Temeswar, Stadt der rumänischen Freiheit

Deutsches Fotoalbum mit Revolutionsdenkmälern veröffentlicht

Das in der Revolutionsgedenkstätte am 16. Dezember 2014 vorgestellte Fotoalbum „Temeswar, Stadt der rumänischen Freiheit“. Zu diesem Anlass wurde eine Fotoausstellung Architekturbildern aus Rumänien und anderen Ländern des Architekten Mihai Botescu (Bildmitte) eröffnet.

Das von der Revolutionsgedenkstätte Temeswar („Memorialul Revoluției 16-22 Decembrie 1989 Timișoara“) herausgegebene Fotoalbum „Temeswar, Stadt der rumänischen Freiheit“ („Timișoara, orașul libertății românești“) steht nun auch in Deutsch und Englisch dem Publikum zur Verfügung. Der Bildband wurde 2014 in rumänischer Sprache  beim ArtPress-Verlag in Temeswar veröffentlicht. Es umfasst eine Auswahl der repräsentativsten historischen Bauten Temeswars und die 16 der Revolution 1989 in Temeswar gewidmeten Denkmäler. Die Fotos sind Werke des Temeswarer Architekten Mihai Botescu, Mitbegründer der Revolutionsgedenkstätte, der zugleich als bester Architekturfotograf der Stadt gilt.

Mihai Botescu ist nicht nur Autor der im Album enthaltenen Bilder, sondern schrieb auch eine Kurzgeschichte der urbanistischen Entwicklung Temeswars dazu. Die Bildbeschriftungen gehören einem Experten in Sachen geschichtlicher Architektur Temeswars, dem nun in Deutschland lebenden und aus Temeswar stammenden Architekten Mihai Opriș. Das Fotoalbum wurde auf Initiative der Revolutionsgedenkstätte in Temeswar durch ihren Vorsitzenden Dr. Traian Orban veranlasst, sagt der Architekt Mihai Botescu. Ausgangspunkt war ein Moment bezüglich der 25jährigen Gedenkfeier an die Revolution 1989. Die Idee war eine Publikation mit den Revolutionsdenkmälern, die über 20 Jahren entstanden sind, herauszugeben, erzählt der Architekt. Die Denkmäler wurden von verschiedenen Künstlern aus Rumänien sowie dem in Lugosch/Lugoj geborenen und in Deutschland lebenden Bildhauer Ingo Glass angefertigt. Die Werke stehen an jenen Orten der Stadt, wo Demonstranten im Dezember 1989 erschossen wurden.

„Meine Zusammenarbeit mit der Revolutionsgedenkstätte hat schon seit ihrer Gründung gleich nach der Revolution begonnen, erzählt Botescu, der damals beim Entwurfsinstitut-IPROTIM (1970-1999) beschäftigt war und mit anderen Kollegen, Architekten und Ingenieuren, an der Gründung der Revolutionsgedenkstätte teilnahm. „Ich könnte sagen, und ich würde nicht falsch liegen, dass die Entstehung dieser Denkmäler größtenteils Dr. Orban zu verdanken ist“, meint der Architekt.

Botescus Beteiligung an diesem Buch beruht auf seiner lebenslangen Leidenschaft, Architektur zu fotografieren, in diesem Fall die Architektur Temeswars, wo er seinen Beruf seit über 40 Jahren ausübt. Er beteiligte sich auch beim Aufstellen einiger Denkmäler in der Stadt, indem er den Sockel für die von der Bukarester Bildhauerin Silvia Radu geschaffenen Bronzeplastik, dem „Mit dem Drachen kämpfenden hl. Georg“, entwarf, den der Temeswarer Bildhauer Ștefan Călărășanu (1947-2013) anfertigte. Von der symbolischen Wertstellung steht für Botescu an erster Stelle Ingo Glass’ „Aufstieg“, dann folgen Silvia Radus „Sankt Georg“, Szakats Belas „Ziel-Mann“ und Victor Gagas „Märtyrerbrunnen“. Modelle der Plastiken werden in einem Raum im ersten Stock der Revolutionsgedenkstätte beherbergt.

Bei der Konzipierung des Fotoalbums bestand Botescu auf die Darstellung der Denkmäler der Revolution unter Berücksichtigung der Architektur Temeswars. So traf er eine Auswahl der maßgeblichsten Bauten der Stadt, die nicht unbedingt Kunstwerke, aber die Stadt definieren können. Eines der Auswahlkriterien war auch der Konservierungszustand der Gebäude, wo Temeswar nicht so gut vertreten ist, so der Architekt.  

Die repräsentativsten Gebäuden befinden sich am bemerkenswertesten Platz der Stadt, dem Domplatz, dies auch dadurch, dass die meisten Randbebauungen dem 18. Jahrhundert entstammen und nach dem Modell des österreichischen Barocks errichtet wurden. Hier stehen die ersten zwei barocken Bauten: die römisch-katholische Domkirche und die serbisch-orthodoxe Bischofskirche. Die beiden Sakralbauten wiederspiegeln zwei der wesentlichsten Merkmale Temeswars: die Multiethnizität und Multikonfessionalität, betont Botescu.