Teil-Abschied mit Neu-Impulsen

Susanne Kastner auf Temeswar-Tour

„Bildung ist vor allem eine soziale Frage“: Susanne Kastner fordert auch von der Regierung klare Linien und Ausgewogenheit in Sachen Bildung. Im Bild (v.l.): Karl Singer, Susanne Kastner und Deutschlands Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn
Foto: Zoltán Pázmány

Die Geschichte der Banater Schwaben habe Seiten, auf denen der Name Susanne Kastner festgehalten sei, sagte der DFDB-Vorsitzende Karl Singer vor versammelter Runde. Persönlichkeiten und Vertreter der deutschen Gemeinschaft in Temeswar hatten sich zu einem Treffen mit Dr. Susanne Kastner eingefunden, die eine Abschiedstour durch Rumänien machte. „Abschiedstour“, weil die Bundestagsabgeordnete in diesen Tagen ihr Amt aufgibt – sie kandidierte nämlich in diesem Herbst bei den Bundestagswahlen nicht mehr für eine weitere Amtszeit. „Es ist 50 Prozent Abschied und 50 Prozent Neuaufbruch, der mit Rumänien in Verbindung steht“, sagte Kastner. Beim Sitz des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus, erfuhr sie, dass sie in den Augen von Dr. Singer „einen effizienten Beistand in Schlüsselproblemen geleistet hat“ und er wünschte sich auch „freie Blätter für die Zukunft“. Eines dieser freien Blätter scheint schneller beschrieben zu werden, als vielen grundsätzlich recht ist: Es geht nämlich um die im Nachhinein aufgetauchte und schwer zu klärende Eigentumsfrage um einen Teil des Grundstückes, auf dem das AMG-Haus steht. Einzig und allein den Kauf des umworbenen Grundstücks sieht Kastner als sinnvoll.

Informationen erhielt Susanne Kastner von den Vertretern der verschiedenen Institutionen, einiges aus ihrem Vor(wissen) ließ sie bestätigen. Da ging es um ein Lob an die ehemalige Rumänienvertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung, Elke Sabiel, um den Hinweis von Bürgermeister Robu, die Lenau-Schule habe seinerseits „alle Unterstützung der Welt“, es ging um die Frage nach dem Nachwuchs innerhalb der deutschen Gemeinschaft, um Literatur- und Kulturschaffende im Forum und um Deutsches Theater bzw. deutschsprachige Medien. Im Banater Forum liegen die Erwartungen höher, als nur Kulturaktivitäten durchzuführen, sagte der DFDB-Leiter Singer. Medienwirksam und auch politisch profilieren möchte man sich im Jugendforum, sagte dessen Vorstandsmitglied Bianca Barbu, doch vorerst will sich das Jugendforum „in diesem Jahr festigen“. Ein stärkeres politisches Engagement kann sich Kastner bei den Jugendlichen aus dem deutschen Forum gut vorstellen. Negativbilder aus der rumänischen Politik müssten dabei Jugendliche nicht beeinflussen, denn „ihr habt einen hervorragenden Vertreter“, spielte Kastner auf den bei der Gesprächsrunde anwesenden DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ an. Und zur Erläuterung setzte sie fort: „Es gibt bestimmt auch Politiker, die wie Ovidiu Ganţ und Klaus Johannis aufrecht durch das Land gehen“. Und diese beiden könnten ein Beispiel geben, „was Politik eigentlich bedeutet“. Als Resümee würde sich Kastner wünschen, „dass die Jugendlichen aus dem Deutschen Forum über die Politik ein ganzes Stück Verantwortung übernehmen“, sagte der Gast.

Kastner weist auf ihre soziale Verantwortung nicht nur deshalb hin, weil sie Mitglied der Sozialdemokratischen Partei ist, sondern „weil ich auch sonst eine soziale Einstellung habe“. Und eine soziale Frage ist auch die Bildungsfrage, die sie wiederholt in Gesprächen mit Regierungsvertretern erörterte. Deshalb ist es nicht von ungefähr, wenn sie sich in all ihren Gesprächen der letzten Tage eingehend mit dem Thema guter fachlicher Ausbildung beschäftigte. Vielen, die nicht studieren können oder wollen, müsse man die Gelegenheit bieten, sich anderweitig als Fachkraft auszubilden. Dies sagte sie bei Gesprächen im Deutschen Forum, im Wirtschaftsclub und nicht zuletzt hat sie über das Allgemeine hinaus ein konkretes Beispiel immer klar vor Augen: Die Personalfrage im Kinderheim, das sie in der Kleinstadt Lippa/Lipova fördert.