Schweres Erbe, verdrehte Mentalitäten und fehlender Anstand

Harter Schlagabtausch zwischen Bürgermeister Robu und Amtsvorgänger Ciuhandu

Temeswar (ADZ) – Nachdem Bürgermeister Nicolae Robu Mitte voriger Woche der ehemaligen Stadtverwaltung unter Gheorghe Ciuhandu wiederholt vorgeworfen hatte, unvorteilhafte Verträge zur Schneeräumung abgeschlossen und im Allgemeinen die Stadt nicht vorangebracht zu haben, ist es am Freitag zu einem harten Schlagabtausch zwischen dem ehemaligen Bürgermeister Ciuhandu und Amtsinhaber Robu gekommen. Über seinen ehemaligen Vize, Adrian Orza, der 2012 erfolglos gegen Robu angetreten war, ließ Ciuhandu eine etwa 15 Seiten lange Gegendarstellung veröffentlichen.

Er wolle noch einmal an die zahlreichen Erfolge seiner 16-jährigen Amtszeit erinnern und alle Anschuldigungen des gegenwärtigen Stadtoberhauptes zurückweisen, schrieb der ehemalige Politiker der mittler-weile untergegangenen Bauernpartei PN}CD, der 1996, 2000, 2004 und 2008 zum Temeswarer Bürgermeister gewählt wurde. Nicht seine lange Amtszeit habe zu einem Verlust des Bürgergeistes der Temeswarer geführt, wie Robu glaubt. Nicht die Bürger hätten eine verdrehte Mentalität, sondern allein der jetzige Bürgermeister, so Ciuhandu. Denn anstatt wichtige Dinge anzugehen, wie die Fertigstellung des Raumordungsplans, die Heranziehung europäischer Gelder, die Erstellung von Projekten und die Vorbereitung auf das Kulturhauptstadtjahr, träume Nicolae Robu von der U-Bahn, von Palmen, von singenden Brunnen sowie von AC/DC und Metallica, die er nach Temeswar holen wolle. Es gebe Dringenderes, setzte Ciuhandu fort und listete, auf Jahre gegliedert, alle Projekte seiner 16-jährigen Amtszeit auf. Er habe die 1996 grassierende Arbeitslosigkeit bekämpft, ausländische Investitionen gefördert und für die bemerkenswerte und international anerkannte wirtschaftliche Entwicklung der Stadt gesorgt. Er habe wichtige Weichen für den Ausbau und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur gestellt, Wasser- und Kanalisationsnetze erneuert und erweitert sowie die Qualität städtischer Dienstleistungen deutlich verbessert.

Robu dagegen habe zwar einige der 2012 von ihm geerbten Projekte umgesetzt, aber die Qualität der Arbeiten sei gering. Am deutlichsten sei das an der Umgestaltung der Innenstadt und der Ufer der Bega zu erkennen. Vom jetzigen Bürgermeister wolle Ciuhandu letztendlich eine einzige Frage beantwortet bekommen, nämlich wie viele EU-Projekte die Robu-Administration seit 2012 von Null angefangen, umgesetzt und abgeschlossen habe.

Bürgermeister Robu, der vorige Woche wegen der unzulänglichen Schneeräumung und den Problemen in der Fernwärmeversorgung kritisiert wurde, konterte hart zurück. Der Ex-Bürgermeister habe nicht den Anstand, seine Rente in Ruhe zu genießen. In Anbetracht seiner Misserfolge und seiner fragwürdigen Erfolge könne er aber verstehen, dass Ciuhandu keine Ruhe finde. Sein Vorgänger habe ihm überhaupt keinen Euro aus EU-Töpfen vererbt, er habe nur Projekte entworfen, die aus Finanzierungsquellen zu bezahlen waren, die der Stadt als Wachstumspol sowieso zur Verfügung standen. Er habe sich also nicht an Ausschreibungen beteiligt und diese für Temeswar gewonnen, sondern nur aus bereits zugesagten Quellen geschöpft. Ciuhandu hätte aber solche Vorhaben sowieso nicht umsetzen können, denn das Praktische sei stets sein Problem gewesen.

Er dagegen habe 35 Projekte entworfen, umgesetzt und abgeschlossen und das sei mehr als die Bohrung von Trinkwasserbrunnen zwischen den Wohnblockvierteln und die sechsjährige Sanierung des Liviu-Rebreanu-Boulevards, mit denen sich sein Amtsvorgänger brüste. Auch sei Ciuhandu für die Ansiedlung des Continental-Reifenwerks auf dem ehemaligen UMT-Gelände verantwortlich, er solle die Bürger fragen, die an der Umweltverschmutzung durch das Reifenwerk leiden, was sie davon halten. Und er solle auch die Bürger im Süden der Stadt fragen, ob sie die von Ciuhandu geplante Müllverbrennungsanlag beim Wärmekraftwerk CET Sud gutheißen. Über Ciuhandus angebliche Verstrickungen in den Rückerstattungsaffären einiger Roma-Familien wolle er gar nicht mehr sprechen, denn darüber werden sich andere zu gegebener Zeit äußern, schloss Nicolae Robu und meinte wohl damit die Staatsanwaltschaft und die Gerichte.

Wie die ADZ berichtete, beklagte der Bürgermeister vorige Woche die Tatsache, dass durch die Stagnation in den Jahren unter Gheorghe Ciuhandu die Bürger ihren Geist verloren hätten und nur noch meckern würden. Sie hätten ihren Glauben verloren, dass überhaupt etwas zu Stande gebracht werden könne und würden sich damit begnügen, alles bisher Erreichte zu kritisieren sowie Zukunftspläne jeder Art grundsätzlich in Frage zu stellen.