„Schon wieder eine Kollektivwirtschaft?!“

Landwirte im Banater Bergland zögern seit zwei Jahren Gründung von Produktionsverbänden hinaus

Reschitza – Schon seit den 1990er Jahren wünscht sich das Landwirtschaftsministerium Rumäniens seitens der Landwirte mehr Mut zum Zusammenschluss. Dies einerseits (und hauptsächlich), weil durch den kommunistisch gefärbten Populismus der Ion-Iliescu-Ära in der Landwirtschaft durch sukzessive und nicht zu Ende gedachte „Wiederaneignungsmaßnahmen” per Gesetz fast drei Millionen Klein- und Kleinstbetriebe zwischen 0,5 und drei Hektar Größe geschaffen wurden, die erstens für die Subsistenzwirtschaft zu klein und für Subventionsvorhaben der Regierung unpraktikabel waren.

Trotzdem ist in manchen Gegenden bis heute kein Zusammenschluss der landwirtschaftlichen Klein- und Kleinstbetriebe geschehen. Immer noch spukt in den Köpfen der älteren Generation – und die Landbevölkerung ist generell überaltert – das Gespenst der mit Folter und staatlicher Gewalt entstandenen Kollektivwirtschaften stalinistischen Vorbilds herum und die Frage „Schon wieder eine Kollektivwirtschaft?!“ wird oft den Vertretern der Landwirtschaftsdirektion an den Kopf geworfen, wenn sie für Zusammenschlüsse zu werben versuchen.
Fakt ist, dass auch nach dem vorerst letzten Vorstoß des Ministeriums für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung in dieser Richtung, 2017, im Banater Bergland kein einziger Zusammenschluss zustande kam. Der „beste Weg zur Unterstützung der Landwirte“ wird nicht akzeptiert, selbst wenn einzelne junge Landwirte sich umgeschaut haben und die Beispiele als erfolgversprechend betrachten.

Um als Zusammenschluss von Landwirten anerkannt zu werden, müssen sich mindestens fünf Landwirte zusammentun. So etwas gibt es in Westrumänien in den Landkreisen Arad und Bihor, während die „Kernbanater“ aus Temesch und Karasch-Severin zögern. Raiko Rusimovic, ein junger Landwirt (27) aus der Klissura der Donau, hat Arader Zusammenschlüsse der Landwirte besucht und findet sie gut: „So weit ich da Einsicht gewinnen konnte, funktionieren im Landkreis Arad diese Zusammenschlüsse gut. Vor allem der Absatz: alle Produkte werden gesammelt, im gemeinsamen Lagerraum für den Verkauf vorbereitet und finden auch dankbare Abnehmer unter den Großhandelsketten und -händlern. Und alles läuft aufgrund von Lieferverträgen mit den Absatzketten, gewährt also auch eine gewisse Absatzsicherheit. Ich spreche hier von dem mich interessierenden Gemüse.“

Derselbe Rusimovic zur Lahmheit, mit der im Banater Bergland vorgegangen wird: „2017 gab es eine Konferenz der Agentur zur Finanzierung von Investitionen auf dem Land (AFIR). Teilgenommen haben 130 Landwirte aus dem Banater Bergland, die zur Gruppe der Nutznießer von EU-Subventionen gehören. Zur Sprache kam auch die Frage der Zusammenschlüsse. Doch nach Abschluss der Konferenz zeigte keine der Seiten ein besonderes Interesse am Zustandekommen von landwirtschaftlichen Produktionsverbänden. Niemand fühlte sich besonders angesprochen, niemand implizierte sich mehr als der Form halber.“ Chancen gäbe es, laut Rusimovic, für die Gemüseproduzenten, die Obstbauern, die Imker, die Milchbauern. Doch es gäbe auch Skeptik.

„In erster Linie herrscht viel Misstrauen gegeneinander. Man traut allen anderen Bereitschaft und Neigung zum Unkorrektsein zu. Bei den Rumänen haben wir ein Problem, mentalitätsmäßig. Es heißt, wenn sich drei zusammentun, bestiehlt einer bestimmt die anderen zwei. Landwirtschaftliche Assoziierungen, wie jederlei Zusammengehen von Menschen, ist hierzulande von Misstrauen geprägt, von fehlendem Vertrauen, vom Verdacht, übers Ohr gehauen zu werden. Wer garantiert mir einen korrekten Abnahmepreis? Das ist die Hauptfrage.“