Theater im Überfluss

Die Jubiläumsausgabe des Theaterfestivals in Hermannstadt dauert bis Sonntag

Der kleinste Zirkus der Welt auf der Suche nach Läusen.

Selbst mit Nachtöpfen können die Italiener des Orchesters „La Racchia“ musizieren. Fotos: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Die 20. Auflage des Internationalen Theaterfestivals von Hermannstadt/Sibiu, die am Freitag begann, steht unter dem Motto „Dialog“. Die Veranstaltung war von Ende Mai auf Juni verlegt worden, in der Hoffnung, dass dann gutes Wetter herrscht. Der Regen macht aber auch heuer den Open-Air-Vorstellungen einen Strich durch die Rechnung. Bei den Aufführungen, die unter einem Dach stattfinden, gibt es ein anderes Problem: Wie bekommt man einen Platz im ausverkauften Saal?

Der erste Festivaltag stand im Zeichen der Choreografie. Auf der Bühne des Radu-Stanca-Theater wurde „Tout va bien“ des Choreografen und Tänzers Alain Buffard geboten. Der große Saal des Gewerkschaftskulturhauses war der aus Deutschland kommenden Tanzkompanie „Sasha Waltz & Guests“ vorbehalten, die „Continu“ tanzte. Der Namen der deutschen Künstlerin, die mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen geehrt worden ist, zog das Publikum an. Der überfüllte Saal lichtete sich jedoch nach der Pause. „Continu“ generiert ein Spannungsfeld aus den Energieströmen, die aus der Choreografie, Musik und dem Sichtbaren hervorgehen. Die abwechslungsreiche Musik, die im Großen und Ganzen auf den Werken von Edgar Varèse basiert, verband sich nahtlos mit der Choreografie. Den überraschenden musikalischen Abschluss fand der Tanz zu Mozarts Quartett für Oboe.

Am Großen Ring/Piaţa Mare trotzten die Künstler dem Regenwetter. Das Konzert von Smiley sowie die Vorstellung „Odyssee“ des deutschen „Theater Titanick“ fanden Anklang. Einen wahren Kampf mit Poseidon lieferten sich die Schauspieler am Hauptplatz von Hermannstadt, fand Uwe Köhler, der künstlerische Leiter des Ensembles, auf der Pressekonferenz am Samstagvormittag. Die Vorstellung „Feuervögel“ desselben Theaters, die am Sonntagabend am Großen Ring geboten wurde, stand unter einem glücklicheren Stern. Die sechs motorisierten allegorischen Fluggeräte rasten Feuer und Rauch spuckend durch die Zuschauermenge. Zwei weitere Konzerte versammelten das Publikum am Samstagabend ebenfalls am Großen Ring. Die Band „Robert and the Backstabbers“ stimmte die Zuhörer etwas melodramatisch. Es folgte die Band „Şuie Paparude“, die für mehr Bewegung sorgten.

Trotz ungünstiger Wetterverhältnisse beherrschte das Straßentheater die Fußgängerzone. Die Cheerleader und Blaskapelle aus Polen, die lustigen Musikanten aus Frankreich, das fröhliche Orchester „La Racchia“ aus dem italienischen Vejano, die slowenischen Außerirdischen, der kleinste Zirkus der Welt aus Spanien oder die Stelzenläufer aus dem belgischen Merchtem sorgten für Spaß und genügend Erinnerungsfotos in der Heltauergasse/Str. Bălcescu. Das Theaterfest in Hermannstadt dauert noch bis Sonntag.