Temeswar – eine zu laute Stadt

Aktionspläne für eine geringere Lärmbelastung

Die Ein- und Ausfahrten von Temeswar sind u. a. die Straßen mit der größten Lärmbelastung.
Foto: Zoltán Pázmány

Die Lärmbelastung soll bis 2025 in Temeswar/Timişoara erheblich gemindert werden. Das nimmt sich die Stadtverwaltung für die kommende Zeitspanne vor. Mehrere umfangreiche Projekte sollen dazu beitragen, machte der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu vor Kurzem bekannt. Dazu gehören: Der Fertigbau der Umgehungsstraße, fünf neue Brücken über den Bega-Kanal in der Stadt, gummierter Asphalt auf den Straßen mit intensivem Verkehr, Lärmschutzwände sowie die Bahnlinien, die auf dem Stadtgebiet unterirdisch verlegt werden sollen. Dabei soll die gesamte Innenstadt – inklusive der Gegend um die Orthodoxe Metropolitankathedrale – in eine Fußgängerzone umgewandelt und neue Straßenbahnen sollen gekauft werden. All diese Pläne sollen in den kommenden zehn Jahre die Stadt umweltfreundlicher gestalten und von Lärmbelastung befreien.

Die Stadt Temeswar ist die viertgrößte Stadt Rumäniens und leidet schon seit Jahren unter hoher Luftverschmutzung und starker Lärmbelastung. Zahlreiche Lösungen wurden in den vergangenen Jahren gesucht, viele dieser blieben jedoch nur Zukunftswünsche der alten und neuen Stadtverwaltung. Alles soll aber umgesetzt werden, sagt Temeswarer Bürgermeister Robu. Jedoch sollen sich alle Projekte zur Bekämpfung dieser Probleme auf mehrere Jahre ausdehnen. Die Vertreter des Bürgermeisteramtes sind sich bewusst, dass die Stadt Temeswar unter Lärmbelastung und Luftverschmutzung leidet. Grund dafür sind unter anderen die LKWs, die durch die Stadt fahren müssen, da die Umgehungsstraße nicht fertig gebaut ist. Andererseits verschmutzen die Stadt auch die Industrieaktivitäten, die zahlreichen Baustellen und die alten Verkehrsmittel. Alle belasten den Komfort, aber auch die Gesundheit der Temeswarer Bürger. Vizebürgermeister Dan Diaconu hat vor Kurzem die strategische Lärmkarte für die Bega-Stadt analysiert und möchte anhand der veröffentlichten Daten mehrere Aktionspläne für die Vermeidung und Verringerung von Lärm in die Wege leiten. Nach den EU-Richtlinien müssen die strategischen Lärmkarten und die Aktionspläne zur Verhinderung und Verringerung der Umweltgeräusche, alle fünf Jahre überprüft werden.

 Langfristige Lösungen gesucht

Bis 2025 belaufen sich die Planungen für die Verringerung des Lärms in Temeswar. Langfristig soll es sein. Die sogenannten „Lärmaktionspläne“, die von der TU „Politehnica” verfasst wurden, beinhalten 30 Maßnahmen. Die meisten Vorschläge wurden auch in den vergangenen Jahren von der alten Stadtverwaltung erwähnt und vom Bürgermeister Robu jetzt als Priorität angesehen. Ein wichtiger Punkt bei der Planung ist der Fertigbau der Umgehungsstraße von Temeswar. Der fällige südliche Teil der Umgehungsstraße wartet noch auf Finanzierung. Die Investition wird auf 98 Millionen Euro geschätzt. Seit 2010 ist die Umgehungsstraße von Temeswar nur teilweise fertig. Allein 12,5 Kilometer Straße sind seitdem befahrbar. Sieben Jahre dauerte der Bau dieser Strecke. Noch weitere Straßen sind im südlichen und im westlichen Teil der Stadt fällig – um eine komplette Ringstraße rund um Temeswar zu haben, wären nämlich insgesamt 50 Kilometer Straße notwendig. Die Stadt wäre so vom Schwerverkehr befreit.
Der Verkehr in Temeswar könnte auch durch den Bau von fünf zusätzlichen Brücken über die Bega entlastet werden. Das sieht ein weiteres Projekt aus dem Aktionsplan vor. Die verschiedenen Stadtviertel könnten so besser verbunden werden. Dabei sollen auch mehr Straßenkreuzungen mit Ampeln in der Stadt erscheinen. Einbahnstraßen und Unterführungen könnten auch dazu beitragen, schätzt der Vizebürgermeister Diaconu.

Schon in der Wahlkampagne 2012 plädierte Nicolae Robu für die unterirdische Verlegung der Bahnlinien, die derzeit die Stadt durchqueren. Bis dies jedoch umgesetzt wird, soll demnächst eine Lärmschutzmauer gebaut werden. Diese ist vor allem für die Einwohner der Straßen Al. Ioan Cuza, Popa Şapcă und Demetriade wichtig. Eine weitere Lösung für eine lärmfreie und umweltfreundlichere Stadt ist auch die Ersetzung der jetzigen Verkehrsmittel. Etwa einhundert neue Straßenbahnen und einhundert neue elektrische Busse müssten erworben werden. Die Finanzierung dafür fehlt im Moment. So werden bald 30 alte Straßenbahnen saniert. Das heißt, die alten Bahnen werden ihre Fahrgäste zu besseren Bedingungen aufnehmen können: Klimaanlage, Heizung für den Winter, Videokameras, aber auch neue Motoren und Karosserien sollen diese bekommen. Eigentlich soll nur das alte Fahrgestell der Tram beibehalten werden. Dies ist derzeit eine günstigere Lösung. Günstig ist auch das Befahren der Stadt mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Das Fahrradfahren wird immer mehr in der Bega-Stadt gefördert. Die Stadtverwaltung verspricht eine bessere Infrastruktur in dieser Hinsicht.

Schallschutzpaneele, gummierter Asphalt und mehrere Grünflächen

Eine Neuigkeit für die Verringerung des Lärms in der Innenstadt ist auch die Verwendung von gummiertem Asphalt als Fahrbahnbelag. Diese Art von Asphalt wurde erstmals in Arizona auf mehreren Autobahnen der Region in den 1960er Jahren wegen seiner hohen Haltbarkeit verwendet. Seitdem hat dieser immer mehr seine Sinnhaftigkeit unter Beweis gestellt – vor allem durch die gesunkenen Fahrgeräusche. Der Fahrbahnbelag besteht aus üblichem Asphaltbeton mit Gummimehl gemischt. Dieses wird aus gebrauchten Reifen, die sonst weggeworfen würden, hergestellt. Zur Verhinderung von Lärm und Luftverschmutzung könnten auch mehr Grünanlagen helfen. Im Projekt ist vorgesehen, dass zwischen den Hauptverkehrsstraßen, Wohnungen, Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen und Universitäten Grünflächen entstehen sollen und dabei auch Schallschutzpaneele montiert werden.  Viele Temeswarer Bürger nahmen auch an einer Umfrage zu diesem Thema teil. So wurde auch festgelegt, welche Straßen am meisten unter Lärmbelastung leiden, darunter die Ein- und Ausfahrten der Stadt sowie u. a. die Boulevards 16. Dezember, Liviu Rebreanu, Iosif Bulbuca, Gen. Ion Dragalina, Cetăţii, Simion Bărnuţiu und Take Ionescu.