Siebenbürgische Geschichte auf der Landkarte

Wanderausstellung zeigt viele Formen der Territorialverwaltung

Hermannstadt - Die kartographische WanderausstelIung „Kreis Hermannstadt. 50 Jahre seit der jüngsten Verwaltungsreform Rumäniens“ (Judeţul Sibiu – 50 de ani de la ultima reorganizare administrativă a României) wurde am vergangenen Freitag, dem 16. Februar im Erdgeschoss des Flügels B der Astra-Bibliothek Hermannstadt eröffnet. Der Hermannstädter Kreisrat, die Astra-Bibliothek, die Hermannstädter Kreisbehörde für Kultur und der Philatelie-Verein Hermannstadt sind Veranstalter der Wanderausstellung, welche einen dokumentarischen Blick auf die Geschichte der territorialen Verwaltung Rumäniens während der vergangenen Jahrhunderte wirft, wobei der thematische Schwerpunkt auf das Rumänien der Neuzeit fällt, zu welchem Alexandru Ioan Cuza 1862 durch Vereinigung beider rumänischer Fürstentümer den Grundstein legte.

Die stellvertretende Vorsitzende des Hermannstädter Kreisrates, Christine Manta-Klemens, und Nicolae Neagu, Parlamentarischer Abgeordneter der Nationalliberalen Partei PNL, sowie zahlreiche Vertreter mehrerer Bürgermeisterämter aus dem Kreis Hermannstadt waren bei der Vernissage anwesend.

Christine Manta-Klemens fasste ihre Eindrücke zusammen: „Beim Betrachten der ausgestellten Landkarten erleben wir eine Unterrichtsstunde über die jahrhundertelange Geschichte Hermannstadts. An die Entwicklung von den Anfängen der Siebenbürgischen Stühle und fürstlichen Verwaltungseinheiten bis hin zur Gegenwart unserer Tage zu denken, erzeugt ein bewegendes Gefühl. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Personen diese Wanderausstellung besuchen. Der Astra-Bibliothek wünschen wir, ihrer kulturschaffenden Rolle weiterhin durch eine Vielzahl weiterer Events gerecht werden zu können.“
Die Aufgabe, sämtlich verfügbare Landkarten in einer chronologisch geordneten Ausstellung dem Publikum zugänglich zu machen, lag in den Händen des Kulturberaters Dan Nanu, der allen lebenden Kartographen für ihren dokumentarischen Beitrag dankte und die Besucher der Vernissage durch die Ausstellung führte.

„Die mehr als 100 ausgestellten Landkarten stammen aus den Beständen der Astra-Bibliothek und verdeutlichen die territoriale Entwicklung Hermannstadts und Siebenbürgens vom 18. bis ins 21. Jahrhundert. Ab März werden die George-Bariţiu-Bibliothek Kronstadt/Braşov, die Octavian-Goga-Bibliothek Klausenburg/Cluj-Napoca und die George Coşbuc-Bibliothek Bistritz reihum Gastgeber der Wanderausstellung sein. Unser Dank gilt dem Kreisrat Hermannstadt, den Bibliotheks-Angestellten und der Hermannstädter Kreisbehörde für Kultur, welche die Ausstellung durch ihre finanzielle und organisatorische Unterstützung ermöglicht haben“, so Silviu Borş, Direktor der Astra-Bibliothek Hermannstadt.

Alexandru Ioan Cuza übertrug das französische Verwaltungsmodell auf das damalige Königreich Rumänien. Die Einteilung in Verwaltungskreise überlebte ohne weitgehende Veränderungen die territorialen Veränderungen infolge des Ersten Weltkrieges und führte zu einem in der Zwischenkriegszeit aus 71 Kreisen bestehenden Großrumänien, innerhalb dessen Grenzen sich zehn historische Provinzen zu einer neuen Staatsform zusammenschlossen. Rumänien musste nach dem Zweiten Weltkrieg seine zwangsläufige Umwandlung in einen der Sowjetunion unterstehenden sozialistischen Bruderstaat geschehen lassen. Die Umwandlung ging auch auf der Landkarte mit einer inszenierten Neugeburt einher und nahm ihren Fortgang 1968, als die Sozialistische Republik Rumänien unter Diktator Ceauşescu durch eine territoriale Reform nach demselben französischen, von A. I. Cuza eingeführten Verwaltungsmodell ihre politische Unabhängigkeit international betonte. Das Gesetz Nr. 2/1968 gilt auch heute noch als Grundlage der territorialen Verwaltung Rumäniens und hat seit 1989 etwa 200 Änderungen erlebt.

Die Ausstellung kann bis einschließlich 28. Februar täglich von Montag bis Freitag zwischen 8 und 20 Uhr im Foyer der Astra-Bibliothek Hermannstadt, George Bariţiu-Strasse Nr. 7/Erdgeschoss, besichtigt werden.