Sonderverwalter? Nein, danke!

Kein Kreisratsmitglied will Verantwortung für Käserei übernehmen

Reschitza/Orawitza – Bevor sich Vizepräsident Ilie Iova als bevollmächtigter Kreisratschef verabschiedete, berief er eine Sondertagung des Kreisrats ein, um zu versuchen, die Lage der insolventen Käserei von Orawitza zu klären, deren einziger Gesellschafter der Kreisrat ist. Kreisratssekretär Darian Ciobanu erklärte erst mal geduldig den Kreisratsmitgliedern, warum aus den Reihen der Kreisratsmitglieder ein Sonderverwalter bestellt werden muss. Dieser hat im Insolvenzfall die Aufgabe, gemeinsam mit dem Geschäftsführer und der Leitung der Käserei die Umorganisierung des Betriebs zwecks finanzieller Sanierung und Abzahlung der Schulden durchzuführen.

Aber keiner der Kreisratsmitglieder nahm die Aufgabe an. Am radikalsten drückte sich die auch sonst immer resolute Iustina Turnea aus Bozovici aus, die vor 1989 im Raum Orawitza Verantwortung im Bereich Landwirtschaft getragen hatte: „Geht doch ihr dort hin“, sagte sie ihren PNL-Kollegen, als diese sie als Insolvenzverwalterin vorschlugen, „ich habe keine Lust, dorthin zu gehen. Dort, in dieser Milchverarbeitung, dort stinkt´s zum Himmel – verzeiht mir den Ausdruck! Ich habe die Gewohnheit, Dinge zu meiden, bei denen etwas nicht in Ordnung ist!“

Iova und Ciobanu kamen aus dem Wundern nicht heraus: „Ich verstehe nicht, wieso so viel Zurückhaltung herrscht in einer Sache, die wir bereits seit vier Jahren regelmäßig diskutieren!“ So Kreisratssekretär Darian Ciobanu. Die meisten der Aufgeforderten wiesen die Aufgabe mit der Bemerkung von sich: „Sollen doch die von den früheren PDL-Leitungen des Verwaltungskreises das Ding übernehmen, die es auch damals am Leben gehalten haben, obwohl es ständig am Absaufen war.“
Die Ausstattungen der Käserei Orawitza wurden zu Beginn der 1990er Jahre von schwedischen Rotariern dem heute nicht mehr aktiven „Club der Intellektuellen“ von Orawitza geschenkt, die sich nach Jahren des Streits und Zögerns für außerstande erklärte, daraus eine Milchverarbeitung zu machen. Sie boten die Anlagen dem Kreisrat an.

Der sie annahm, auch mit der Absicht, den zahlreichen Milchkühehaltern des Raums eine alternative Absatzmöglichkeit zu verschaffen, angesichts der miserablen Zahlungsmoral und der schäbigen Preise der Großaufkäufer und -käsereien. Das ging aber nur kurze Zeit gut und die meist politisch bestellten und bestallten Leiter der Käserei erwiesen sich als unfähig, daraus ein Geschäft zu machen, das zumindest keine Verluste einfuhr. So degradierte sich der Kreisrat selber zum ewigen Zuschussgeber der Käserei, bis es allen Kreisratsmitgliedern zu dumm wurde und die Milchverarbeitung vor mehreren Jahren Insolvenz anmelden musste. In diesem Stadium ist die Käserei auch heute.