Schiefergas-Explorationen: Revolte in Pungeşti, Solidaritätskundgebung in Bukarest

Chevron sieht von Aufstellung erster Bohrsonden in Ostrumänien vorläufig ab

Die Proteste der Einwohner von Punge{ti gegen die geplante Schiefergas-Prospektion vor Ort haben beste Aussichten, zu einem weiteren Dauerbrenner zu werden – Projektgegner aus allen Landesteilen kündigten bereits an, nach Ostrumänien reisen zu wollen, um ihre Solidarität mit den Dörflern zu bekunden.
Fotos: Agerpres/Christian Binder

Bukarest (ADZ) - Die zu Wochenbeginn ausgebrochenen Proteste der Bewohner der Gemeinde Pungeşti im Landeskreis Vaslui gegen die Aufstellung von Bohrsonden des US-Konzerns Chev-ron haben den Protestlern am Mittwoch einen ersten Etappensieg beschert: Der US-Konzern zog am Abend seine mit Anlagenteilen beladenen Laster vorerst ab, nachdem etwa 200 Dörfler die Zufahrtsstraße zum Prospektionsareal stundenlang blockiert hatten. Chevron hatte von den rumänischen Behörden zu Monatsbeginn die letzten Genehmigungen für seine geplanten Schiefergas-Explorationen erhalten.

Nachdem die Lokalbehörden ein erhebliches Gendarmenaufgebot nach Pungeşti beorderten, das die Blockade zu durchbrechen versuchte, wurde die Stimmung vor Ort immer hitziger – mehrere ältere Protestler mussten mit Herz- oder Blutdruckbeschwerden in Krankenhäuser gebracht werden. Am Nachmittag erhielten die Dörfler dann auch Schützenhilfe aus Bârlad sowie von ersten in Punge{ti eingetroffenen Umweltschützern. Der von der Presse auf „Bauernrevolte“ getaufte Protest wurde am Donnerstag fortgesetzt und dürfte sich weiter verstärken, da inzwischen auch Projektgegner aus Bukarest, Konstanza und Suceava ihre Anwesenheit vor Ort ankündigten.

In der Hauptstadt kam es am Mittwochabend zu einem Spontanprotest der seit Wochen demonstrierenden Gegner des Goldprojekts Roşia Montană; mehr als 2000 Menschen beteiligten sich an einem Protestmarsch durch das Stadtzentrum, sodass der Verkehr stellenweise zum Erliegen kam. Die Demonstranten forderten den Stopp der umstrittenen Förderprojekte sowie den Rücktritt der Regierung und des Premiers. Vor dem Regierungssitz kam es erstmals zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizeikräften, die den Zugang zur Kiseleff-Chaussee und damit zum PSD-Sitz abgeriegelt hatten. Nach einigem Gerangel gaben die Einsatzkräfte den Weg schließlich frei, sodass der Marsch fortgesetzt werden konnte.

Weitere Solidaritätskundgebungen gab es am Mittwoch auch in Klausenburg/Cluj und Hermannstadt/Sibiu.