Sanierung der Sankt-Georgs-Kathedrale hat begonnen

Generalüberholung soll bis zum Kulturhauptstadtjahr beendet werden

Die Sankt-Georgs-Kathedrale erlebt in den kommenden Monaten, innen wie außen, eine Rundumsanierung.

Bei der Pressekonferenz vor Baustart: ADR-Vest-Direktor Sorin Maxim (links) sprach über das komplexe Bauvorhaben. Zu Wort kamen u. a. Bischof Josef Csaba Pál, Bürgermeister Nicolae Robu und der Vertreter des Temescher Kreisrats, Andrei Lucaci. Fotos: Zoltán Pázmány

Am vergangenen Sonntag, dem 27. Januar, wurden letztmalig Heilige Messen im Hohen Dom zu Temeswar/Timișoara zelebriert. Der Grund ist allerdings ein erfreulicher für die römisch-katholische Gemeinschaft aus dem Banat und für die Stadt Temeswar insgesamt. Die Sankt-Georgs-Kathedrale wird einer umfangreichen Generalüberholung unterzogen, die bis zum 1. Juli 2020 dauert. Es handelt sich um ein EU-Projekt im Gesamtwert von mehr als 21,7 Millionen Lei, davon sind 21,3 Millionen Lei nicht rückzahlpflichtige Mittel, bestehend größtenteils aus EU-Mitteln und teilweise auch aus Geldern aus dem Staatshaushalt. Davon kosten allein die Bauarbeiten 16,5 Millionen Lei, wobei 16,1 Millionen Lei EU-Mittel darstellen und der Rest den Beitrag der Römisch-Katholischen Diözese Temeswar. Die EU-Mittel wurden über das Operationelle Programm 2014-2020 beantragt.

Am Mittwoch vergangener Woche wurde in der Bischofskathedrale eine Pressekonferenz organisiert, um den Baustart anzukündigen. Anwesend waren der römisch-katholische Bischof Josef Csaba Pál, Alt-Bischof Martin Roos, der Direktor der Agentur für Regionalentwicklung ADR Vest, Sorin Maxim, der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu, Vertreter von Kreisrat und Präfektur sowie der deutsche Konsul in Temeswar, Ralf Krautkrämer. Nach einem kurzen Lied an der Orgel, dargeboten von Organist Róbert Bajkai-Fábián, sprachen die Anwesenden ein „Vaterunser“. Anschließend kamen die Offiziellen zu Wort. „Es ist eine Freunde für uns, Ihnen den Baubeginn heute bekannt zu geben“, sagte Bischof Josef Csaba Pál zur Eröffnung der Pressekonferenz.

ADR-Vest-Chef Sorin Maxim bezog sich auf die lange Zeit, die seit der Unterzeichnung des Finanzierungsvertrags bis zum konkreten Baubeginn verstrichen ist. „Solch großangelegte Projekte erfordern mehrere Kompetenzen, deswegen hat es so lange seit der Vertragsunterzeichnung gedauert“, erklärte Sorin Maxim. Im Mai 2017 unterschrieben Maxim und Alt-Bischof Roos den Finanzierungsvertrag für die umfangreichen Sanierungsarbeiten. Bei der Sankt-Georgs-Kathedrale handelt es sich um ein historisches Gebäude der A-Kategorie. Deswegen war es auch wichtig, dass sich Fachunternehmen um die Sanierungsarbeiten kümmern. „Es gibt praktisch zwei Verträge: mit dem Unternehmen Danart Import Export für die Restaurierung der Kunstwerke im Dom, und mit der Firma Constructim, die die allgemeinen Bauarbeiten vornimmt“, erklärte Kanzleidirektor Nikola Lauš der ADZ.

„Dieser Bau stellt von allen Gesichtspunkten ein erstrangiges Objektiv in Temeswar dar. Ein Eingriff, um ein solches Denkmal zu erhalten, war unbedingt notwendig“, sagte Bürgermeister Nicolae Robu, der zugleich auch den Wunsch äußerte, dass die Sanierungsarbeiten noch vor dem Kulturhauptstadtjahr 2021 beendet werden. „Ich weiß, dass die Arbeiten sehr komplex sind. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass im Jahr, in dem Temeswar Europäische Kulturhauptstadt ist, der Dom besichtigt werden kann – auch wenn noch womöglich Gerüste vorhanden sein werden“, sagte der Bürgermeister, der auch betonte: „Die Römisch-Katholische Kirche spielt eine sehr wichtige Rolle in unserer Stadt“.

Das EU-Projekt, das dem Hohen Dom zugute kommt, sieht eine Generalüberholung des historischen Baus vor. Es handelt sich um Arbeiten an der Fassade wie auch an dem Areal um den Dom, um die komplette Sanierung des Fußbodens und der Bänke in der Kathedrale, aber auch um die Restaurierung aller Gemälde, Statuen und sonstiger Kunstobjekte im Inneren. Auch die Krypta, in der die Bischöfe ruhen, soll saniert werden, ließ der Kanzleidirektor wissen. Auf die Frage des deutschen Konsuls, wie erdbebensicher denn die Domkirche sei, antwortete Nikola Lauš: „Der Dom ist eines der sichersten Gebäude in der Stadt Temeswar“. Gebaut wurde der Hohe Dom auf Pfählen, zumal da, wo er steht, während der Türkenzeit ein Sumpfgebiet, bzw. die nördliche Wasserschanze zwischen der Festung und der Vorstadt Große-Palanka lag.

Die Gläubigen, die bisher in den Hohen Dom zu den Gottesdiensten gekommen sind, können ab sofort in den Kirchen der sieben Pfarreien, die in der Stadt bestehen, oder in die Notre-Dame- oder Piaristenkirche gehen, erklärte Bischof Josef Csaba Pál auf Anfrage der ADZ. Außerdem habe die Innerstädtische Pfarrkirche in der Bolyai-János-Straße das Sonntagsprogramm des Doms übernommen. „Das Sonntagsprogramm beginnt um 9 Uhr mit der ungarischen Messe. Es folgen um 10 Uhr die deutsche Messe, um 11 Uhr die rumänische, um 12 Uhr die slowakische Messe und abends noch eine Messe, wie das im Dom der Fall war“, sagte der Bischof.

Der Grundstein des Hohen Doms, heutiger Sitz des Bischofs und des Domkapitels, wurde am 6. August 1736 von Bischof Falkenstein gesetzt. Die Pläne zum Bau der Domkirche erarbeitete Josef Emmanuel Fischer von Erlach, der auch den Bau der Wiener Hofburg und der berühmten Karlskirche leitete. Der Hohe Dom zu Temeswar wurde bis 1772 fertiggestellt, nachdem die Arbeiten zwischendurch für unterschiedliche Zeitspannen und aus verschiedenen Gründen gestockt hatten. Eine einzige Glocke aus dem Jahr 1763, von Josef Steinstock in Ofen/Buda gegossen, blieb bis heute erhalten – die restlichen vier wurden im Ersten Weltkrieg zerstört – Bischof Augustin Pacha ließ neue Glocken anfertigen, das Gleiche tat anschließend Sebastian Kräuter unter Zusammenarbeit seines damaligen Kanzleidirektors Martin Roos. Die Orgel, die im Hohen Dom ertönt, wurde von dem Temeswarer Meister Leopold Wegenstein 1907 geschaffen. Durch die Generalüberholung soll die Domkirche auch in den touristischen Kreislauf integriert werden.