Temeswar im Frühlingsfieber

Blumen eroberten das Stadtzentrum

Blumenarkaden schmückten das Stadtzentrum.

Ein Riesenaschenputtel hat den Schuh auf dem Ball verloren – jetzt ist er mit Blumen verziert.
Fotos: die Verfasserin

Petunien eroberten zum Blumenfest „Timfloralis“ das Zentrum Temeswars, das ohnehin schön gepflegt ist und den Passanten schon früh in der Jahreszeit mit Tulpen und Stiefmütterchen empfing. Riesige Blumenbogen, bei deren Durchschreiten man sich wie im Märchen fühlt, waren beim Blumenfest für ein Wochenende auf beiden Seiten des Corsos aufgebaut worden: Zum zweiten Mal gab es ein „Timfloralis“-Wochenende. Ein Fest für die Augen und für die Linsen, wie man an der Anzahl der Hobbyfotografen erkennen konnte. Ein Fest für die Sinne, wie es sich viele Temeswarer auch gewünscht hätten, die ihre Nasen – vergeblich – in die Blumen steckten. Denn Petunien riechen nun mal nicht. Trotzdem waren die Besucher mit dem Fest mehr als zufrieden, denn frühlingshafter hätte das Zentrum nicht sein können. Und wahrlich war es unmöglich, in den umliegenden Straßen einen Parkplatz zu finden. Vor der Oper wurde ein „Zauberwald“ aufgebaut, der eher an ein Indianerdorf erinnerte, wobei die Tipis aus Rasen und Moos bestanden und Richtung Spitze mit rosafarbenen Rosen geschmückt waren, die schön mit dem Grün kontrastierten.

Auch die Zahlen sprechen für „Timfloralis“: 12.000 Petunien und Pelargonien in Töpfen, die zum Verzieren der acht Blumenarkaden dienten, 10.000 geschnittene Rosen und Pfingstrosen für die zehn Arrangements vor der Bühne – und das ist nur ein Teil der Pflanzen, die das Stadtzentrum schmückten. Fast 70.000 Euro hat der Stadtrat für das Fest bezahlt. Das lokale Gartenbauunternehmen „Horticola“ hat sich in diesem Jahr wieder bemüht, das Beste zu geben. Hinzu kamen sechs Floristen aus dem Ausland – drei davon aus den Niederlanden, einer aus Polen und zwei aus Frankreich – die sich an „Timfloralis“ beteiligt haben. Bei den Verkaufsständen hat man aber auch lokale Blumenspezialisten antreffen können: aus Temeswar oder Arad.

„Es gibt keine Altersgrenze. Bei uns machen alle mit, von dem kleinen Mädchen aus der Grundschule bis zur Großmutter. Das Schöne zieht alle an“, erklärte uns Daniela M. von dem Rumänischen Floristenverein, der einen der meist besuchten Stände im Stadtzentrum hatte. Tatsächlich waren hier unglaublich viele flinke Hände am Werk. Daniela zeigte selbst, wie man einen Kranz aus den von der Natur geschenkten Kleinoden winden und kleben kann: Zu den Blumen und Farnen kamen auch Federn dazu, dabei versuchte sie, die Muster abzustimmen: gepunktete Federn kamen neben die gepunkteten Blumenblätter. „Sie können auch ruhig ein bisschen versteckt sein, das Schöne muss nicht immer gleich auf den ersten Blick zu erkennen sein, man soll es entdecken und sich dann daran erfreuen“, meinte sie.
Nicht nur Petunien und Pelargonien, sondern auch Zierbäume und -sträucher, Nadelhölzer und Schnittblumen buhlten um die Gunst der Besucher. So gab es Silbertannen im Kübel, Rhododendren, weiße Rosen im Topf, gelbe Rosen als Schnittblumen, Magnolien in allen Farben, die man sich nur wünschen kann, Azaleen, Thuja und Echeverien.

Zwei Rentnerinnen unterhielten sich über die Kakteen: „Sie waren einmal richtig in Mode, kannst du dich erinnern?“ Und heute sind sie wieder im Rennen: Besonders Kinder waren von den stacheligen Wüstenpflanzen angetan, die der Anbieter aus Arad mit einer Riesenpinzette aus dem Meer von Kakteen entnahm, wenn sich ein Kunde dafür interessierte. „Timfloralis“ bot auch etwas für das Ohr: Klassische Musik mit der Temeswarer Philharmonie „Banatul“, Blasmusik mit der Temeswarer Big Band oder Fado mit Ricardo Caria. Eine Erinnerung an „Timfloralis“ wird jedoch bis zum nächsten Fest bleiben: Der mit Immergrün geschmückte Flügel, der die Unterschrift der Designerin Alina Nagy trägt und im Vorjahr der Star des Temeswarer Blumenfestes war, steht seit Montag im Justizpark.