Schatzsucher zerstören Höhlen

Reschitza - „50-60 Höhlen gibt es bereits im Banater Bergland, deren ursprünglicher Zustand infolge primitiver anthropischer Aktivitäten sogenannter ‘Schatzsucher’ nicht mehr wiederhergestellt werden kann und deren wissenschaftliche Erforschung unmöglich gemacht worden ist.“ Bogdan Bădescu, Leiter des Reschitzaer Vereins der Amateurhöhlenforscher „Exploratorii“ und Präsident des Rumänischen Landesverbands der Höhlenforscher ist dieser Tage ein zusätzliches Mal vor die Öffentlichkeit getreten, um diese gegen die Vandalisierung der Höhlen des im Banater Bergland befindlichen größten Karstgebiets Rumäniens zu mobilisieren.

Das „mehr oder weniger organisierte“ Schatzsucherwesen sei, laut Bădescu, „vor rund zwei Jahrzehnten“ auch im Banater Bergland aktiv geworden und „seither haben wir bei unseren systematischen Kartierungsarbeiten so um die 50-60 Höhlen in total zerstörtem Zustand vorgefunden.“ Auslöser der Aktivitäten der Schatzsucher seien „Ortslegenden“, wie sie in den Wirtshäusern „erzählt und aufgebauscht“ werden. „Wir haben es mit einem gesamtnationalen Phänomen zu tun“, dozierte Bădescu, „das auch im Banater Bergland seit Jahrzehnten zu beobachten ist und gegen welches die Autoritäten noch nie etwas Entscheidendes unternommen haben – mal abgesehen von den in den Medien groß aufgezogenen Aktionen mit den dakischen Armreifen.

Im Banater Bergland ist die Almasch-/Almăj-Senke an schlimmsten betroffen, sowie die Karstklammen des Südbanats mit ihren größtenteils noch unkartierten Höhlensystemen. So ist der Nationalpark Nera-Klamm – Beuşniţa-Wasserfälle ein Zielgebiet der Schatzsucher, nicht zuletzt, weil es dort auch die meisten Erzählungen über vergrabene und verborgene Schätze gibt. Das Resultat, das wir konstatieren müssen: zerstörte Höhlenhabitate, zerstrümmerte Stalagtiten und Stalagmiten, durchwühlte Sedimente und Fossilienlager.

Andrerseits finden wir in manchen der Höhlen nach bergmännischer Technologie gegrabene Galerien vor, durch Millionen Jahre alte Felsen, wo nur total Ahnungslose glauben können, dass sich darin Schätze verbergen. Was da in den vergangenen zwei Jahrzehnten zerstört wurde, das ist nie wieder gutzumachen. Wir können nur hoffen, dass solcherlei Vandalisierungen wenigstens in Zukunft vermieden werden können.“ Am schlimmsten zerstört werde die Morphologie der Höhlen, führte Bogdan Bădescu aus, die Höhlenfauna und -flora, die sowieso von extremster Sensibilität sind.

Sie werden oft von den geldhungrigen Ignoranten total vernichtet. In Zukunft seien in solchen Höhlen paläontologische Studien unmöglich, Fossiliendepots können nicht mehr datiert werden – etwa wie im Minisch-Tal zwischen Steierdorf und Bozovici, wo keine intakte Höhle mehr bekannt sei, oder in der Höhle Oala Crai im Almasch-Tal oder die Poaia Roşchii mit ihren Schachthöhlen bei Lăpuşnicul Mare.

„Wir haben noch nie einen Schatz in einer Höhle gefunden“, lächelte Bogdan Bădescu bitter, „obwohl wir seit gut 50 Jahren als Höhlenforscherverein existieren und wirklich intensiv und systematisch vorgehen und uns, bei unseren Arbeitsmethoden, kaum etwas entgehen kann. Außerdem: kein ernstzunehmender Höhlenforscher glaubt, jemals in einer Höhle einen Schatzfund zu machen. Zumindest keinen Schatz im Sinne derer, die die Höhlen zerstören, indem sie Schätze suchen.

Die Schätze, die wir finden und erforschen, sind die Höhlen selbst, in jenem Zustand, in welchem wir sie vorfinden. Ein Schatz ist die Höhle an sich, mit ihrer Fülle an wissenschaftlich erkundbaren und ästhetischen Inhalten – und gerade das zerstören ja die Schatzsucher auf regelrecht verbrecherische Weise. Wenn diese elementare Wahrheit diesen Instinktgetriebenen bewusst gemacht werden könnte, dann hätten wir schon viel gewonnen. Aber dahingehend muss uns auch die öffentliche Meinung unterstützen.“