Skandal um skurrile Wahlwerbung

Riesenbanner wirbt für Volksbefragung

Dort, wo vor 1989 für das sozialistische Waschmittel Perlan geworben wurde, wird heute vor der unwahrscheinlichen Möglichkeit gewarnt, dass zwei Männer ein Kind adoptieren. Foto: Andreea Oance

Temeswar  – Seit mehreren Tagen erhitzt ein auf einem Wohnblock mitten im Temeswarer Zentrum angebrachtes Riesenbanner die Gemüter, nun hat sich Bürgermeister Nicolae Robu eingeschaltet und die Lokalpolizei aufgefordert, den Fall zu untersuchen und Maßnahmen zu ergreifen. Das Banner ruft zu einem „Ja“ bei der Volksbefragung vom 6. und 7. Oktober auf, stellt eine mehrköpfige Familie dar und warnt die Bürger vor der Gefahr, dass im Falle einer zu niedrigen Wahlbeteiligung zwei Männer, also ein Homosexuellenpaar, „dein Kind“ adoptieren könnten. Die Aussage ist falsch, da ein gleichgeschlechtliches Paar in Rumänien keine Kinder wird adop-tieren können, auch wenn die Verfassung unverändert bleiben sollte.

Das Banner wurde so angebracht, dass es vor allem von jenen Bürgern gesehen wird, die aus der erzbischöflichen orthodoxen Kathedrale kommen. Unklar ist bislang, wer die Anbringung des Banners veranlasst und bezahlt hat. Zahlreiche Bürger kommentierten den Aufruf im Internet und forderten die Beseitigung. Bürgermeister Robu rief zu Mäßigung und Toleranz auf, er könne beleidigende, falsche und konfliktschürende Wahlwerbungen nicht zulassen. Die Angst und die Sorgen, die durch das Plakat verbreitet werden, seien unbegründet. Anfeindungen gegenüber der LGBT-Minderheit seien laut Robu nicht zulässig. Er werde zwar an dem Referendum teilnehmen und ein „Ja“ zur geplanten Änderung der Verfassung abgeben, aber das bedeute keinesfalls, dass er solche Hassparolen sowie die Verbreitung von Unwahrheiten über eine gesellschaftliche Minderheit toleriere. Deshalb habe er die Lokalpolizei unterrichtet, dringend alle gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen zu ergreifen.