Schüler sollen die Traditionen weiter pflegen

Der deutschsprachige Unterricht im Sathmarer Land unter der Lupe

Gesprächsrunde zum Thema deutschsprachiger Unterricht (v. l.): Gabriela Rist, stellvertretende Vorsitzende des Forums Sathmar, Christiane Gertrud Cosmatu, Unterstaatssekretärin im Departement für Interethnische

Im Rahmen des diesjährigen Schwabentreffens wurde in Sathmar/Satu Mare ein Rundtischgespräch mit dem Thema „Förderung der Bildung in deutscher Sprache“ organisiert. Ausgetauscht haben sich im Gebäude der  Sathmarer Stiftung für Internationale Zusammenarbeit mehr als 20 Vertreter seitens deutscher Schulen in Nordsiebenbürgen sowie Repräsentanten der Lokalforen des Demokratischen Forums der Deutschen in Nordsiebenbürgen. Moderiert wurde die Diskussion von Gabriela Rist, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Forums in Sathmar. Zu den Teilnehmern am Gespräch zählten Christiane Gertrud Cosmatu, Unterstaatssekretärin im Departement für Interethnische Beziehungen (DRI) der Regierung Rumäniens, Carol König, Berater für internationale Beziehungen und europäische Angelegenheiten im Kulturministerium, sowie Johann Forstenheizler, Vorsitzender des Regionalforums Nordsiebenbürgen. Angesprochen wurde die Situation des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien, mit Schwerpunkt auf dessen Ergebnissen, Schwierigkeiten und Chancen in Nordsiebenbürgen (Sathmar, Großkarol/Carei, Oberwischau/Vişeul de Sus, Neustadt/Baia Mare, Zillenmarkt/Zalău, Großwardein/Oradea): Ins Gespräch wurden problematische Aspekte, wie Lehrbücher und notwendige Schulbusse, gebracht. Vorgeschlagen wurden ein paar Lösungen, wie man die Lehrer motivieren kann. Schließlich wurde die Verbindung zwischen der deutschsprachigen Schule und der Stärkung der Identität der Schüler hervorgehoben.

Die Moderatorin Gabriela Rist hieß die Teilnehmer willkommen. Christiane Cosmatu kam zu Wort und brachte ihre Überzeugung über den Deutschunterricht zum Ausdruck: „Manche sagen, Minderheitenunterricht ist zu teuer, wir sollen eine rumänischsprachige Schule oder Klasse einrichten – aber das darf nicht sein. Lassen Sie sich nichts einreden. Bilingual ist nicht besser – das kommt nicht in Frage. Es ist das Recht der deutschen Minderheit in Rumänien, wie jeder anderen Minderheit, das eigene Schulsystem zu haben. Es gibt eine sehr alte Tradition, man spricht von den Sachsen als Schulvolk par excellence. Das ist in der Tat so. Es ist unsere Pflicht, die Tradition weiterzupflegen.“ Die Unterstaatssekretärin im Departement für Interethnische Beziehungen stellte die Situation des Unterrichts in deutscher Sprache in Rumänien vor, der in 15 Kreisen plus Bukarest angeboten wird. Erzielt wurden bisher gute Ergebnisse bei Sprachdiplomprüfungen und bei den  Deutsch-Olympiaden für Muttersprachler. Erwähnt hat Christiane Cosmatu das finanziell aufwendige Modell der Spezialabteilungen, die es in Bukarest und Temeswar gibt und in deren Rahmen sowohl das deutsche als auch das rumänische Abitur erworben werden kann. Die Unterstaatssekretärin forderte die Teilnehmer des Weiteren auf, die Kollegen – Lehrer im voruniversitären Bereich – zu Fortbildungen zu schicken. „Wir brauchen Lehrer, die sowohl das Fach als auch die Sprache beherrschen“, erklärte sie. Fortbildungen werden vom Goethe-Institut in der Hauptstadt und vom Fortbildungszentrum in Mediasch organisiert. Wahrgenommen werden sollten auch die verschiedenen Fortbildungsangebote in Deutschland oder solche, die sich ergeben, wenn ausländische Referenten nach Rumänien kommen.

An den problematischen Aspekten des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien wird ständig gearbeitet, erläuterte Christiane Cosmatu: Eine Arbeitsgruppe zur Förderung des deutschsprachigen Unterrichts, deren Kern aus Mitgliedern der Landesschulkommission des Forums besteht und zu der auch Alexandru Szepesi, Direktor im Bildungsministerium, gehört, wird von der deutschen Seite und der Zentralamtsstelle für Auslandsschulwesen unterstützt. Schüler erhalten als Absolventen der deutschsprachigen Bildungseinheiten Zugang zu einem Studium in Deutschland oder Österreich. In diesem Sinne leistet auch der Deutschlehrerverband Beistand. Diskutiert wurden konkrete Aspekte des Unterrichts in deutscher Sprache: Der Vorsitzende des Regionalforums Nordsiebenbürgen und ehemalige Direktor des Johann-Ettinger-Lyzeums, Johann Forstenheizler, erklärte, dass das Lyzeum heuer die besten Ergebnisse im Kreis Sathmar erzielte. Nach Angaben der Schulleitung steigt die Anzahl der Schüler immer weiter, Räume des Internats werden schon als Klassenzimmer benutzt. Eine Sanierung ist erforderlich sowie eine finanzielle Motivierung der Lehrkräfte. In Großkarol wurde in Ergänzung ein anderes Problem identifiziert – die zu alten Lehrbücher. In Oberwischau so wie in Großwardein sinkt die Anzahl der Kinder, denn viele Eltern wandern aus oder ziehen in größere Städte um. In Neustadt mangelt es an qualifizierten Fachlehrkräften. In Zillenmarkt gibt es zu wenige Lehrbücher und Lehrkräfte. Eine andere Schwierigkeit ist die Tatsache, dass viele junge Leute, die in Schulen oder Kindergärten arbeiten, es vorziehen, nach Deutschland umzusiedeln.

„Nicht aufgeben!“, betonte Christiane Cosmatu, die sich willig zeigte, Lösungen zu finden. Bemerkt wurde in der Runde, dass es in Siebenbürgen und im Banat viele deutsche Firmen gibt, die ständig auf der Suche nach deutschsprachigen Mitarbeitern sind. Das wird für die Kinder, die jetzt deutschsprachige Schulen besuchen, von Vorteil sein. Die Schlussfolgerung: Der deutschsprachige Unterricht muss weitermachen. Im Rahmen des Gesprächs wurde den Lehrern Dank für ihre bisherige Arbeit ausgesprochen, mit der Bemerkung: „Ihre Unterstützung brauchen wir weiterhin“.