Temeswarer Kulturevents: Streit um Haushaltsgelder

Neues Filmfestival soll 40.000 Euro-Finanzierung bekommen

Temeswar soll ein neues Filmfestival beherbergen und dabei auch volle Unterstützung und Finanzierung aus dem Haushalt der Stadt bekommen. Es geht um das Mittelosteuropäische Filmfestival, das bereits in Bukarest und Mediasch veranstaltet wurde und in diesem Jahr auch nach Westrumänien kommen soll. Dazu hat die Stadt durch ihre Kulturagenda 2017 insgesamt 180.000 Lei (umgerechnete 40.000 Euro) aus ihrem Haushalt versprochen. Das Thema löste aber kurz darauf heftige Diskussionen in Temeswar aus, denn Vertreter von NGOs und Veranstalter von unabhängigen Filmfestivals in der Bega-Stadt zeigten sich unzufrieden von der großzügigen Entscheidung des Stadtrats, vor allem da das Festival nicht einmal auf der Kulturagenda zu finden war. „Die Stadt hat die Gelegenheit, dieses Traditionsfestival, das vom kürzlich verstorbenen Regisseur Radu Gabrea ins Leben gerufen wurde, zu beherbergen. Das Festival erfreute sich zahlreicher Auszeichnungen und internationaler Anerkennung und passt prima zum Programm der Stadt als künftige Kulturhauptstadt Europas. Ich schlage vor, dass wir aus dem Kommunalhaushalt 180.000 Lei bereitstellen – dies stellt etwa 25 Prozent des Gesamtbudgets des Projekts dar“, sagte der Vizebürgermeister von Temeswar, Dan Diaconu, den Ratsherrn in der Kommunalratssitzung in der Begründung des Antrags, wobei die anwesenden Behörden dieser Entscheidung zustimmten.

Kurz darauf kamen die Beschwerden: Diverse andere Filmfestivalveranstalter beklagen sich nun, sie hätten in den vergangenen Jahren nichts weiter gemacht, als der Stadt zu einem guten Ruf zu verhelfen und erfolgreiche Events zustande zu bringen, obwohl die finanzielle Unterstützung seitens der Stadt schwindend gering war. „Die Stadt schenkt einfach und ohne viel darüber zu debattiern 180.000 Lei einem Festival, das neu in unsere Stadt einziehen soll, aus dem einfachen Grund, weil dieses Ereignis bereits ein Traditionsfestival sei. Wir möchten Herrn Diaconu zur Kenntnis bringen, dass in Temeswar bereits solche Traditionsfestivals im Bereich des Filmes existieren: `Simultan` wird bereits seit 13 Jahren veranstaltet, `Timi-short` wird dieses Jahr zum neunten Mal organisiert und in weniger als drei Monaten soll die vierte Auflage von `Ceau, Cinema!` über die Bühne gehen“, heißt es in der Protesterklärung des Temeswarer Vereins Marele Ecran, der das Kleinfilmfestival „Ceau, Cinema!“ seit 2014 organisiert.

Die Festivalorganisatoren beschweren sich auch, dass sie jedes Jahr für eine finanzielle Unterstützung seitens der Kommune kämpfen müssen. Richtig großzügig wäre die Stadtverwaltung nie gewesen. Zusammen mit weiteren NGOs, unabhängigen Vereinen und Kulturinstitutionen beklagten sich die Veranstalter des Filmfestivals im Vorjahr bezüglich der Art und Weise, wie die Gelder der Kommune an sie verteilt werden (die ADZ berichtete). „Vergangenes Jahr haben wir rund 2000 Euro durch einen Wettbewerb von Kulturprojekten, der vom Temeswarer Bürgermeisteramt veranstaltet wurde, gewinnen können. Obwohl unser Projekt die Höchstnote in der Auswahl von Projekten bekommen hat, wurde uns dieselbe Summe zugeteilt, wie dem Projekt mit der geringsten Bewertung. Die Behörden haben uns damals versprochen, diese Ungerechtigkeit in diesem Jahr in Ordnung zu bringen, doch nach der Wahlkampagne für die Kommunalwahlen 2016 war alles wieder vergessen.

Nun kommt ein völlig unbekanntes Festival aus einer ganz anderen Stadt und bekommt die höchste Finanzierung, die ein Filmfestival in Temeswar jemals gesehen hat – und das, ohne sich an einem Projektwettbewerb überhaupt beteiligt zu haben, unter Umständen, wo der Aufruf zur Einreichung von Kulturprojekten der Kulturagenda der Stadt noch gar nicht gemacht wurde.“ So regen sich die Vertreter des Marele-Ecran-Vereins in einer Mitteilung auf ihrer Facebook-Seite auf. (Kurz nachdem diese Diskussionen ausgebrochen sind, wurden Informationen zur Beteiligung beim Projektwettbewerb auf der Webseite des Bürgermeisteramts von Temeswar, primariatm.ro, veröffentlicht.) Es ist Platz für alle, sagt Vizebürgermeister Dan Diaconu entschlossen. Er könne sich auch gut vorstellen, dass das importierte Mittelosteuropäische Filmfestival die lokalen Filmvereine als Partner haben könnte. Dabei seien aber in diesem Jahr für alle Veranstaltungen mehr Mittel vorgesehen. „Das Budget für unabhängige Kulturevents ist um 130 Prozent angehoben worden, vor allem deshalb, weil wir die Probleme im Vorjahr in Betracht gezogen haben“, sagte Diaconu den Medien gegenüber.