Rumänien bis 2020 – Herausforderungen für Wirtschaft und Politik

Predoiu: „Wir müssen Vertrauen aufbauen, sonst scheitern wir“

Welchen Weg schlägt die Wirtschaft Rumäniens zukünftig ein? Gemeinsam mit der Bukarester Fakultät für Betriebswirtschaft versuchte die Konrad-Adenauer-Stiftung am vergangenen Dienstag, auf einer Podiumsdiskussion die mittel- und langfristigen Entwicklungsaussichten des Landes zu umreißen. „Rumänien 2020 – auf der Suche nach der nachhaltigen Entwicklung“: Unter diesem Motto sollten eventuelle Lösungsansätze für die Hauptprobleme, mit denen sich die rumänische Wirtschaft gegenwärtig auseinandersetzt, gefunden und benannt werden. Die Veranstaltung, so die Organisatoren in einer vorab veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung, sollte einen eigenen Beitrag zum Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Bildung leisten.

Im Rahmen des Podiumsgesprächs legten unter anderem der PNL-Vizevorsitzende Cătălin Prediou und Guillermo Tolosa, für Rumänien zuständiger Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF), ihre jeweiligen Positionen dar. Sven-Joachim Irmer, Direktor des Bukarester Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, verwies eingangs auf die Notwendigkeit eines starken und offenen Dialogs zwischen Wirtschafts- und politischen Entscheidungsträgern: „Es geht nicht um Lobbying, sondern um eine Stärkung der sozialen Marktwirtschaft, was wir als Stiftung unterstützen.“ Adrian Tanţău, Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaft, gab für das künftige Verhältnis zwischen Ökonomie und der jungen, im Saal ebenfalls reichlich versammelten Studierendengeneration indessen eine klare Richtung vor: Die Wirtschaft und die Globalisierung seien die wesentlichen Orientierungspunkte, an denen sich das Studium künftig auszurichten hätte – die Fakultät verfüge daher bereits jetzt über einen starken fremdsprachlichen Sektor.

Predoiu rückte dagegen die Funktionalität und Effizienz eines Staates sowie seiner Verwaltung in den Mittelpunkt: Eine langfristige positive Entwicklung sei ohne diese Größen nicht möglich. Eine „intelligente Verwaltung“ müsse begreifen, dass sie im Dienste der Bürger stehe, während eine Partnerschaft zwischen der Politik auf der einen und Zivilgesellschaft, Bildungssektor und Wirtschaft auf der anderen Seite helfe, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen: „Das Vertrauen muss wieder aufgebaut werden, sonst werden wir Zeugen eines Scheiterns“, so der PNL-Politiker. Die Förderung kreativer und mittelständischer Unternehmen müsse im Vordergrund stehen, und die Landwirtschaft könne nicht länger auf dem Niveau einer Subsistenzwirtschaft verharren. Zudem seien insbesondere in den Staatsbetrieben Strukturreformen unumgänglich: Diese müssten mit neuen Verwaltungsstrukturen dazu angehalten werden, effizienter zu wirtschaften.

Für Tolosa in seiner Funktion als IWF-Vertreter spielt der Staat indessen eine untergeordnete Rolle bei der Zukunftsgestaltung: Nur die Wirtschaft selbst, nicht jedoch die Regierung könne für Wachstum sorgen. So sei es dank marktwirtschaftlicher Freiheit möglich, auf der Grundlage von Unternehmensgewinnen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Allerdings ließ er offen, inwiefern die erhofften Gewinnsteigerungen auf Unternehmerseite auch zu einer wirklich nachhaltigen – also einer sozial robusten, auch auf Arbeitnehmerseite spürbaren – Entwicklung der Wirtschaft Rumäniens beitragen und welche Mechanismen dies sicherstellen könnten.

Ein Grundproblem vermochte die Veranstaltung dennoch hervorzuheben: Die aktuellen politischen Auseinandersetzungen, insbeson-dere jene um unterschiedliche wirtschafts- und finanzpolitische Standpunkte, verdecken den Blick auf ein Grundproblem: Rumänien benötigt eine langfristige Vision für seine künftige wirtschaftliche Entwicklung im europäischen Rahmen, unabhängig von den momentan dominierenden alltagspolitischen Debatten.