Stadtväter erinnern sich an ein Stadtsymbol

Pläne um den Fabrikstädter Wasserturm

Temeswar - Besser später als gar nicht, sagt man: Im Rahmen ihrer Nachholarbeit für all das von der Ciuhandu-Verwaltung in der Begastadt Unterlassene, wie das die derzeitige Temeswarer Stadtverwaltung in diesen und anderen noch ungelösten Angelegenheiten gerne nennt, erinnerte sich die Kommunalverwaltung dieser Tage auch an den alten Fabrikstädter Wasserturm. Der 102jährige Wasserturm am Begaufer, Samuel Micu-Straße,  genau wie sein Zwilling, der Wasserturm in der Josefstadt (1914), hätte doch – darüber sind sich alle Temeswarer restlos einig – das passende Zeug dazu, ein richtiges Stadtsymbol und eine touristische Attraktion zu werden. Laut Vizebürgermeister Traian Stoia trägt man sich mit dem Gedanken, den bisher von der 1.-Juni-Fabrik verwalteten  (praktisch eher sich selbst überlassenen) Turm erneut in Stadtverwaltung zu bringen. Irgendwann, nach der Wende, hätte die Kommunalverwaltung den Turm diesem Unternehmen zur Verwaltung und Instandhaltung überlassen, heißt es. Leider ist keinerlei Übergabeurkunde im Stadtarchiv oder dem der 1. Juni-Fabrik mehr aufzufinden. Nach sich mehrenden Beschwerden der Anrainer aus der Fabrikstadt hin, dass die meisten Turmfenster fehlen und bei windigem Wetter die losen Dachziegel auf die Fahrbahn und bis in die Gärten und Höfe der Leute fliegen, will die Kommunalverwaltung nun ernsthaft an eine Sanierung des Wasserturms herangehen.

Der Fabristädter Wasserturm (nach Plänen der Architekten János Lenarduzzi und Richard Sabatich) wurde 1912, sein Zwilling, der Wasserturm im Stadtviertel Josefstadt (Pläne von Lászlo Székely), Bariţiu-Str. 3, 1914 errichtet. Das nach dem Projekt des Ingenieurs Stan Vidrighin zur Einführung der neuen städtischen Wasserleitung und Kanalisation 1912-1014. Die an beiden Enden der städtischen Wasserleitung erbauten zylinderförmigen Türme (über 600 Quadratmeter Nutzfläche, 52 Meter Höhe, mit Kuppeldach und rechteckigen Fenstern) hatten die wichtige Rolle, eventuellen Pannen in der Wasserzufuhr entgegenzuwirken. Die beiden Türme, seit 1940 außer Betrieb, befinden sich als Geschichtsdenkmäler heute auf der Liste der zahlreichen wertvollen Altbauten der Stadt, deren Sanierung dringend nötig wäre. Nicht nur in Sachen Sanierung sondern auch in Sachen zukünftiger Nutzung gehen die Meinungen jedoch derzeit im Stadtrat weit auseinander: Bei einem Verkauf könnten die neuen Besitzer den Turm umbauen, zweckentfremden, im schlimmsten Fall gar zerstören. Es gibt genügend Beispiele dafür in Temeswar. Es bieten sich auch die Varianten der Konzession oder Vermietung an, was allen, auch der Temeswarer Bevölkerung lieber wäre. Leider tut man sich in Temeswar im Fall sämtlicher Abwandlungen richtig schwer: Im Februar 2013 kündigte Bürgermeister Nicolae Robu zum Beispiel an, dass der Wasserturm in der Josefstadt zu Ehren des gebürtigen Temeswarers Francesco Illy, des Erfinders der Espressomaschine, in ein Illy-Café umgewandelt werden soll. Das mittels einer öffentlich-privaten Partnerschaft. Aus diesen schönen Plänen wurde jedoch bis heute nichts.