Rundtischgespräch zur Finanzierung von Kulturprojekten

Temeswarer Institutionen sind mit der Geldverteilung unzufrieden

Das Plai-Festival in Temeswar bekommt in diesem Jahr 200.000 Lei aus dem Temeswarer Haushalt – ein Drittel der beantragten Summe.
Foto: Zoltán Pàzmány

Immer wieder kommt die Frage auf: Wird denn die Stadt Temeswar Kulturhauptstadt Europas 2021 werden? Dass man es sich wünscht, das ist sicher. Die Kulturvereine sind jedoch mit den Entscheidungen der Stadt immer öfter unzufrieden. Kürzlich beklagten sie sich darüber, dass das Auswahlverfahren zur Finanzierung von unabhängigen Kulturprojekten aus dem Temeswarer Haushalt 2016 ungerecht verlief. Zu diesem Thema veranstalteten einige Vereine und Kulturinstitutionen ein Rundtischgespräch und versuchten dabei, eine nachhaltige Lösung zu finden. Zum Treffen kamen Vertreter von Vereinen, die unter anderem Festivals wie das Timishort- und Ceau, Cinema!-Filmfestival, das Antagon- und Simultan-Theaterfestival sowie Street Delivery veranstalten, aber auch Leute von verschiedenen Institutionen, wie etwa vom Deutschen Kulturzentrum, dem Französischen Institut, dem Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar und vom Verein „Temeswar Kulturhauptstadt Europas 2021“.

Insgesamt 114 Projekte wurden von Stiftungen, Vereinen und NGOs, die verschiedene Kulturereignisse in Temeswar veranstalten, beim Bürgermeisteramt für eine Finanzierung eingereicht. Allein 99 wurden ausgewählt und werden über einen Zuschuss seitens der Stadt verfügen. Die höchste Summe aus dem Temeswarer Haushalt bekommt das Plai-Festival – 200.000 Lei. Das, obwohl die Veranstalter des Worldmusic-Festivals 600.000 Lei beantragt haben. Unter anderem bekommt noch die Rumänisch-Deutsche Kulturgesellschaft 92.300 Lei für die Veranstaltung der zweiten Auflage des Festivals für Performative Künste; das Timishort-Kurzfilmfestival erhält eine Finanzierung von 42.800 Lei und das Ceau, Cinema!-Filmfestival 8900 Lei für seine dritte Auflage. Aus dem Geldtopf der Kommune werden in diesem Jahr rund 1,2 Millionen Lei für unabhängige Kulturprojekte bereitgestellt. Der Betrag nähert sich der beantragten Gesamtsumme (über 6 Millionen Lei) nicht einmal, wobei dies für Unzufriedenheit unter vielen Bewerbern sorgte.

Einige Veranstalter stellten ihre Projekte sogar in Frage – denn mit wenig Geld kann man kaum Projekte umsetzen, betonten sie. In dieser Lage befinde sich auch das gemeinsame Event des Französischen Instituts und des Deutschen Kulturzentrums Temeswar, die Traditionsveranstaltung „Cafékultour“. Auch das Festival für darstellende Kunst musste sein Veranstaltungsprogramm von sieben auf drei Tage reduzieren. Nicht nur die Summe, sondern auch die Verteilung der Fonds im Allgemeinen war Diskussionsthema, denn der Bewertungsprozess der Projekte wurde in diesem Jahr von dem Kulturhaus der Stadt Temeswar vorgenommen.

Außer den Veranstaltern zeigten sich auch einige Stadträte über die Bewertung der Projekte unzufrieden. Einige Projekte verfügten nach der Geldverteilung über einen zusätzlichen Zuschuss aus dem Haushalt, dies jedoch, ohne dass die Projekte aufs Neue analysiert werden. Um diese Problematik zu besprechen und um das Verfahren zu optimieren, wurde das jüngste Treffen veranstaltet. Als Beispiel für eine bessere Zusammenarbeit der Vereine mit den Behörden wurde die Stadt Klausenburg/Cluj Napoca, der Gegenkandidat Temeswars für den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ und eine Stadt mit ähnlicher Einwohnerzahl wie die Begastadt, angeführt. Dort wurden in diesem Jahr für die Finanzierung von unabhängigen Kulturveranstaltungen rund 8,9 Millionen Lei bereitgestellt. Die Vereine hoben erneut die Notwendigkeit hervor, gemeinsam für einen gemeinsamen Zweck zur arbeiten: Dass die Stadt Temeswar den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt 2021 erhält.

Infolge des Rundtischgesprächs wurde auch ein offener Brief verfasst. Dieser ist an den amtierenden Bürgermeister Nicolae Robu, an Vizebürgermeister Dan Diaconu und an den Temeswarer Kulturausschuss gerichtet. Neben den verschiedenen Unzufriedenheiten, die aufgelistet wurden, verlangen die Unterschreiber des Briefes, auch die Kulturstrategie der Stadt für die Zeitspanne 2014-2024 durch Qualität und Transparenz sowie die Bewertung der Anträge für Kulturprojekte durch mehrere Maßnahmen zu verbessern. Dabei wird auch gefordert, dass ein neues Treffen zu diesem Thema stattfinden soll. Ziel ist, die Qualität und die Wettbewerbsfähigkeit der kulturellen Aktivitäten in der Stadt durch verschiedene Kulturprojekte zu erhöhen – hieß es im offenen Brief.