Temeswars Umgehungsstraße in der Warteschleife

Baupläne des Verkehrsministeriums für die kommenden Jahre sehen sie nicht vor

Bei dem dichten Verkehr in Temeswars Stadtmitte ist eine Umgehungsstraße unbedingt notwendig.
Foto: Zoltán Pázmány

Die Transitgebühr wurde Anfang 2014 in Temeswar/Timişoara eingeführt. Lastkraftwagen mit über 7,5 Tonnen Ladegewicht, die die Stadt durchqueren, sollen für die Verkehrsbelastung, Luftverschmutzung und Straßenbeschädigung zur Kasse gebeten werden. Die Gebühr betrifft folgende Strecke durch die Stadt, und zwar die Straßen: Gheorghe-Adam, Avram-Imbroane, Aristide-Demetriade, Divizia 9 Cavalerie, Amurgului. Für diese Strecke hin und zurück beträgt die Gebühr 200 Lei. Die Transitgebühr wurde jedoch 2014 von keinem einzigen Lkw-Autofahrer freiwillig entrichtet. Hingegen wurden zwölf Autofahrer beim Durchqueren der Stadt erwischt, die keine Gebühr entrichtet hatten und eine Geldstrafe von 2500 Lei begleichen mussten. Das neue Jahr bringt keine Änderung hinsichtlich Steuern und Gebühren in der Bega-Stadt. Ob es mehr Lkw-Fahrer sein werden, die diese Gebühr in diesem Jahr bezahlen, ist fraglich. Sie hätten eine kostenlose Teilalternative – die vorhandene (nördlich-nordöstliche) Umgehungsstraße von Temeswar. Autofahrer können aber nur zum Teil Temeswar umgehen, denn sie ist nur nördlich der Stadt vorhanden.

Mal gibt es sie, mal nicht

Der Fertigbau der Ringstraße ist schon seit Jahren ein wichtiges Diskussions- und Verhandlungsthema zwischen den Lokalbehörden und der Regierung. Finanzierung dafür hat man bis heute noch keine gefunden. Kurz vor Jahresende wurden Hoffnungen in dieser Hinsicht genährt. Der Fertigbau der Umgehungsstraße wurde nach einigem Hin und Her letztendlich in den Verkehrsmasterplan des Landes aufgenommen. Diese Straße wurde zuerst vom Verkehrsministerium einfach übersehen. Man hätte, den Studien des Ministeriums zufolge, seitens der Kommunalbehörden die zwingende Notwendigkeit einer Umgehungsstraße für Temeswar nicht nachweisen können, hieß es im damaligen zusammenfassenden Bericht des Ministeriums. Dann, nach Protesten, wurde der Straßenring rund um Temeswar trotzdem, infolge eines Manifestes der Temeswarer Stadtverwaltung, in den Verkehrsmasterplan für die kommenden Jahre aufgenommen. Die Hoffnung verblasste nun neuerlich Anfang des Jahres. Der Bau der Umgehungsstraße ist zwar im Masterplan wiederzufinden, eine Finanzierung dafür jedoch nicht, zumindest: nicht bis 2017. Der rumänische Verkehrsminister, Ioan Rus, hat vor Kurzem die Großprojekte für Verkehrsinfrastruktur für die kommenden Jahre vorgestellt. Wichtige Projekte für Temeswar und den Kreis Temesch bleiben daraus weggestrichen. Die erhoffte Finanzierung für die Ringstraße von Temeswar bleibt weiterhin ein Wunschtraum.

Keine Autobahn nach Belgrad

Für den Verwaltungskreis Temesch und das Banat sind, wie immer, keine Großpläne im Visier. Man muss denen zustimmen, die meinen, der zweitwichtigste Wirtschaftsstandort Rumäniens sei Bukarest bloß als Nettozahler von Steuern und Gebühren willkommen, nicht aber als Ort von Großinvestitionen.
Der Bau einer Autobahn nach Serbien (einst von Regierungschef Adrian Năstase mit Zoran Djindjic in Belgrad feierlich beschlossen, jüngst von Regierungschef Victor Ponta bei seinem Belgrad-Besuch aufgewärmt und zur neuen rumänisch-serbischen Initiative deklariert) und der Fertigbau der Umgehungsstraße für Temeswar bleiben vom Plan gestrichen, während die A6/DN 6 in eine Expressstraße umgewandelt wird. Nicht einmal die Überlegung, dass die Autobahn Temeswar-Belgrad und deren Anschluss an die West-Ost-Autobahn eigentlich aus den Vorbeitritts-Subventionen der EU für das Kandidatenland Serbien teilfinanziert werden könnte, war eine Überlegung wert. Die A6/DN6 soll die Stadt Lugosch über Karansebesch, Herkulesbad und Drobeta-Turnu-Severin mit Craiova verbinden und sollte nach den ursprünglichen Plänen eigentlich eine Autobahn sein. Nun wird die A6, die derzeit die Verbindung der A1 mit der Umgehungsstraße von Lugosch sichert, als eine Expressstraße fertiggebaut. Im Grund wiedermal eine Streichung von Mitteln für Westrumänien...

Trostpflaster Expressstraße

Finanzierungen vom Staat für den Bau von Umgehungsstraßen bekommen aber andere rumänische Städte, darunter Târgu Jiu, Aleşd, Großwardein/Oradea, Suceava, Dorohoi, Neumarkt am Mieresch/Târgu Mureş, Kronstadt/Braşov, Sathmar/Satu Mare, Bacău und Mediasch/Mediaş.
Eine der seltenen guten Nachrichten kommt für den Verwaltungskreis Temesch bezüglich der Nationalstraße DN 59. Diese Straße schafft die Verbindung zwischen Temeswar und dem Grenzübergang zu Serbien in Stamora Morawitza. Die Straße befindet sich eigentlich in keinem schlechten Zustand, trotzdem hat das Verkehrsministerium entschieden, diese Strecke in ein Sanierungsprojekt aufzunehmen.
Laut Angaben des Ministeriums braucht Rumänien bis 2030 fast 30 Milliarden Euro, um eine moderne Verkehrsinfrastruktur zu bauen, d. h. 725 Kilometer Autobahn, 184 Kilometer ausgebaute Expressstraßen und etwa 1809 Kilometer Expressstraßen. Bis 2017 sollen mehrere Abschnitte fertiggebaut werden, darunter die Autobahnstrecke Hermannstadt/Sibiu-Nadlak/Nădlac, Klausenburg/Cluj-Napoca – Neumarkt, Neumarkt-Fogarasch/Făgăraş, Hermannstadt-Kronstadt und Kronstadt-Bacău. Laut Angaben des Verkehrsministers Ioan Rus sollen hiermit die Autobahnstrecken um 250 Kilometer verlängert werden.