Sprachtalent aus Kenia

Über eine Weltenbummlerin, die fünf Sprachen spricht

Linda, Maria Alexia und Anna im Lieblingscafé von Linda Ouma. Foto: Antonia Welck

 

Linda Ouma ist eine sehr besondere 41-jährige, aus Kenia stammende Frau, die in Fünfkirchen lebt. Wir hatten die Chance, sie auf einen Tee zu sprechen. Wir hatten Glück, weil sie kurz danach nach Kenia zurückgeflogen ist.

Sie spricht sechs Sprachen: Swahili, Luo und Englisch als Muttersprachen (alle Kinder lernen diese in ihrem Land), außerdem perfekt Französisch, und sehr gut Deutsch und Ungarisch. Als ein Tischnachbar etwas vom Gespräch mitbekam und nachfragte, antwortete Linda sehr stolz auf Ungarisch. Sie liebt die europäische Kultur und lebt seit 12 Jahren hier.

Ihre Heimatstadt ist Kericho, in der Nähe von Nairobi. Sie stammt aus einer großen Familie mit vier jüngeren Geschwistern. Sie ist die einzige, die Reiselust hat und andere Kulturen gern kennenlernt. Sie erzählt über ihr Leben freiherzig und lebenslustig. Im Gymnasium hat sie Französisch als Fremdsprache gelernt und es hat ihr sehr gefallen. Später hat sie Sprachwissenschaften an der Universität Sorbonne in Frankreich studiert. Für eine Forschung hat sie dort Ungarisch gewählt, woraufhin sie nach Ungarn gekommen ist.

In Budapest beim Balassi-Kulturinstitut und hier in Fünfkirchen an der Universität hat Linda Hungarologie studiert. Ihre Lieblingssprache ist Ungarisch geworden, weil sie sich sehr wohl fühlt, wenn sie diese Sprache spricht. Ihr Lieblingssatz ist „Az élet gyönyörű”, das bedeutet: „Das Leben ist wunderschön”. Für sechs Monate war sie in Pforzheim, in Deutschland als Babysitter tätig und hat in einer Volksschule Deutsch auf dem Niveau B2 gelernt. Jetzt ist sie Übersetzerin und hat einen großen Freundeskreis, mit dem sie sehr gerne Kaffee trinkt oder Mittagessen geht.

Beim Sprechen lächelt und gestikuliert sie oft, und steckt uns mit ihrer guten Laune an. Ihre Hobbys sind Jogging, ungarische Volkstänze tanzen, Lesen und Reisen. Mit ihrer Familie hat sie eine starke Verbindung. Obwohl sie sich zuletzt vor drei Jahren persönlich getroffen haben, kommunizieren sie regelmäßig über Whatsapp. Das Sprachtalent mag die ungarische Kultur, weil sie viel Charakter habe. Auch mit der ungarischen Literatur beschäftigt sie sich gerne, zurzeit liest sie einen sehr berühmten Roman auf Ungarisch. Die ungarischen Nationalfeiertage gefallen ihr sehr, aber sie sagt auch, dass diese Feste sie manchmal traurig machen.

Laut Linda gibt es Ähnlichkeiten zwischen ungarischen und kenianischen Speisen. Hier isst sie Gulasch, Nudeln mit Mohn oder Backwaren mit Quark und Bejgli am liebsten. Ihre Lieblingsorte in Fünfkirchen sind Tettye und Mecsek, Nappali, das Lenau Haus und die Alliance Francaise, wo sie an Stunden teilnimmt, in denen sie ihr Französisch üben kann. Sie hat auch erwähnt, dass eine große Gemeinsamkeit zwischen den Menschen in Afrika und Europa besteht, dass sie willkommen, hilfsbereit und offen sind. Sie kann sich auf beiden Kontinenten zu Hause fühlen, aber manchmal vermisst sie Kenia. In der Zukunft möchte sie Finnisch lernen und sich ein bisschen ausruhen, aber immer nach dem Motto „Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter” leben.

Der Text ist beim Journalistikseminar des FunkForums in Fünfkirchen erstellt worden.