Schulleitertreffen in Temeswar

An über 50 Schulen in Rumänien kann das Deutsche Sprachdiplom erworben werden

Die Tagung bot für 31 Schulleiter von 29 Lehreinrichtungen Gelegenheit zu anregenden Gesprächen und zum Erfahrungsaustausch.
Foto: Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA)

„Zum ersten Mal hat die Tagung der Leiter von Schulen, an denen das Deutsche Sprachdiplom (DSD) erworben werden kann, in Westrumänien, genau in Temeswar, stattgefunden“, sagt nicht ohne Stolz Helene Wolf, die Direktorin der Nikolaus-Lenau-Schule in der Banater Hauptstadt, die Gastinstitution des diesjährigen DSD-Schulleitertreffens in Rumänien. „Wir konnten glücklicherweise dieses Treffen in der Lenau-Schule ermöglichen, insofern die meisten Renovierungsarbeiten in den Innenräumen beendet sind“, ergänzt Helene Wolf, die auch die Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat erwähnt: „Wenn die Schule diese Tagung nicht beherbergen hätte können, dann hätten wir über das Deutsche Forum wahrscheinlich auch andere Möglichkeiten gefunden.“

31 Schulleiter von DSD-Schulen landesweit und zwei Vertreter des rumänischen Bildungsministeriums haben sich beim dreitägigen Treffen in Temeswar eingefunden. Die Tagung wird jedes zweite Jahr organisiert und wurde bisher meist in Siebenbürgen, in Hermannstadt, anberaumt. Veranstalter sind die drei Fachberater der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) in Rumänien: Dieter Jaschke in Bukarest, Birgit van der Leeden in Hermannstadt und Birgit Söldenwagner in Temeswar. „Wir haben hier sehr viele DSD I- und DSD II-Diplome und deswegen sind die Fachberater vor Ort und auch die deutschen Lehrkräfte, die dann das Ganze an den Schulen unterstützen“, so Birgit Söldenwagner. Insgesamt 54 DSD- oder PASCH-Schulen betreuen die drei Fachberater in Rumänien: 22 DSD-Schulen in Siebenbürgen, 12 in Ostrumänien und 20 in Westrumänien.

„Die Direktoren sind für uns wichtige Ansprechpartner vor Ort, weil sie gewisse Bedingungen bestimmen: wie viel Deutschunterricht stattfindet, ob eine Schule bilingual oder Deutsch intensiv anbietet“, erläutert Birgit Söldenwagner. „Noch sehr viel enger arbeiten wir natürlich mit den Deutschlehrern zusammen, denen wir regelmäßig, drei-vier-fünfmal im Jahr, Fortbildung anbieten“, präzisiert die Fachberaterin der ZfA in Temeswar, die für die DSD- oder PASCH-Schulen in Reschitza, Karansebesch, Lugosch, Arad, Großwardein/Oradea, Zillenmarkt/Zalău, Baia Mare, Sathmar/Satu Mare und Oberwischau/Vişeu de Sus zuständig ist.

Deutschsprachige Studiengänge in Temeswar

Mehrere Themen standen auf der Tagesordnung des jüngsten DSD-Schulleitertreffens: Neuigkeiten und Angebote der Zentrale für Auslandsschulwesen, Neues aus der rumänischen Bildungspolitik, die DSD-Schulen in Rumänien, Best-Practice-Beispiele und Schulprojekte. Diskutiert wurde u. a. über die Notwendigkeit und die Vorteile des Deutschen Sprachdiploms und „wie wichtig es ist, gute Deutschlehrer zu haben“, sagt Birgit Söldenwagner. Nicht zuletzt wurden auch zwei deutschsprachige Studiengänge in Temeswar vorgestellt und auf die Bedeutung der Alumniarbeit verwiesen. „Die Alumniarbeit spielt in der Zentralstelle für Auslandsschulwesen seit einigen Jahren eine große Rolle. Wir müssen jedes Jahr im Tätigkeitsbericht auflisten, welches die Studien und Berufswünsche der DSD-Absolventen sind“, äußert sich Birgit van der Leeden dazu und betont, wie wichtig die Kooperation der Fachberater mit den DSD-Schulen diesbezüglich sei, „denn die Absolventen haben natürlich eine viel engere Beziehung zu den Schulen als zu uns, zu den Fachberatern“.

