Seminarreihe über die Deutschen im Banat

Delegation aus Hessen reist heute aus Temeswar ab

Im AMG-Haus (Foto) und im Nikolaus Lenau-Lyzeum hatte die mehrköpfige Delegation ihre ersten Treffen mit der deutschen Minderheit im Banat.
Foto: Zoltán Pázmány

„Wir sind beeindruckt davon, wie Sie sich hier in Rumänien behaupten. (…) Das rumänische Volk scheint den Deutschen ein besonderes Vertrauen zu schenken“, so Georg Stolle, Vorsitzender des Deutsch-Europäischen Bildungswerks in Hessen e.V. am ersten Aufenthaltstag einer achttägigen Rumänienreise innerhalb eines „Grenzüberschreitenden Gedankenaustausches als Brückenschlag zwischen Völkern im gemeinsamen Europa“ in Temeswar und Region. Die hessische Delegation hatte bereits einen Besuch im Nikolaus Lenau-Lyzeum hinter sich und kurz zuvor im AMG-Haus Präsentationen des DFDB-Vorsitzenden Johann Fernbach sowie des Direktors der AMG-Sozialeinrichtungen, Helmut Weinschrott verfolgt. Zur hessischen Delegation gehörten u.a. auch der Stellvertreter von Georg Stolle, Siegbert Ortmann, sowie der Geschäftsführer des Bildungswerks, Hubert Leja.

Mit der Ansiedlungsgeschichte der Banater Schwaben begann der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann Fernbach seinen Vortrag im AMG-Haus über „die Deutschen im Banat – gestern und heute“. "Kultur, Sprache und Fleiß der Banater Schwaben haben sich auf diese Landstriche so stark ausgewirkt, dass auch die vielfältigen politischen Aspekte, diese Werte nicht weglöschen konnten. Auch heute, bei einer geschrumpften Zahl an Deutschen, ist so manches von dem geblieben, was einst das Deutschtum hier verkörperte“. Nicht zuletzt sei die Sprache ein lebender Faktor des Deutschtums, die vor allem vom wirtschaftlichen Faktor getragen wird und deren Erlernen einen nie da gewesenen Zulauf an Schülern erlebt. „Trotz einer Vorzeige-Minderheitenpolitik Rumäniens ist es nicht immer einfach den Erhalt der deutschen Schulen in dem Maße zu sichern, in dem sich die deutsche Gemeinschaft es wünscht bzw. für notwendig erachtet“, so Fernbach weiter. Dabei erwähnte er die Bemühungen des Abgeordneten der Deutschen im rumänischen Parlament, Ovidiu Ganț, der jedes Jahr sogar auf höchster Regierungsebene vorsprechen muss, um willkürlichen Aktionen vorzubeugen, die die Bildung in deutscher Sprache beeinträchtigen könnten.

„Die deutsche Gemeinschaft im Banat steht für Brauchtum, Tradition, Pflege und Weitergabe der Sprache, genauso, wie die Deutschen und deutsch sprechenden ein wichtiger Standortfaktor für die vielen deutschen Konzerne und Mittelständler sind“, sagte Fernbach an anderer Stelle. Und er setzte fort, dass sich die Deutschen höchsten Ansehens erfreuen und „politisch auf Kommunaler- und Parlamentsebene vertreten sind“. „Über den Verein für Internationale Kooperation, Banatia, unterstützen wir unsere Landleute und deren Umfeld bei der Existenzgründung. Doch irgendwann holen uns die Jahre ein, das Alter macht sich bemerkbar und vielen droht dazu auch noch das Alleinsein. Um einem tristen Alltag unserer Mitbürger vorzubeugen, wurden die sogenannten AMG-Sozialeinrichtungen ins Leben gerufen“. Später sollte der Direktor der AMG-Sozialeinrichtungen, Helmut Weinschrott darauf hinweisen, dass nicht allein das Bauwerk des AMG-Altenheimes von Bedeutung sei, sondern, insbesondere die Tatsache, dass die deutsche Bundesregierung mehr als die Hälfte der Funktionskosten des Heimes trägt.

Der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț erwähnte seinerseits, dass sich Rumänien mit seiner Europa-Politik unter Staatspräsident Klaus Johannis an Seite Deutschlands und Frankreichs positioniere. Rumänien habe neben den Hauptsiedlungsgebieten der Rumäniendeutschen, Bayern und Baden-Württemberg, auch eine gute Beziehung zu Hessen. Ihn persönlich verbinde eine lange und gute Freundschaft mit dem Präsidenten des Hessischen Landtags, Norbert Kartmann, der siebenbürgische Wurzeln hat, und nicht zuletzt war Hartmut Nassauer, ein Hesse, so etwas wie ein politischer Mentor von Ovidiu Gant in dessen Zeit im EU-Parlament.