Treppe der Kathedrale als Diskussionsthema

Namen der Revolutionsopfer von 1989 sollen eingraviert werden

Das Objekt des Disputs: die Treppe der Kathedrale in Temeswar Foto: Zoltán Pázmány

Die Temeswarer waren entsetzt, als die orthodoxe Metropolie vor etwa einem Monat entschied, die Treppe der Orthodoxen Metropolitankathedrale in Temeswar/Timişoara zu ersetzen. Zum einen die hohen Kosten, mit Teilbeitrag von der Kommune, aber vielmehr der Symbolwert der Treppe sorgten für Zerstrittenheit unter den Bürgern.
Die Arbeiten an der Treppe der Kathedrale wurden vor Kurzem in die Wege geleitet, ohne aber die Meinung der Bürger zu erfragen. Kurz darauf ist der Skandal ausgebrochen: Die Leitung der Orthodoxen Metropolie entschied, dass die Treppe am Eingang in die Kathedrale für 100.000 Euro ersetzt werden soll. Das Problem war die riesige Summe, die für die Treppe investiert wird, aber noch mehr zeigten sich viele Temeswarer und Vertreter der Revolutionärsvereine in Temeswar entsetzt von der Entscheidung, diese zu ersetzen.

Denn die Treppe der Kathedrale sollte die Erinnerung an die tragischen Ereignisse während der Revolution 1989 in Temeswar wachhalten. Auf der Kathedralentreppe fiel im Dezember 1989 eine Gruppe Jugendlicher den Schüssen der Repressionskräfte, bestehend aus allen Waffengattungen des Ceauşescu-treuen Heeres, zum Opfer. Der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu beauftragte, kurz nachdem der Skandal ausgebrochen war, die Architekten, die für den Bau der neuen Treppe zuständig sind, einen Teil der alten Stufen als Denkmal zu erhalten. Das Problem ist längst noch nicht gelöst, denn die Kontroversen gehen weiter. Die „Gesellschaft Timişoara“ und andere Vereine von Revolutionsteilnehmern verlangen nun, dass auf der neuen Treppe der Kathedrale die Namen der gefallenen Revolutionsopfer eingraviert werden. Doch auch hier gibt es Diskussionen – denn mehrere Bürger meinen, dass es unfair wäre, die Namen der Gefallenen mit Füßen zu treten. Die Leitung der orthodoxen Metropolie hat diesen Vorschlag mit Offenheit angenommen.

„Es scheint, dass die Leitung der Metropolie mit unserem Vorschlag einverstanden ist. Damit wir niemanden beleidigen, können die Namen der Opfer auf die vertikale Gegenstufe eingraviert werden“, sagt Florian Mihalcea, Vorsitzender der „Gesellschaft Timişoara“. „Bis jetzt sind es aber nur mündliche Abmachungen. Wir bestehen darauf, dass die Eingravierung jetzt erfolgt, wenn die Arbeiten im Gange sind, aber wir haben keine klare Vereinbarung mit den Vertretern der Metropolie, nur Gespräche“, meinen die Repräsentanten der Temeswarer Revolutionärsvereine.
Die Vertreter des Bürgermeisteramtes versichern, sie werden den Vorschlag der Revolutionäre ernst nehmen. „Es ist wahr, dass wir gut aufpassen müssen. Eine Gravur, die später mit den Füßen getreten wird, könnte eine Beleidigung für die Familien der Opfer bedeuten“, sagt der Temeswarer Vizebürgermeister Dan Diaconu. Er hat versprochen, dieses Anliegen in der kommenden Kommunalratssitzung zu besprechen. Der Beitrag der Kommune liegt bei 200.000 Lei, also kann sie auch Bedingungen stellen.