Seit über zwei Jahrzehnten für Rumänien im Einsatz

Gespräch mit Barbara Stamm bei ihrem jüngsten Besuch im Banat

Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm (links), besuchte das Banat und bei dieser Gelegenheit auch das Cristian-Șerban-Zentrum in Busiasch. Dabei führte sie Gespräche mit dem Abgeordneten des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Ovidiu Ganț, und mit der Temeswarer Kinderärztin Margit Șerban.
Foto: Zoltán Pázmány

Barbara Stamm ist gegenwärtig die Präsidentin des Bayerischen Landtags und eine langjährige Rumänien-Freundin. Die deutsche Politikerin unterstützt vor Ort Projekte im sozialen Bereich, und das seit mehr als 25 Jahren. Das Busiascher Zentrum für Kinder und junge Leute im Alter von bis zu 35 Jahren, die an Diabetes oder Hämophilie leiden, ist u. a. auch mit ihrer Hilfe entstanden. Barbara Stamm ist bei ihrem kürzlich unternommenen Besuch im Banat auch nach Busiasch gefahren, um das Cristian-Șerban-Zentrum zu besuchen und bei der 25. Jubiläumsfeier des deutschen Altenheims in Bakowa teilzunehmen. Bei dieser Gelegenheit setzte sich die deutsche Politikerin mit ihren rumänischen Freunden mit den Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den Projekten auseinander. Die ADZ-Redakteurin Andreea Oance konnte mit Barbara Stamm ein Kurzgespräch führen und dabei etwas über die aktuellen und künftigen Unterstützungsaktionen der Stiftung „Bavaria-Romania für soziale Assistenz“ erfahren.
 

Frau Stamm, Sie sind seit so vielen Jahren für Rumänien engagiert. Können Sie uns die Schwerpunkte Ihrer Hilfsarbeit in Rumänien aufzählen?
Die Schwerpunkte sind sehr unterschiedlich. Wenn ich im Banat anfangen darf, dann muss ich unbedingt die intensive Zusammenarbeit, die wir hier seit über 20 Jahren mit dem Ärzteehepaar Șerban haben, erwähnen. Diese Zusammenarbeit, an der auch Professor Schramm beteiligt ist, hat nicht nur in Busiasch, sondern vor allem auch in der Universitätskinderklinik in Temeswar Auswirkung gehabt. Im Banat haben wir einen guten Kontakt auch zum Deutschen Forum und zur Leitung der deutschen Altenheime, durch Familie Weinschrott. Wenn ich ein Stück weiter nach Hermannstadt gehe, haben wir auch dort die Arbeit im Altenheim unterstützt und auch den Gedanken eines Hospiz hineingetragen. Da ist es uns gut gelungen, Heilerziehungspfleger und -pflegerinnen für ganz Rumänien auszubilden und jetzt tragen wir auch zu den Kursen in der Altenpflege bei. In dieser Hinsicht wollten wir durch unsere Stiftung einen dreijährigen Kurs für Altenpfleger in die Wege leiten, doch das ist uns bisher nicht gelungen – das ist ja wieder an der Bürokratie gescheitert, da wir nicht die richtigen Ansprechpartner in den Ministerien hatten. Wir sind auch im Nordosten des Landes tätig, im Kreis Piatra Neamț und in Jassy/Iași, wo wir für ganz junge alleinerziehende Mütter ein Mutterschutzhaus mit der Stadt zusammen gebaut haben und in P˛str˛veni unsere große Einrichtung für Behinderte, die wir seit Anfang der 1990er Jahre betreuen und fördern. All unsere Arbeit ist in den 20 Jahren kontinuierlich gewesen, wir sind ständig weiter gewachsen und wir freuen uns, dass all diese Kontakte nach wie vor bestehen.
 

Die Unterstützung vom rumänischen Staat – das war eine Problematik, die heute wieder angesprochen wurde. Inwiefern kann Rumänien mithelfen? Welches ist der rumänische Eigenbeitrag in all den Projekten, die Sie hier durchführen?
Es ist wichtig, die Gesundheitspolitik im politischen Bereich kontinuierlich zu verfolgen, und das hängt auch von der Regierung ab. Man kann natürlich auch mehr dezentralisieren und auf die einzelnen Kreise und auch die Bürgermeisterämter Zuständigkeiten abgeben. Das ist nicht nur eine Frage der Regierung, das ist auch eine Frage des Gesetzgebers. Ich stelle fest, dass die Strukturen immer noch zu zentralistisch gestrafft sind. Es gibt ja hervorragende Ärzte in Rumänien, hervorragende Therapeuten und Krankenpfleger, aber die Einrichtungen müssen auch ihre Kosten bewältigen können, und da ist auf einer Seite der Staat dafür zuständig, aber auf der anderen Seite natürlich auch die Krankenkassen. Wenn ich mir überlege, dass diese Einrichtung für Kinder und Jugendliche in Busiasch nicht nur für den Kreis und für die Region zuständig ist, sondern dass junge Leute aus dem ganzen Land hierher kommen, muss ich sagen, das, was hier entstanden ist, ist ein Juwel. Man muss darauf achten, dass es auch erhalten bleibt.
 

Rumänien ist schon seit 2007 in der EU. Inwiefern ist die Hilfe aus Bayern noch fällig?
Unsere Arbeit hier ist auf Spenden aufgebaut. Angesichts der schlimmen Situation innerhalb Europas – derzeit Leute auf der Flucht, Armut usw. – ist die EU überfordert. Dabei ist auch die UNO aufgefordert zu helfen und die ganze Welt ist zu Spenden aufgerufen. Insofern sagen uns auch viele Menschen: Wieso braucht denn Rumänien noch Hilfe, das Land ist doch in der EU? Unter diesen Umständen ist es uns schon schwierig, Spenden zu bekommen. Auch wenn im Laufe der Jahre das Land bereits alleine zurechtkommen sollte, stellen wir leider fest, dass viele Strukturen noch nicht so sind, wie sie sein sollten.
 

Was soll nun die Zukunft bringen? Wie soll die Zusammenarbeit weitergehen?
Ich wünsche mir die Zukunft als ein friedliches Europa. Ein Europa, das zueinander steht. Dass man die Herausforderungen gemeinsam annimmt und dass dieses gemeinsame Europa, das aus mittlerweile 28 Staaten besteht, mehr zusammenrückt und dass es sich nicht mehr auseinanderlebt.