„Töpferhaus“ für Suchtkranke

Blaues Kreuz in Kleinscheuern weihte zum 20-jährigen Jubiläum einen Neubau ein

Das Band ist durchschnitten, die ersten Bewohner ziehen voraussichtlich in einem Monat ein (v. l. Dr. Holger Lux, Walter Beier, Jana Kupková, Roald Hansen und Albert Moukolo). Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Seit zwanzig Jahren ist das „Haus Nazaret/Aşezământul Nazaret“ in Kleinscheuern/Şura Mică Anlaufstelle für alkoholkranke Männer aus dem ganzen Land. An dieses Jubiläum erinnerte Dr. Holger Lux, Leiter des vom Blauen Kreuz Rumänien verwalteten Heimes, am vergangenen Samstag anlässlich des Tages der Offenen Tür. Ganz besonders freute ihn die bevorstehende Eröffnung eines Neubaus, der am Wochenende offiziell eingeweiht wurde.

„Wir haben unsere Tätigkeit in den letzten 20 Jahren im alten evangelischen Pfarrhaus ausgeführt“, informierte Lux. Für die dortigen 22 Plätze gibt es eine lange Warteliste, so dass der Wunsch reifte, durch einen Neubau die Kapazitäten zu erweitern. „Es ist uns vor einigen Jahren gelungen, unser Frauenprojekt in einem neuen Haus in Schellenberg/[elimb²r unterzubringen. Und wir haben uns gesagt, dass es auch für das Männerprojekt schön wäre, ein eigenes Haus in unserem Eigentum zu haben, um auch langfristig unsere Arbeit zu sichern“, sagte Lux.

In greifbare Nähe gelangte der Wunsch dank einer Kooperation mit dem Internationalen Blauen Kreuz und dem Norwegischen Blauen Kreuz, deren Vorsitzende, Albert Moukolo und Steinar Glimsdal, eigens für die Einweihung nach Rumänien gereist waren. Doch wie war das mit dem Geld? Im Rahmen einer Kampagne im norwegischen Fernsehen erhielt das dortige nationale Blaue Kreuz  eine größere Geldsumme, die je zur Hälfte Einrichtungen im eigenen Land und internationalen Projekten zu Gute kommen sollte.

Das Blaue Kreuz Rumänien habe sich in der Vergangenheit als zuverlässiger Partner erwiesen, wurde in den offiziellen Reden mehrfach betont. Deshalb erhielt es die nicht unbedeutende Summe von rund 400.000 Euro, um den Neubau unterhalb des Pfarrhauses zu realisieren. Neben den norwegischen Geldern kann sich das Blaue Kreuz auf eine Reihe weiterer Förderer verlassen. An erster Stelle stehen laut Lux das Blaue Kreuz in der evangelischen Kirche Nordrhein-Westfalen, die Magdalenenklinik aus Chemnitz, die in Hermannstadt/Sibiu ansässige Stiftung Bavaria-România für Sozialassistenz und viele kleinere Institutionen und Spender aus dem In- und Ausland sowie ehemalige Patienten.

Zahlreiche Gäste – darunter Freunde der Einrichtung sowie aktuelle und ehemalige Patienten samt Familien besichtigten das neue Heim, das auf den Namen „Töpferhaus/Casa Olarului“ getauft wurde und 30 Therapieplätze bietet. Die Namensgebung ist eine Danksagung an die norwegischen Spender, aus deren Reihen Roald Hansen vor einigen Jahren eine „Blaue Kreuz-Geschichte“ mit eben diesem Namen veröffentlichte. Zuvor nahmen sie an einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche teil, den der evangelische Pfarrer i. R. Wolfgang Rehner gemeinsam mit zwei orthodoxen Pfarrern feierte. Der Nachmittag klang mit Musik und einer Gesprächsrunde von früheren Patienten aus.

Etwa 1500 Männer mit Alkohol- und Drogenproblemen haben das Haus Nazaret in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten frequentiert. Die Vorbereitungen für die Einrichtungen des Heimes begannen 1993, die ersten Patienten zogen 1994 ein. In den folgenden Jahren wurde das Haus umfangreich renoviert und die ursprüngliche Kapazität von 12 Plätzen fast verdoppelt. Die Wiedergründung des Blauen Kreuzes in Rumänien geht übrigens auf eine Initiative des evangelischen Pfarrers Christian Weiss aus Kelling/Câlnic zurück, der 1990 eine entsprechende Initiative ergriff.