Rumänien ist das europäische Kanada

ADZ-Gespräch mit dem Start-Up-Unternehmer Mark-Alex Muntean

Er hat Rumänien wiederentdeckt. Der aus Anina/Steierdorf gebürtige Jungunternehmer Mark-Alex Muntean möchte das Banat für Touristen aus dem Ausland erschließen. Muntean hat die Welt bereist, doch für ihn bleibt die Westregion Rumäniens einzigartig. Ein Ort, der zur Erkundung und zum Abenteuer einlädt. ADZ-Redakteur Robert Tari sprach mit Mark-Alex Muntean über seine neu gegründete Firma sowie seine Pläne für die Zukunft.
 
 

Cosmopolit heißt Ihr neu gegründetes Unternehmen. Sie bieten Touren im und über das Banat an. Wieso haben Sie sich als deutscher Staatsbürger gerade für das Banat als Region entschieden?

In dieser Region wurde ich geboren, genauer gesagt in Anina. Es war schon immer ein Traum gewesen, meinem Heimatland etwas zurückzugeben, die positiven Merkmale dieser Region zu unterstreichen und sie der Welt zugänglich zu machen. In erster Linie steht der interkulturelle Austausch im Fokus dieser Arbeit.
 

Können Sie mir kurz etwas über Ihre Angebote sagen? Wen sprechen in erster Linie Ihre Touren an?

Cosmopolit hat sich zum Ziel gesetzt, die Hauptstadt des Banats und dessen Umland zu promoten. Es handelt sich um historische Touren in Temeswar und um Wandertouren im Nationalpark Semenic, die angeboten werden. Im weiteren Verlauf werden die Programmpunkte kontinuierlich erweitert. Es folgen auch Events und Beratungen im Tourismusmanagement.

Die Klientel, die wir ansprechen, besteht vor allem aus weltoffenen Menschen, die den interkulturellen Austausch nicht scheuen und offen für neue Eindrücke und Erlebnisse sind. Das Alter lässt sich dabei nicht wirklich kategorisieren, es ist völlig unterschiedlich. Ob jung oder alt, für jeden ist etwas in dieser Region dabei.
 

Das Banat ist nicht nur historisch eine Attraktion. Es gibt viel zu entdecken und zu erleben im Westen Rumäniens. Worauf fällt denn bei Ihnen der besondere Fokus?

Der besondere Fokus liegt hierbei eindeutig auf dem Kulturtourismus. Wir betreiben keinen Massentourismus, sondern wollen die Gäste für die Region begeistern und alte Vorurteile aus dem Weg räumen. Die Kombination aus Kultur und Natur gilt es, dem Gast zu präsentieren. Es geht aber nicht nur um die Promotion der Region, ein weiterer Schwerpunkt ist die Stärkung der lokalen Akteure und deren Angebote zu verbessern und sie dabei zu beraten, wie sie profitabler und attraktiver für Gäste und Kunden werden, somit können die touristischen Leistungen stetig verbessert werden. Dieser Umstand erlaubt eine sogenannte Win-Win-Situation.

Erzählen Sie mir kurz etwas über Ihren persönlichen Werdegang.

Nun, während meines Wirtschaftsgeografie-Studiums an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg habe ich zahlreiche Praktika bei der Industrie- und Handelskammer in Deutschland und in Rumänien absolviert, danach diverse Tourismuspraktika in Laos/Nordostthailand, Berchtesgaden und im Bayrischen Wald durchgeführt. Das Interesse für den Bereich Tourismus brachte mich soweit, dass ich nach meinem Studienabschluss in Heidelberg ein zusätzliches Tourismusstudium in Frankfurt am Main durchführte. Danach arbeitete ich einige Monate in Leipzig in einem Kultur-Tourismusbüro und jetzt bin ich wieder in Temeswar.
 

Was ist für Sie die schönste Attraktion im Banat? Was würden Sie jedem Ausländer wärmstens empfehlen?

Die komplexe Geschichte dieser Region macht alle Orte darin einzigartig. Aber mich persönlich fasziniert vor allem die unberührte Natur der Banater Bergwelt. Man hat teilweise den Eindruck, man würde sich in einer Art „Europäischem Kanada“ befinden. Es ist wirklich bemerkenswert, wie wunderbar diese wilde Natur sein kann.

Aus diesem Grunde versuchen wir, noch viel mehr Touren im Nationalpark Semenic anzubieten. Diese Erfahrung kann ich jedem Touristen wärmstens empfehlen.
 

Wie schwierig ist es, ein Start-Up in Rumänien zu gründen?

Es war, ehrlich gesagt, nicht gerade einfach, eine Firma zu gründen, aber wo ein Wille ist, ist auch bekanntlich ein Weg. Mit Geduld und Zuversicht konnte ich letztendlich alles positiv umsetzen. Die Adaptionsphase war die schwierigste. Rumänien ist nicht Deutschland, da darf man sich keine falschen Vorstellungen machen. Letztendlich darf man ein solches Projekt aber nicht pessimistisch betrachten, das wäre der total verkehrte Weg. Ich bin froh, dass ich es gewagt habe.
 

Was sind Ihre persönlichen Pläne für die Zukunft von Cosmopolit?

Es geht in erster Linie darum, die Idee Cosmopolit in Europa zu bewerben. Marketing ist das A und O aller Start-Ups. Danach wird das Portfolio nach und nach erweitert. Der interkulturelle Austausch hat hierbei oberste Priorität. Wir sind eine multikulturelle, weltoffene Region und möchten auch so wahrgenommen werden. Dies gilt es zu optimieren.

Am Schnittpunkt des Dreiländerecks Rumänien-Ungarn-Serbien hat das rumänische Banat ein enormes touristisches Entwicklungspotenzial. Das Banat und vor allem Temeswar ist das sogenannte Tor zum Westen und gleichzeitig auch die Passage zu Rumänien.
 

Und wie sehen Sie die Zukunft des Banats aus touristischer Sicht?

Durch den internationalen Flughafen und den Autobahnanschluss in Richtung Budapest ist die Region infrastrukturell bestens erschlossen.

Donaufahrradweg, Wandertouren, City-Touren, gute Übernachtungsmöglichkeiten und eine Modernisierung der urbanen und regionalen Areale bieten gute Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Trotz aller Euphorie muss man aber realistisch bleiben und kontinuierlich an der Optimierung der touristischen Serviceleistungen arbeiten. Temeswar bewirbt sich als Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 2021. Dieses Ziel versuchen wir durch unsere Arbeit kontinuierlich zu unterstützen und vor allem Europa schmackhaft zu machen. Osteuropa ist eine wahre touristische Schatzkammer, einige Juwelen befinden sich auch im Banat.