Titel als Mittel

Dem verurteilten und inhaftierten Geschäftsmann Ioan Niculae wurde jüngst von der Gerichtsinstanz der Antrag vorläufig zurückgewiesen, in dem er gefordert hatte, einen Nachlass von fünf Monaten von seiner Haftstrafe zu erhalten, weil er in vier Monaten fünf wissenschaftliche Bücher verfasst und veröffentlicht hatte. Dies aus dem Gefängnis heraus, wobei er auch jeden Tag Arbeitsstunden zu verrichten hatte. Mehrere Hochschullehrer hätten beteuert, die Bücher seien wissenschaftliche Meisterwerke. Wirklich? Die ganze Sache ist so durchsichtig, wie  die gesetzliche Vorgabe  unglaublich erscheint, die so etwas ermöglicht. Und dennoch haben mehrere verurteilte Würdenträger und Politiker davon Gebrauch gemacht. So zum Vergleich: Für eine Diplomarbeit im Lehrwesen habe ich etwa fünf Jahre gebraucht, um 200 Seiten aus Forschungen zusammenzubekommen. Ich muss wohl schrecklich dumm sein. Darum bin ich wohl auch nicht so reich wie Ioan Niculae oder wie Adrian Năstase.

Auch wegen einer anderen Sache bin ich zutiefst beschämt, weil ich auch hier nicht mithalten kann. Der amtierende Vizepremier, Hochschulprofessor an der Militärakademie und frisch pensionierter General Gabriel Oprea, hat es innerhalb von nur 12 Jahren vom Zivilisten zum Leutnant und urplötzlich zum Brigadegeneral geschafft. Auf die lästigen und unverschämten Fragen der Presse, wie und wann er einige der vorherigen Militärgrade erworben hatte, hat das Verteidigungsministerium nicht geantwortet, wohl um die Sicherheit der EU und des Nordatlantischen Verteidigungspaktes nicht mit solchen minderen Sachen zu gefährden. Lustig dabei ist, dass die Doktorarbeit von GG (das ist General Gabi, wie ihn Freunde nennen) noch mehr plagiiert ist als die seines Regierungschefs Victor. Doch es kommt noch lustiger. Als Doktorvater hat er bereits einige Dutzend kleine Doktorchen gezüchtet, welche nun aus seiner eigenen Arbeit querfeldein fast alles plagiiert haben, die ja von vornherein ein Plagiat war. Darüber dürfen sich aber die meisten Presseleute gar nicht auslassen, wegen der Gefährdung der Sicherheit und so. Die Arbeiten werden ja sowieso von kaum jemanden gelesen, außerdem sind sie geheim.

Also, warum die ganze Mühe um die Titel? Natürlich wegen der Mittel. Ob es um unverdienten Erlass der Haftstrafen oder um gleichwohl unverdiente ganz dicke Solden und Renten geht, ist egal, Hauptsache man hat die Wurst.
Unsereiner könnte fast neidisch werden. Irgendwie scheine ich mit Soldat Schwejk verwandt zu sein. Awer ich men jo nor ...