Selbstbewusste kleine Minderheit

Zur Festveranstaltung anlässlich der 25 Jahre Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien

Bundesaußenminister Dr. Steinmeier wird vom DFDR-Vorsitzenden Dr. Porr vor dem Thalia-Saal begrüßt, dahinter Botschafter Werner Hans Lauk.

Die siebenbürgisch-sächsische, die banat-schwäbische und die berglanddeutsche Tanzgruppe boten zu den Klängen der sathmar-schwäbischen Kapelle ein Potpourri.

Der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu …

und der bundesdeutsche Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier waren die Festredner.

Auf der Bühne des Thalia-Saales waren die Banater Rosmareiner

… und die Reschitzaer „Enzian“ zu sehen.

Gefallen hat der Auftritt des Trios aus Großkarol

Deutsches Liedgut bot die Seniorensinggruppe „Enzian“ aus Câmpulung.
Fotos: Hannelore Baier (5), Vlad Popa(3)

Hermannstadt – Der langjährige, vormalige Vorsitzende Klaus Johannis ist nun Staatspräsident, am Abend des 9. März waren der bundesdeutsche und der rumänische Außenminister die Festredner auf der 25-Jahre-Feier des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR).  Hätte jemand in den ersten Monaten des Jahres 1990 dergleichen vorauszusagen gewagt, er wäre als wahnsinniger Spinner bezeichnet worden. Im Dezember 1989, nur wenige Tage nach der politischen Wende, als der Interessenverband der Deutschen in Rumänien ins Leben gerufen wurde, stellte man sich beim Deutschen Forum in den ersten Monaten 1990 die Frage, für wen der Verband gegründet werde und mit wem man denn weiterarbeiten solle, da die Hälfte der Mitglieder der deutschen Gemeinschaft auf gepackten Koffern saß.

Die Erfolge in der Lokalverwaltung, das landesweite Aufrechterhalten des deutschsprachigen Unterrichts, das Fortführen der Traditionen und die Verantwortung für das Kulturgut, das Beibehalten zweier Theater und eines Puppentheaters in deutscher Sprache sowie der einzigen deutschsprachigen Tageszeitung in Südosteuropa sind angesichts der Tatsache, dass die Gemeinschaft zwischenzeitlich auf rund 40.000 Mitglieder sank, eine Leistung, die ihresgleichen sucht. Diese Leistung wäre ohne die Unterstützung durch die rumänische und die bundesdeutsche Regierung nicht möglich gewesen, sagte der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr in seiner Begrüßung bei der Festveranstaltung. Der Wille, dies zu tun, lag aber bei der als „Restgemeinschaft“ bezeichneten Gruppe. Aller Grund also, das 25-jährige Jubiläum des Deutschen Forums groß zu feiern.

Auf die Bühne des Thalia-Saales in Szene gesetzt, wurde die 25-Jahre-Forums-Veranstaltung (wie auch die 20-Jahre-Feier) vom Team der deutschen Fernsehsendung unter der Leitung von Christel Ungar-Ţopescu, die auch die Moderatorin des Abends war. Die Grundsatzreden zur Minderheitenpolitik aus Sicht der Bundesrepublik Deutschland bzw. Rumäniens, gehalten von den beiden Außenministern Dr. Frank-Walter Steinmeier bzw. Bogdan Aurescu (auf die wir in einem gesonderten Beitrag zurückkommen werden), wurden von Auftritten umrahmt, die die Ensembles aller Landesteile, stellvertretend für die  Regionalforen, boten. Eröffnet wurde der Abend von einem Streicherquartett der Musikhochschule Temeswar/Timişoara, deutsches Volksliedgut sangen der Chor „Edelweiß“ aus Piatra Neamţ und die gleichnamige Singgemeinschaft aus Câmpulung Moldovenesc, Blasmusik war von einer aus rund 30 jungen Leuten aus Bildegg/Beltiug und Kaplau/Căpleni gebildeten Kapelle zu hören, wunderschöne alte Weisen brachte das Großkaroler Trio zu Gehör.

Beeindruckend der Aufmarsch der sächsischen Volkstanzgruppe des Brukenthalgymnasiums, der Banater Rosmareiner und der Kindertanzgruppe „Enzian“ aus Reschitza/Reşiţa, die gemeinsam ein Potpourri boten, aber auch jeweils allein mehrere Tänze aufführten. Der Erhalt der kulturellen Traditionen ist gesichert, diesen Eindruck erhielt man einmal mehr.      

Ein Vierteljahrhundert seit seinem Bestehen nahm das Deutsche Forum zum Anlass, all jenen eine Gedenkmedaille zu überreichen, die der Interessenvertretung in den Jahren ihres Bestehens nahe gestanden haben und stehen. Dr. Porr überreichte eine solche an Vasile Dâncu, den vormaligen Minister des Departements für nationale Minderheiten, an den DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ und die vormalige luxemburgische Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges. Von den anderen, im Parlament repräsentierten nationalen Minderheiten, waren Varujan Pambuccian (Verband der Armenier), Kelemen Hunor (Ungarnverband), Aurel Vainer (Föderation der Juden), Miroslav Merca (Verband der Tschechen und Slowaken) und Constantina Dumitrescu (Verein der Mazedonier) vertreten, außerdem  die Staatssekretärin im Departement für nationale Minderheiten, Katalin Lacziko, sie alle erhielten die Ehrenmedaille. Mit dieser wurden ebenfalls die Ehrenvorsitzenden Dr. Paul Philippi und Dr. Karl Singer aber auch Bürgermeisterin Astrid Fodor geehrt. Den Vorsitzenden der Regionalforen Antonia Gheorghiu, Dr. Klaus Fabritius, Johann Fernbach, Johann Forstenheizler und Martin Bottesch sowie den Konsuln Judith Urban, Rolf Maruhn und Andreas Huber wurde mit dieser Verleihung für ihren Einsatz gedankt.

In Anerkennung der guten Kooperation erhielten Bischof emeritus Dr. Christoph Klein und der amtierende evangelische Bischof Reinhart Guib, Dr. Josef Karl, Sven Irmer, der Vertreter der Adenauer-Stiftung, Daniel Seiberling, Projektleiter der Hanns-Seidel-Stiftung, Michael Schmidt von der gleichnamigen Stiftung, Dr. Sabin Adrian Luca, der Direktor des Brukenthalmuseums, Carol König vom Kulturministerium, und Prorektor Rudolf Gräf von der Babeş-Bolyai-Universität eine Ehrenmedaille.

Was ihm in Hermannstadt auffalle sei „eine ganz selbstbewusste deutsche Minderheit“ mit langer Geschichte und großer Tradition, die sich damit aber nicht zufrieden gibt, sondern ihren „Blick fest in die Zukunft gerichtet“ hat und sich für das ganze Land engagiert, in dem sie lebt und sich wohl fühlt“, sagte der Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Festveranstaltung. Aller Grund also, zum 25. Geburtstag ihrer Selbstvertretung zu gratulieren.