Schmuggler in Polizeiuniform

Staatsanwaltschaft hat wieder ein halbes Dutzend Grenzpolizisten und Zöllner des Schmuggels überführt

Der Grenzübergang Naidăş - Kaluderovo zwischen Rumänien und Serbien hat sich, fünf Jahre nach der spektakulären Verhaftungsaktion der Staatsanwaltschaft in den Reihen der Grenzpolizisten und Zöllner, die an der rumänisch-serbischen Grenze arbeiteten (und die praktisch folgenlos blieb), neuerlich zum größten Schmuggelzentrum für Zigaretten entwickelt, wobei diesmal die Grenzpolizisten und Zöllner sogar als „Regisseure“ des Ganzen, nicht mehr bloß als „Förderer“, wie 2001, auftraten. Und anscheinend liegen hier auch weitere Illegalitäten vor, denen die Staatsanwaltschaft noch auf der Spur ist.
Damals, vor fünf Jahren, wurden die verhafteten Grenzpolizisten und Zöllner mit zwei Hubschraubern und einem gepanzerten Fernverkehrsbus nach Bukarest zu den Verhören und Untersuchungen gebracht – bis alles praktisch versandete. Diesmal sind weniger Uniformierte beteiligt, doch in Schlüsselstellungen: als Organisatoren der Schmuggelaktionen.

Fakt ist, dass bis zum Eingreifen der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA Zigaretten aus dem südlichen Balkan mittels LKWs und großen geschlossenen Transportwagen oder Kastenwagen nach Rumänien gebracht und direkt an die Weiterverkäufer übergeben wurden, oft mitten auf dem Feld oder an Straßenkreuzungen, sodass der Schwarzmarkt für Schmuggelzigaretten nur dann nicht gesättigt war, wenn die Kleinhändler geschnappt und für mehrere Tage bei der Polizei Untersuchungen und Verhören unterzogen wurden. In solchen Fällen gab es auch „Erfolgsmeldungen“ der Polizei bezüglich der Bekämpfung des Zigarettenschmuggels und die Konfiszierung von einigen Tausend Zigaretten (um beeindruckendere Mengen zu vermelden, gab die Polizei meist Stückzahlen oder Päckchen an, kaum je Stangen oder Kisten). Das Ganze hatte zu Beginn des Jahres 2014 begonnen.

Einer der Grenzpolizisten, die den Zigarettenschmuggel durchorganisierten, war der dieser Tage dem Gericht übergebene Grigoraş Tămaş Rija. Er verwendete für den Transport ins Landesinnere, bis zu den Zentren seiner Einzelverkäufer, einen roten Mitsubishi, der seinem Kastenwagen Iveco Dailly vorfuhr, den er mit gefälschten serbischen Kennzeichen ausgestattet hatte. Der Mitsubishi gab sofort Warnung und der Kastenwagen hielt oder bog irgendwohin auf einen Feldweg ab, wenn Verdacht auf Fahrzeugkontrolle signalisiert wurde.

Grigoraş Rija suchte den Kastenwagen persönlich auf dem Gebrauchtfahrzeugmarkt in Reschitza aus und ließ ihn von seinen serbischen Schmuggelpartnern außerhalb von Reschitza, an einer Wegkreuzung in Richtung Orawitza, begutachten, bevor diese ihm die Monatsmiete dafür – 100 Euro – aushändigten. Die gefälschten Kennzeichen besorgte Dejan Draskic, ein Serbe, der den Warentransporter auch fuhr. Der Transporter wurde in Serbien im Beisein zweier anderer serbischer Staatsbürger – die oft die Transporte in einem Mercedes-Fahrzeug begleiteten – mit Zigaretten vollgepackt und von Draskic – immer der Polizist Rija in seinem roten Mitsubishi-Geländewagen voraus – dorthin gelenkt, wo Rija es bestimmte. Draskic überquerte die Grenze nach Rumänien immer als letztes Fahrzeug, bevor Rija Schichtwechsel hatte, sodass der Grenzpolizist die Kontrolle über den Schmuggel nie verlor und anschließend als Vor-Fahrer zur Verfügung stand. Mit Rija zusammen arbeiteten auch der Grenzpolizist Ion Daniel Toc und der Zöllner Laurian Crecană. Der Iveco Dailly wurde kaum jemals als Fahrzeug registriert, das die rumänische Grenze überquert hat – in welche Richtung auch immer. Auch im Pass des Fahrers Dejan Draskic gibt es kaum Stempel, die dessen Anwesenheit in Rumänien bezeugen würden.

Interessant ist, dass auch die serbischen Grenzbehörden und Zöllner das Überschreiten der Grenze durch den von Draskic gelenkten Iveco Dailly nicht verzeichnet haben... Der kaum je als Grenzübergänger registrierte Dejan Draskic und der Iveco, der rote Mitsubishi mit Rija und gelegentlich der Mercedes wurden nahezu ausschließlich von den Staatsanwälten gefilmt und fotografiert, die Belastungsmaterial gegen die Schmuggelbande sammelten und die wussten, dass die rumänischen und serbischen Grenzbeamten den Vorgang nicht aktenkundig machten.

Die Schmuggler sicherten sich durch die Nichtregistrierung immer ein Hintertürchen: Sollten sie erwischt werden, konnten sie immer behaupten, sie hätten die Grenze gar nicht überschritten, sondern wären bloß innerhalb des Landes unterwegs. Mit einer Ladung, für welche sie bloß die Spediteure abgaben... Gegenwärtig laufen weitere Untersuchungen gegen die Offiziellen des Grenzübergangs Naidăş, denn der Verdacht erhärtet sich, dass sie bis zu ihrem Auffliegen auch in schwerwiegende Fälle von Drogen- und Waffenschmuggel sowie Menschenhandel einbezogen waren. Der geschätzte Schaden, den sie dem rumänischen Staat durch den Zigarettenschmuggel zugefügt haben, liegt bei mehreren Milliarden Lei.

Und nach derselben Methode soll es über den Grenzübergang Naidăş möglich gewesen sein, dass Verbrecher, die in Rumänien gesucht oder in Abwesenheit verurteilt waren, aber auch im Ausland verurteilte Verbrecher, an diesem Grenzübergang aus- und einfuhren, ohne irgendeiner Kontrolle oder Registrierung zu unterliegen – selbstverständlich gegen eine entsprechende Gebühr“.