Trotz zufriedenstellender Ergebnisse blicken Unternehmer besorgt in die Zukunft

Neujahrsempfang der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer im Parlamentspalast

Bukarest - Die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer (AHK) stellte ihren Neujahrsempfang in diesem Jahr unter das Motto „Führung in Zeiten des Wandels“. AHK-Präsident Dragoș Anastasiu konnte als Ehrengäste den Landespräsidenten Klaus Johannis, den für die Rumänische EU-Ratspräsidentschaft verantwortlichen Stellvertretenden Minister für Europäische Angelegenheiten, George Ciamba, und den Botschafter Deutschlands in Bukarest, Cord Meier-Klodt sowie zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik begrüßen.

In einem Rückblick bezeichnete der AHK-Präsident das Jahr 2018 als ein widersprüchliches, das einerseits Wirtschaftswachstum und Entwicklung gebracht hätte, doch eine von der Regierung durch Dringlichkeitsverordnungen in den letzten Monaten herbeigeführte ständige Änderung der Rechtslage im Steuer- und im Justizbereich lasse die Unternehmer mit Sorge in die Zukunft blicken. Auch die Verbreitung einer feindlichen Stimmung gegen ausländische Firmen ist ein Grund zur Verunsicherung. Der größte Schaden wäre das verlorene Vertrauen in das Wirtschaftsklima in Rumänien, das es wieder zu festigen gilt.

Investiert werden müsse in die Bildung, in den Wandel der Mentalitäten. Außerdem sollte sich das Land bemühen, die etwa vier Millionen Menschen, die heute im Ausland leben und arbeiten, wieder zurückzubringen, um hier zum Aufbau beizutragen. Außerdem solle Rumänien ein klares Europa-Projekt vor Augen haben, es müsse ein verlässlicher Partner sein. Der Wandel läge in der Kraft aller zusammen.
Staatschef Johannis hob einerseits die Bedeutung und die beeindruckende Entwicklung der deutsch-rumänischen Wirtschaftsbeziehungen hervor, andererseits unterwarf er die über Nacht durch Dringlichkeitsverordnung der Regierungskoalition durchgesetzten Änderungen der Steuergesetzgebung erneut einer harten Kritik. Die Vernachlässigung der notwendigen Investitionen durch EU-Gelder, die Inflation, das hohe Defizit der Handelsbilanz werden sich negativ auf den Wohlstand jedes einzelnen Bewohner des Landes und seiner Familie auswirken.

Botschafter Cord Meier-Klodt ging auf die positive Entwicklung Rumäniens als Partner in der NATO und EU sowie in der Wirtschaft und Forschung ein. Er betonte den Beitrag deutscher Firmen zur Entwicklung, sie seien verlässliche Arbeitgeber für etwa eine Viertelmillion Menschen in diesem Land. Durch die von deutschen Wirtschaftseinheiten begründete und geförderte duale Berufsausbildung werde jungen Menschen Zukunftschancen in diesem Land geboten. Mit Besorgnis sprach der Botschafter jedoch von den aktuellen Entscheidungen der Regierung im Steuerbereich, die ohne Abstimmung mit den direkt Betroffenen und ohne transparente Wirkungsanalyse getroffen wurden und die große Verunsicherung verursachen. Einige geplante Investitionen wären bereits verschoben worden oder es wurde gänzlich darauf verzichtet. Die tiefe Verunsicherung erfordere vertrauensbildende Maßnahmen.