Streitobjekt Stadt Orschowa

Orschowaer Vizebürgermeister provoziert mit eigenen Regionalisierungsplänen

Orschowa - Die jüngste Erklärung des Orschowaer Vizebürgermeisters Constantin Negulescu schlägt in kleinpolitischen Kreisen Wellen. „Ab nun müssen Orschowa, Herkulesbad und Topletz zur Region Oltenien gehören“, erklärte er öffentlich und heizte damit die Diskussionen neu an, die in diesem Raum von Sorin Frunzăverde entfacht wurden, der in seiner Eigenschaft als Kreisratsvorsitzender von Karasch-Severin und Vizepräsident der Regierungspartei PNL vor einiger Zeit erklärt hatte, dass der Verwaltungskreis Mehedinţi, zu dem Orschowa seit 1968 gehört, im Rahmen der Donaustrategie der EU als Regionskomponente besser zur Westregion passe.
Im Klartext spielte Frunzăverde mit einer seit der administrativen Neuaufteilung Rumäniens zu Beginn der Ceauşescu-Zeit grassierenden Frustration der Banater bezüglich der traditionsreichen Stadt Orschowa, die „dem Banat genommen“ und dem Verwaltungskreis Mehedinţi „zugeschachert“ wurde. Das bei der älteren Generation immer noch aktuelle Frustrationsthema nutzte Frunzăverde ziemlich plakativ populistisch. Die Replik des oltenienstolzen Vizebürgermeisters von Orschowa kam zwar spät, aber mit jener Kaltschnäuzigkeit, die den Olteniern als Charakteristikum nachgesagt wird: Er legte noch eins drauf. Und traf mit seiner Behauptung eine alte Befürchtung der Banater: Die Oltenier wollen „uns“ auch noch  Herkulesbad wegnehmen.

Fakt ist, dass ein kurzer Aufenthalt in Herkulesbad und ein Blick auf die Straßen des im Tal gelegenen Kurorts ausreicht, um sich schnell zu überzeugen: Die Stadt ist voll mit Fahrzeugen der Kennzeichen MH, DJ und OT und man sieht im Straßenbild kaum Fahrzeuge mit TM, AR. CS, das Kennzeichen des Verwaltungskreises Karasch-Severin, ist nun mal präsent, weil alle Einheimischen es volens-nolens auf ihren Fahrzeugen haben. Andererseits kommen weitaus mehr als die Hälfte der Tourismus-Unternehmer, die hier investiert haben, ebenfalls aus den südwestrumänischen Verwaltungskreisen, genauso wie die hier ansässig gewordenen Arbeitnehmer, die Blockbewohner, die noch ihr oltenisches Hinterland haben. Abgesehen von der oberflächlichen Großspurigkeit, mit der der Orschowaer Vizebürgermeister auf Anfrage einmal mehr seine Meinung bestätigte. „Ich stehe zu dieser Behauptung. Orschowa gehört nie mehr zur Region Banat, von der es nach dem Zweiten Weltkrieg losgelöst wurde. Und die Zukunft muss weiter verändert werden: Die nächsten 1000 Jahre muss auch Herkulesbad und Topletz zur Einheit von Oltenien gehören!“, bekräftigte Constantin Negulescu, was bei den Lokal- und Regionalpolitikern kaum Reaktionen ausgelöst hat.

Am gelassensten reagierte der Herkulesbader Bürgermeister Nicuşor Vasilescu, und auch das auf Anfrage: „Ich kenne die Behauptung des Herrn Negulescu. Ich glaube, wir drängeln uns darum, haltlose Behauptungen aufzustellen. Schließlich weiß noch niemand so genau, was mit dieser Regionalisierung geschehen soll. Welchen Sinn machen dann solche Erklärungen? Als ob ein Vizebürgermeister plötzlich das Land neu aufteilt! Oder gibt es jemand, der uns jetzt daran hindert, zusammenzuarbeiten? Brauchen wir dazu eine Regionszugehörigkeit? Wir sind für jede Zusammenarbeit im Bereich der Donaustrategie offen. Herkulesbad kann alles brauchen, was Orschowa und die Donau touristisch zu bieten haben. Aber auch Orschowa braucht vieles von dem, was Herkulesbad bietet. Am besten, wir arbeiten mal einfach im Rahmen der Donaustrategie zusammen.“