Sechs statt einem Sieger

Preisgeld und Finaleplatz beim World-Ballet-Wettbewerb wurden geteilt

Cosmin Marinescu gewann die Goldmedaille in der Juniorengruppe.

Takahiro Tsubo und Risa Mochizuki gewannen nicht nur Gold und Silber, sondern auch die Herzen des Publikums. Fotos: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Die drei Tage des internationalen Wettbewerbs im klassischen und zeitgenössischen Tanz gingen am Sonntag mit der Preisverleihung und einer Ballettgala zu Ende. Rund 50 Tänzerinnen und Tänzer aus Brasilien, Südkorea, Italien, Japan, Serbien, den Vereinigten Staaten von Amerika, der Republik Moldawien und selbstverständlich aus Rumänien wetteiferten vom 21. bis zum 24. März um einen Preis. Die international besetzte Jury hatte keine leichte Aufgabe und sah sich genötigt, ein salomonisches Urteil zu fällen: das 3000-Dollar-Preisgeld wurde auf sechs geteilt, statt einem Sieger schickt die Jury sechs Teilnehmer in das Finale nach Orlando.

Der Wettbewerb in Hermannstadt/Sibiu findet bereits seit sechs Jahren statt. Jedoch gilt er erst seit 2012 als die einzige europäische Voretappe des größten Ballettwettbewerbs der Welt, des „World Ballet Competition" (WBC), der in Orlando (USA) durchgeführt wird. Nebst einer Geldprämie kämpften die Teilnehmer somit auch um einen Platz im Finale des WBC. Die Wettbewerbsteilnehmer wurden in drei Altersgruppen unterteilt: „Junioren" von 9 bis 13 Jahren, eine mittlere Gruppe von 14 bis 17 Jahren und „Senioren" bis zu 26 Jahren. Dabei muss man fairerweise anmerken, dass der Leistungsunterschied insbesondere in der mittleren Altersgruppe sichtbar war: Ein 17-jähriger Tänzer hat eben drei Jahre mehr Übung als ein 14-jähriger. Bei den „Junioren" zeigte sich auch ein krasser Unterschied zwischen einer neunjährigen Tänzerin, die einen stark verbesserungsfähigen Tanz aufgeführt hat, und dem Gruppenbesten, Cosmin Marinescu (10 Jahre), der nicht nur das Publikum durch seine unglaubliche Grazie und den beinahe perfekten Tanz begeistert hat, sondern auch am Finale in Orlando teilnehmen wird.

Bedauerlicherweise kamen abgesehen von Eltern, Verwandten und Freunden nur wenige Zuschauer zu den Wettbewerbsauftritten, obwohl der Eintritt kostenlos war.

Man hätte einige gute und sogar sehr gute Soli, Pas de Deux und Ensembles sehen können. Wie zum Beispiel jene von den Tänzern des Hermannstädter Balletttheaters Takahiro Tsubo und Risa Mochizuki. Sie waren sowohl im Pas de Deux als auch im Solotanz großartig, was auch die Jury nicht übersehen konnte und die beiden für das WBC-Finale qualifizierte. Die höchste Punktzahl erziehlte die US-Amerikanerin Leanne Fromm und wird ebenso am Finale in Orlando teilnehmen. Die weiteren Finalisten sind Irina Tarău und Amyry Badro (Rumänien).
Ein Fauxpas der Organisatoren war die nicht angekündigte Verlegung der Preisverleihung: statt zur Gala fand sie eine Stunde früher statt. Versäumt hatte man es auch, die Teilnehmer von dieser Vorverlegung zu benachrichtigen.
Vergleicht man die Auftritte 2013 mit denen aus den Jahren 2011 oder 2012, stellt man eindeutige Fortschritte bei den teilnehmenden Tänzerinnen und Tänzern fest. Viele von ihnen kommen nicht zum ersten Mal nach Hermannstadt. Auch der Wettbewerb selbst scheint an Bedeutung zu gewinnen: man sieht kaum noch Möchtegerntänzer auf der Bühne. Die Organisatoren sollten aber einige Verbesserungen in der Bewertung der Teilnehmer überlegen.