Sozialhilfeempfänger sollen Zivildienst leisten

Straßenreinigungsunternehmen ist überfordert

Trister Anblick in der Temeswarer Elisabethstadt: Vor dem Gebäude, in der die ADZ/BZ ihre Redaktionsräume bezieht, hat sich haufenweise Müll angesammelt. Foto: Zoltán Pázmány

 Temeswar - Der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu möchte die arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger zur Arbeit schicken. Sie sollen die Straßen kehren, die Müllkörbe leeren und die abgefallenen Zweige und Blätter einsammeln. Am 9. November veröffentlichte Robu eine Umfrage auf Facebook, in der er wissen wollte, ob die Bürger mit seinem Projekt einverstanden seien. 97 Prozent der insgesamt 3637 abgegebenen Stimmen begrüßten seine Initiative.

Seit dem 1. November ist das Unternehmen Horticultura nicht nur für die Grünflächen in der Stadt zuständig, sondern es muss auch für die Sauberkeit in Temeswar/Timi{oara sorgen. Die rund 2300 Müllkörbe in der Stadt müssen geleert und um sie herum muss gekehrt werden, heißt es in dem Vertrag mit dem Bürgermeisteramt. Da das Unternehmen nur 20 Mitarbeiter für diesen Zweck beschäftigen kann, hatte Bürgermeister Robu die Idee, jene Menschen, die laut Gesetz 416/2001 Sozialhilfe empfangen, zur Arbeit zu schicken. Im Grunde geht es darum, dass diese Menschen eine Art Zivildienst leisten und in der Stadtreinigung beschäftigt werden. Insgesamt 574 Bürger beziehen laut dem genannten Gesetz Sozialhilfe in Temeswar, davon seien 43 Menschen arbeitsfähig, heißt es seitens des Bürgermeisteramtes. Es ist nur wenige Tage her, seitdem der Bürgermeister ein Video auf seiner Facebook-Seite hochgeladen hat, in dem fünf Sozialhilfeempfänger zu sehen sind, die in der Mercy-Straße kehren. „Arbeiten, egal was das für eine Arbeit es ist, ist keine Schande. Eine Schande ist es, arbeitsfähig zu sein und die Hand auszustrecken, um Almosen zu bekommen“, schrieb der Bürgermeister zum geposteten Video.

Seit dem 1. November kümmert sich Horticultura um die Straßenreinigung in Temeswar. Davor war das Unternehmen Retim dafür zuständig, allerdings lief der Vertrag mit der Stadt ab und die Firma beteiligte sich nicht mehr an der Ausschreibung (die ADZ berichtete). Dass Horticultura nun überfordert ist, ist nicht zu übersehen: In der Stadt liegt an vielen Orten Müll herum, weil die Müllkörbe nicht rechtzeitig geleert werden. Momentan hat die Stadt auch keinen Dienstleister beschäftigt, der sich um eine eventuelle Schneeräumung kümmern könnte. Bis zum 4. Dezember können sich Unternehmen an der diesbezüglichen Ausschreibung beteiligen.