Streit um den Huchen

Romsilva und Apele Române: ist der Huchen in Banater Bergland endemisch?

Reschitza – In aller Stille hat die staatliche Forstdirektion Romsilva Karasch-Severin vor zwei Jahren aus einer Forellenzüchterei im Verwaltungskreis Vâlcea 9000 Stück Huchen-Jungbrut gekauft, die Menge zweigeteilt und in Altbäche ausgesetzt: in einen toten Arm des Craiova-Bachs, der oberhalb von Herkulesbad in die Cerna mündet, und in einen Altbach der Nera in der Nähe des Naturschutzgebiets von Ochiul Bei. Die Nera mündet im sich bildenden Nera-Delta in den Donaustausee Eisernes Tor I.

Inzwischen ist als Folge eines Sturzbachs nach einem Wolkenbruch oberhalb des Altbachs der Craiova ein Teil der etwa 4500 dortigen Junghuchen entkommen und wird ab und an als Einzelexemplare (die sich angeblich gut entwickeln) in der Cerna wahrgenommen. Die Jungfische im Altbach der Nera bei Ochiul Bei sind, so Traian Roşu, der für sie verantwortliche Oberförster, gut beieinander, etwa 30 cm lang und wiegen durchschnittlich um die 400 Gramm, so dass man nun bei Romsilva an ihr Auswildern denken muss, zumal sie sich der Geschlechtsreife nähern.

Letztendliches Ziel ist es, den streng geschützten Edelfisch in den Gewässern des Banater Berglands wieder heimisch zu machen, zumal es hier durch die untereinander verbundenen hydroenergetischen Systeme, zahlreiche Stauseen sowie Sammelkanäle ideale Wachstums-, Verbreitungs- und Anpassungsbedingungen gibt. Meint Romsilva.

Dagegen stellt sich die Verwaltung der Rumänischen Gewässer, Apele Române. „Ideale Bedingungen” für den Huchen gäbe es nach Meinung von Apele Române nur in den Gebirgsgewässern des Raums nördlich des Nera-Laufs, wo Huchen „historisch-dokumentarisch bis in die 1950er Jahre” nachgewiesen seien. Eine Auswilderung des Huchens in der Nera und damit auch, früher oder später, in den südlich davon der Donau zufließenden Gewässern, würde das bestehende, natürlich gewachsene Gleichgewicht der Natur empfindlich stören, weil der Huchen ein Eindringling wäre, dessen Wirken nicht abzuschätzen sei.
Ach was, kontern die Forstleute (ebenfalls ohne Beweise vorzulegen), aus unseren Verzeichnissen geht hervor, dass Förster noch im ausgehenden 18. Jahrhundert im Südbanat Huchen gesichtet und gefangen haben, dass der Fisch also ein endemischer, ein ureinheimischer ist und also nie ein bestehendes Gleichgewicht von Flora und Fauna durcheinanderbringen kann.

Inzwischen konfrontiert sich Romsilva mit einem zusätzlichen Huchenproblem: angekauft worden sind nämlich elf ausgewachsene Huchen voller Rogen, deren Brut wohl die nächste Problemwelle schafft. Auch sie werden nämlich in der Forellenzüchterei Ochiul Bei gehalten, in deren Nähe sich der Altbach voller aussetzungsreifer Huchen befindet. Nun fragt Romsilva Karasch-Severin diskret bei anderen Forstdirektionen an, ob sie keine Huchen brauchen, sie hätten im Banater Bergland welche abzugeben...
Das Befremdliche am Ganzen: beide Institutionen werden laufend von Umweltschutzorganisationen wegen ihrer hohen „Toleranz” gegenüber Umweltfrevel und unkontrolliertem Holzeinschlag bzw. Projekten von Kleinwasserkraftwerken, die problemlos genehmigt werden, kritisiert, streiten sich nun aber um die Umsetzung eines durchaus begrüßenswerten umweltfreundlichen Projekts, das sogar in aller Stille gediehen ist und nur noch finalisiert werden müsste.