Schüler schnuppern Arbeitsluft

Zehntklässler absolvierten Betriebspraktikum

Schüler sollen mit einer konkreten Idee in ihr Studium starten können“, sagt die Lehrerin Heidrun Blume über den Sinn der Praktika.
Foto: die Verfasserin

Der Gong läutet. Langsam füllt sich der Flur mit Schülern, die ihre Stände aufbauen. Tische und Stühle werden aus dem Klassenzimmer geholt, Plakate an der Wand befestigt. 28 Schüler und Schülerinnen aus der 10. Klasse der Lenau-Schule machen sich bereit, um von ihren Erlebnissen im Praktikum zu berichten.

Seit 2007 absolvieren die Schülerinnen und Schüler der Spezialabteilung ein Praktikum. Die Abteilung bietet den Schülern die Möglichkeit, das rumänische Baccalaureat neben dem deutschen Abitur abzulegen. Weil das Praktikum im letzten Jahr ein so großer Erfolg war, durften die Schülerinnen und Schüler dieses Jahr zwei Wochen statt nur eine ins Praktikum gehen. „Die Schüler sollen mit einer konkreten Idee in ihr Studium starten können. Es gibt oft das Problem, dass sie etwas studieren und danach nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Dabei soll ihnen das Praktikum helfen“, beschreibt Lehrerin Heidrun Blume den Sinn der Praktika.

Als alles fertig aufgebaut ist, kommen die Neuntklässler, um sich über die Erfahrungen ihrer älteren Schulkameraden zu informieren. Zwei Schulstunden haben sie dafür Zeit. Kochen, Bücher binden, Mäuse aufschneiden – die Praktikanten haben viel zu erzählen.

Die Arbeit in einer großen Fabrik oder Unternehmen wie Flex Romania, oder den Wunschberuf besser kennenzulernen, waren unter anderem die Motivation der Schülerinnen und Schüler für die Praktika in den gewählten Stellen. „Ich habe ein Praktikum in der Computerabteilung eines Krankenhauses in Potsdam in Norddeutschland gemacht. Am besten daran hat mir ein Kundenbesuch gefallen, bei dem wir zum Berliner Flughafen Schönefeld gefahren sind. Dadurch konnte ich auch ein bisschen von Berlin und der Umgebung sehen. Ich werde dort noch einmal Praktikum machen“, sagt die 16-jährige Schülerin Maria aus der 10. Klasse. Ihr Klassenkollege Erik hat Praktikum in der Kantine des CityCenters gemacht und sagt: „Ich wollte einige Techniken vom Kochen lernen, denn ich hatte keine Ahnung, wie man kocht. Ich habe gelernt, wie man gut mit dem Messer hackt: Gemüse, Fleisch, Geflügel. Das hat mir gut gefallen.“

Die Praktikumswochen haben vielen Schülern und Schülerinnen bei ihrer künftigen Studien- und Berufswahl geholfen. Viele wissen nun, ob sie in die von ihnen gewählte Berufsrichtung gehen möchten oder sie merkten, dass diese nicht für sie geeignet ist, so wie im Fall von Andreia Juravle. Die Schülerin hat ihr Praktikum bei einer Tierarztpraxis absolviert, weil sie Tiere sehr gerne mag. Andreia hat aber dort gemerkt, dass sie diesen Beruf nicht anstreben will, da sie es nicht ertragen kann, Tiere sterben zu sehen. Ohne das Praktikum wäre sie in ein Studium gestartet, das ihr nicht für ihr Berufsleben geholfen hätte. Denis Susman hat dagegen durch sein Praktikum in einem Architekturbüro herausgefunden, dass er Architektur studieren möchte. Ihm hat das Praktikum geholfen, einen Einblick in seinen künftigen Berufswunsch zu bekommen. Auch konnten manche Schülerinnen und Schüler Erinnerungsstücke ihres Praktikums mit nach Hause nehmen: Ein selbst gebundenes Buch aus der Druckerei ArtPress oder ein Büchlein mit den Handabdrücken der Kinder aus dem Montessori-Kindergarten, zum Beispiel.

Der Gong läutet noch einmal. Die zwei Schulstunden sind vorbei. Tische und Stühle werden zurück ins Klassenzimmer getragen, die Plakate abgehängt. Für dieses Jahr sind die Praktika abgeschlossen, doch die Neuntklässler freuen sich schon auf ihr Praktikum im nächsten Jahr.