Cristina Circa, Dozentin an der Wirtschaftshochschule der West-Universität in Temeswar, referierte über den neuesten Studiengang mit Unterricht in deutscher Sprache in der Stadt an der Bega: Rechnungswesen und Wirtschaftsinformatik. Es handelt sich dabei um ein Programm, das in Partnerschaft mit der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik innerhalb der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft durchgeführt wird. Dies ermöglicht den Studierenden, zwei Semester auch in Deutschland zu verbringen. Der Studiengang wird zugleich vom Deutschsprachigen Wirtschaftsklub Banat unterstützt, wodurch die Studenten auch über erste praktische Erfahrungen verfügen können. Nach Studienabschluss erhalten die zehn besten Absolventen ein Doppeldiplom, so die Dozentin.

Den zweiten deutschen Studiengang präsentierte die Professorin für Germanistik an der Fakultät für Philologie, Geschichte und Theologie der West-Uni Temeswar, Roxana Nubert. Die Hochschullehrerin führte in die Geschichte der West-Universität und die des Germanistiklehrgangs, der 1956 als Lehrstuhl gegründet, jedoch 2011 auch wieder aufgelöst wurde, ein. Germanistik kann derzeit als Haupt- oder Nebenfach belegt und während eines Bachelor-, Master- oder Promotionsstudiums vertieft werden. Erwähnt wurden auch die Partnerschaften und Kooperationen mit Hochschulen aus dem deutschsprachigen  Raum, wie die Justus-Liebig-Universität in Gießen, die Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften an der Ludwig- Maximilians-Universität München, die Universität Wien oder die Universität Innsbruck. Zum Schluss vergaß die ehemalige Leiterin des aufgelösten Lehrstuhls nicht, bekannte Absolventen der Germanistik in Temeswar zu erwähnen, wie beispielsweise die aus der Temescher Ortschaft Nitzkidorf stammende Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin für Literatur, Herta Müller.

Bildungsgesetz bringt Änderungen in der Stundentafel

„Es ist ein Erfahrungsaustausch, welcher, denke ich, uns, allen Schulleitern der DSD-Schulen, gut tut. Es ist eine Möglichkeit, die wir sonst eigentlich nicht haben, Erfahrungen auch auf informelle Art auszutauschen, voneinander zu lernen“, meint Helene Wolf. Auch begrüßte die Temeswarer Schulleiterin die Anwesenheit beim Treffen der zwei Vertreter des Bildungsministeriums, Alexandru Szepesi und Luminiţa Stoian, die über Neuigkeiten bzw. die nächsten Schritte im Arbeitsplan des Ministeriums informierten: „Wie man weiß, folgen Änderungen in der Stundentafel der Klassen sowohl im Gymnasium als auch im Lyzeum, Änderungen, die auch als Folge des 2011 verabschiedeten Bildungsgesetzes erscheinen müssen. Die Rahmenpläne, d. h. wie viele Stunden in jedem Fach sind und welche Fächer überhaupt unterrichtet werden, sind eigentlich schon festgesetzt und nun müssen noch die Lehrpläne für die einzelnen Stunden und Fächer erarbeitet werden. Es ist nicht unbedingt eine glückliche Lage, aber es ist für alle Teilnehmer klar, dass weitere Änderungen folgen werden, und wir wurden auch eingeladen, unsere Lehrer zu informieren und zu motivieren, dass sie bei diesen Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Erstellung der Lehrpläne, aktiv teilnehmen“, schließt Helene Wolf.