Suppenküche möchte künftig Zahl der Empfänger erhöhen

Interessengemeinschaft aus Deutschland greift Senioren aus Nadrag unter die Arme

In der Nadrager Sozialstation (v.l.n.r.): Pfarrer Josef Hollschwandner, Friedrich Heudtlass und Bernhard Balsliemke von der Interessengemeinschaft „Hilfe für Nadrag“ und Caritas-Geschäftsführer Herbert Grün
Foto: die Verfasserin

Die asphaltierte Straße schlängelt sich durch Laubwälder empor, rechts fließt der Nădrăgel-Bach. Der Weg führt durch die Ortschaften Criciova und Crivina und man kommt schließlich in Nadrag/Nădrag an, einem ehemals deutschen Dorf am Fuße des Poiana-Ruscăi-Gebirges. In einer nahezu idyllischen Gegend gelegen, ist die Gemeinde Nadrag heute dem Verfall ausgesetzt. Nachdem das Hüttenwerk „Ciocanul“, vor der Wende der größte Arbeitgeber in der Gemeinde, geschlossen wurde, zogen die jungen Leute weg. Zurück blieben die Alten, für die es schon zu spät war, sich woanders eine neue Zukunft aufzubauen. Heute leben in Nadrag weniger als 3000 Menschen. Das große touristische Potenzial, das die Gegend wieder aufleben lassen könnte, wird überhaupt nicht genutzt.

Die allein gebliebenen Senioren aus Nadrag haben es schwer. Die Renten sind niedrig, viele davon unter 400 Lei, die Unterhaltskosten steigen stetig, das Leben wird allgemein teurer. Hinzu kommen die „normalen“ Probleme des Alters: Krankheit und Schwäche. Seit 14 Jahren gibt es in Nadrag eine Suppenküche für Senioren, die den Alltag dieser Menschen um ein Vielfaches erleichtert. 50 alte Leute bekommen von Montag bis Freitag ein kostenloses warmes Mittagessen, das sie entweder dort abholen oder das ihnen nach Hause geliefert wird. Die Suppenküche für Senioren wurde von der Interessengemeinschaft „Hilfe für Nadrag“ aus Münster zusammen mit der Caritas Temeswar und der Nadrager Kommunalverwaltung ins Leben gerufen und wird vor Ort von der Familie Huţanu betrieben.

„Ich habe 1996 Urlaub in der Türkei gemacht. Auf der Durchfahrt durch Rumänien habe ich gesehen, dass es den Menschen hier nicht so gut geht wie uns in Deutschland. Ich habe mir vorgenommen, nächstes Mal, wenn ich wieder durch Rumänien fahre, etwas an Lebensmittel und Hilfe mitzubringen“, erinnert sich Bernhard Balsliemke, der Initiator des Projekts „Hilfe für Nadrag“, an seinen ersten Rumänien-Besuch. Drei Jahre später war es wieder soweit. Dann lernte Bernhard Balsliemke den Pfarrer Josef Hollschwandner, der die Nadrager römisch-katholische Gemeinde betreut, in Ferdinandsberg/Oţelu Roşu kennen. So kam Balsliemke erstmals nach Nadrag, lernte die Ortschaft und die Leute kennen. „2001 war ich das erste Mal hier und verteilte Lebensmittelpakete an besonders bedürftige Familien. Ich kam in die Wohnungen der alten Leute und sah, dass es diesen Menschen besonders schlecht ging“, erzählt Bernhard Balsliemke. 2003 wurde da, wo schon eine Suppenküche für Kinder in Betrieb war, auch eine Senioren-Suppenküche ins Leben gerufen. 15 Personen bekamen anfangs eine warme Mahlzeit pro Tag.

Pfarrer Josef Hollschwandner ist seit über 40 Jahren in Nadrag zu Hause. Etwa 110 Gläubige zählt die römisch-katholische Gemeinde – die meisten davon sind Senioren, die der Pfarrer zu Hause besucht. „Das Leben hier ist schwer. Die Deutschen sind ausgewandert und die jungen Menschen sind weggezogen, nach Lugosch, Temeswar oder ins Ausland“, berichtet er. Zu den Empfängern der Suppenküche gehören Frauen mit einer kleinen Rente oder allein gebliebene Männer, die sich selbst kein warmes Essen zubereiten können, so Pfarrer Hollschwandner, der zurzeit keinen Ausweg aus dieser schwierigen Lage sieht. „Dass sich eine alte Frau von 600-700 Lei Rente ein Auto Holz kauft, ist hier, in Nadrag, fast unmöglich geworden“, erzählt der Pfarrer. „Was die Zukunft bieten wird, das weiß nur der liebe Gott“, sagt der Pfarrer.

„Heute sind es 50 Senioren, die Essen von der Suppenküche bekommen. Wir wollen diese Zahl um 10 erhöhen“, sagt Bernhard Balsliemke. „Wenn dies geschieht, müssen noch eine Halbtagskraft angestellt und neue Küchengeräte angekauft werden“, fügt Caritas-Geschäftsführer Herbert Grün hinzu. Ungefähr 16.000 Euro im Jahr stellt die Interessengemeinschaft „Hilfe für Nadrag“ für die Senioren-Suppenküche zur Verfügung. Zur Interessengemeinschaft gehören 34 Personen aus Deutschland – weitere 160 Menschen spenden regelmäßig für dieses Projekt. „Das sind alles Deutsche – es ist kein einziger dabei, der irgendwelche Wurzeln hier hat“, sagt Bernhard Balsliemke, der selbst zweimal im Jahr nach Nadrag fährt, um sich zu erkundigen, was an der Sozialstation noch gemacht werden muss. Und gemacht werden muss fast immer etwas. „Wir müssten die Fenster austauschen, aber wir können leider nicht viel in das Gebäude investieren, denn der Mietvertrag wird jeweils nur für ein Jahr verlängert“, sagt Caritas-Chef Herbert Grün. Sollte der Mietvertrag für fünf oder zehn Jahre verlängert werden, dann könnte sich Projektinitiator Bernhard Balsliemke schon vorstellen, größere Reparaturarbeiten an der Sozialstation durchzuführen. „Noch besser wäre es, dieses Gebäude von der Gemeinde zu kaufen, aber das ist momentan leider nicht in Sicht“, schließt er.