Theaterfestival „Orawitza 200“

200 Jahre seit der Ersteinweihung des „Orawitzaer Burgtheaters“

Reschitza – Das am 5. Oktober 1817 eingeweihte älteste Theater Rumäniens, heute u.a. „Altes Theater `Mihai Eminescu`” genannt, stand das ganze Jahr 2017 über im Fokus der Kulturveranstaltungen der Kleinstadt Orawitza, ein Städtchen mit großer Vergangenheit. Den Höhepunkt erreichen die Jubiläumsveranstaltungen kommende Woche, wenn eine Reihe der bedeutenden Nationaltheater Rumäniens auf der Bühne des Theaters von Orawitza eine „Mini-Spielzeit” bestreiten. Es handelt sich um die „Gala der Nationaltheater Rumäniens – Orawitza 200”, die von einer Reihe von Buchvorstellungen, Workshops, Symposien, Konferenzen und Street-Art-Events begleitet wird. All das geschieht zwischen dem 1.-10. Oktober und wird vom Rathaus Orawitza, dem örtlichen Laientheater mit ständiger Spielzeit „Mihai Eminescu”, dem Verein Scenic Art und dem örtlichen Lyzeum „General Ion Dragalina” organisiert. In die Organisation involviert sind auch drei in Orawitza lebende Mitglieder des Kultur- und Architekturprojekts „Arta´n casă” der „Asociaţia Contrasens”, die im August in Socolari an der Nera gegründet wurde.

Eröffnet wird die Gala Sonntagabend um 19 Uhr mit der Montage „Dor de Eminescu”, in der Gesamtkonzeption von Ion Caramitru. In den folgenden Tagen treten auf der 200jährigen Bühne von Orawitza das Nationaltheater für Operetten und Musik „Ion Dacian” aus Bukarest auf, das Nationaltheater „I.L.Caragiale” aus Bukarest, das Nationaltheater „Marin Sorescu” aus Craiova, das Temeswarer „Mihai Eminescu”-Nationaltheater, das Nationaltheater aus Neumarkt am Mieresch/Târgu Mureş und das Nationaltheater „Vasile Alexandri” aus Jassy/Iaşi. Abgeschlossen wird das Festival mit einem Konzert der Philharmonie „Banatul” aus Temeswar. Gespielt werden Vivaldis „Jahreszeiten” in der Interpretation des hauseigenen Violinsolisten Gabriel Popa. Das Orawitzaer Laientheater – in Orawitza wird die weitaus älteste Laientheaterbewegung Rumäniens fortgeführt, die noch auf eine ernstzunehmende wissenschaftliche Aufarbeitung wartet – wird in dieser Zeitspanne ebenfalls auftreten. Dargeboten wird Goethes „Stella”. Regie führt Ştefan Iordănescu.
Auf dem kleinen Plateau vor dem Theatereingang und im städtischen Kulturhaus „George Craiu Motoia” finden zwischen dem 1.-10. Oktober weitere Theater- und Street-Art-Events statt.

Das älteste Theater Rumäniens wurde nach dem Vorbild des alten Wiener Burgtheaters durch freiwillige Beiträge der Orawitzaer Bürger, auf Initiative des seinerzeitigen Präsidenten des Berggerichts Orawitza, Johann Niuny, gebaut (im Verhältnis 1:5) und ist ein typisches Beispiel für die Architektur des Spätbarock/Wiener Barocks. Die Kulturinstitution hatte im Laufe der Jahre verschiedene Namen: „Orawitzaer Burgtheater” (1817-1918), „Teatrul Comunal” (1919-1938), „Teatrul Orăşenesc Oraviţa” (1939-1956). Durch einen Beschluss des Ministerrats (Nr.1369/1957) kommt der Bau auf die „Nationale Liste der Geschichts-, Kunst- und Architekturdenkmale” unter der neuen und seither offiziellen Bezeichnung „Altes Theater `Mihai Eminescu`” (Rumäniens Nationaldichter hatte einmal als Souffleur einer Theatergruppe aus den Donaufürstentümern Orawitza für zwei Tage besucht...). Als Denkmal registriert ist das Theatergebäude (in dem einst auch ein Casino untergebracht war) unter der Codebezeichnung LMI-CS-II-m-A-11154. Seit 2012 kann man auch die Bezeichnung „Centrul Cultural Teatrul Vechi Mihai Eminescu/Complex Muzeal” verwenden, für welche sich der langjährige Leiter und Historiker des Hauses, Ionel Bota, stark gemacht hat.