Tag der Ritter, Piraten und Feen

Überschäumende Freude beim Kinderfasching im Schillerhaus

Riesengroße Augen und hundertprozentige Aufmerksamkeit bei der interaktiven Vorstellung von „Improvisneyland“.
Foto: George Dumitriu

Bukarest - Gutmütig blickt der alte Friedrich Schiller aus Gips, mit girlandenbekränztem Haupt, zwischen Luftballons und Papierschlangen ins Foyer der würdigen, gleichnamigen Villa. Heute ist nichts wie sonst! Heute tummeln sich hier Ritter und Prinzessinnen, Piraten und Jäger, Schmetterlinge und Blumenkinder, Spiderman und sogar ein kleiner Raumfahrer... Seltsame Wesen drängen sich um Magier, Musiker und Improvisationskünstler, stürmen das Büffet, liefern sich kreischend Schwertkämpfe und Tänze vor Mamas, Papas, Omas. Konfetti, Kuchenkrümel, Krabbelkinder, alles, alles durcheinander. Und Vorsicht – bitte nicht auf die Schwänze der kleinen Lurche treten!

Aber der alte Schiller ist das gewöhnt. Seit 1957 haben Faschingsfeiern Tradition im Kulturhaus der deutschen Minderheit. Doch erst seit 2008 gibt es den speziellen Kinderfasching wieder, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut, erzählt Direktorin Mariana Duliu. Daphni Mihăilescu – sonst Deutschlehrerin, heute Moderationsfee mit Hut und schwarzem Tüllkleidchen – bringt zweisprachig Ordnung in das Chaos. Ab mit den Nummern in den Zauberhut! Auf die Gewinner der Tombola warteten witzige Marionetten. Für Spannung sorgte die Zaubershow unter der Leitung von Andrei Teaşcă, mit den Magiern Emil Drăgan und Cristina Strecopîtov. Nichts ist unmöglich! Auch nicht, bald selbst mit solchen Zaubertricks zu brillieren, denn das „Teatru de Magie“ bietet jeden Samstag achtwöchige Kurse für Kinder ab 14 Jahren in der Volkshochschule Ioan I. Dalles (secretariat@updalles.ro).

Nach soviel Aufregung setzen sich erstmal alle auf den Boden: Zeit für einen Ausflug ins Land der Fantasie. „Wohin möchtet ihr reisen?“ fragt der Mann in Zylinder und T-Shirt mit aufgemalter Krawatte. „Ins Reich der fliegenden Ponys“ kräht ein Mädchen. Und auf geht’s: Mit Gewieher und Getrappel werden die Kleinen in die spontan entstehende Geschichte einfach hineingezogen... Für „Improvisneyland“ sind die Zuschauer Teil des Drehbuchs.
Weiter geht es mit Tänzen, stets begleitet von den Bläsern der „Karpatenshow“ und der Sängerin Suzana Lefter. Dann defilieren die Teilnehmer der Kostümparade in Gruppen die Treppe hinunter. Oh, was für eine Qual für die Jury! Ein zauberhaftes Blumenkind, ein Pirat mit umgehängtem Stoffaffen und ein imposanter Drachenritter heimsen die Bücherpreise ein. Der Rest hat einfach nur riesig Spaß! Selbst der ehrenwürdige Friedrich Schiller, der sonst so ernsthaft in die Gegend blickt. Da! Spielte ihm nicht gerade ein feines Lächeln um den Mund?