine Anzeige für ein Sexportal auf der Seite eines orthodoxen Klosters? Na, dann vielleicht wenigstens eine aggressiv aufblinkende Werbung für Sahnetorte auf der Homepage der Weight-Watchers? Mit Google-Adwords geht sowas, man muss es nur geschickt genug anstellen!

So wie der Urheber der Werbung „JA - Roşia Montană“, die sich als aggressives Werbebanner nicht nur im deutsch-russischen Wörterbuch oder in den Rumänienforen des Rennkuckuck, sondern sogar auf der Homepage von Alburnus Maior – also genau der Organisation, die gegen das umstrittene Goldprojekt kämpft – aufdrängt! Wenn man dort den Film anschaut, der einem erklärt, warum die lokalen Bewohner sich GEGEN den Goldabbau mit Zyaniden wehren, flimmert einem – wie ein dazugehöriger Untertitel genau im Filmfenster – ein Banner „JA - Roşia Montană“ vor die Nase, das zur BeFÜRwortung desselben auffordert! Wer das eilig wegklicken will und dabei nicht genau auf das winzige Kreuzchen trifft, oder wer den Unterschied nicht bemerkt, weil er meint, es gehöre zur Seite, hat schnell versehentlich draufgeklickt. Dann öffnet sich ein Formularfeld, wo man seine Daten eingeben kann – und schwupps, hat man genau das Gegenteil der eigenen Meinung bekundet. Dummer Zufall oder beabsichtigte Irreführung?

Wer sich mit Google-Anzeigen auskennt, weiß, dass die Omnipräsenz eines Slogans im Internet ganz schön Geld kostet. Während man also in den Medien die angebliche Förderung von gegen das Goldprojekt demonstrierenden NGO durch die Soros-Stiftung laut anprangert, wird die Finanzierung der als Meinungsforschung getarnten Pro-Goldprojekt-Werbung klaglos hingenommen. Ist ja auch normal, dass eine Firma für ihre Interessen wirbt. Normal auch, dass die Angestellten der Roşia Montană Gold Corporation fürs Demonstrieren bezahlt werden... und dann in der Dorfkneipe zu den Gegnern sagen: „Gebt uns halt mehr Geld – und wir schlagen uns auf eure Seite“. Alles eine Frage des Preises. Letztlich kämpft hier doch bloß wieder Geld gegen Geld – wer mehr hat, hat die besseren Chancen, auf dem Markt entsprechend wahrgenommen zu werden. Und natürlich wirkt eine grafisch aufwändig gestaltete Anzeige seriöser als so manches entgleiste Demo-Plakat eines verzweifelten Zyanidprojekt-Gegners, der mit emotionellen Unmutsbekundungen ein wenig über das eigentliche Ziel hinausschießt...

Nun aber die gute Nachricht: Da der Urheber der Google-Anzeige bei jedem einzelnen Klick bezahlt, kann man getrost auch als GEGNER des Goldprojekts so oft wie möglich auf den PRO-Werbelink klicken – natürlich ohne das dahinterstehende Datenformular auszufüllen. Warum? Weil der Auftraggeber sich dann dumm und dämlich zahlt, doch außer einer anonymen Google-Statistik – Millionen Klicks auf den Link: WHOW! Was für ein Interesse – außer Spesen nix gewesen! Oder wen beeindruckt eine Petition ohne Namen?
Und wenn dann auffliegen sollte, dass vielleicht eine Stiftung Internet-Usern fette Summen fürs stundenlange, wiederholte Klicken auf die Pro-Goldprojekt-Anzeige bezahlt... Na, wer will sich darüber beschweren?