„Überdurchschnittliche Arbeiten“ gewürdigt

Ernst-Habermann-Preis 2014 geht an Iris Wolff und Steffen Schlandt

Steffen Schlandt ist ein engagierter Förderer der alten und neuen Musik aus Kronstadt – hier im Rahmen der Konzertreihe „Musica Coronensis“.
Foto: die Verfasserin

Laut einer Meldung des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. (Bundeskulturreferat) geht in diesem Jahr der Ernst-Habermann-Preis zu gleichen Teilen an Iris Wolff, Freiburg, und an Dr. Steffen Schlandt, Kronstadt/Braşov. Die Preisverleihung findet im Rahmen des Heimattags der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl am Pfingstsonntag, dem 8. Juni, statt.
Iris Wolff erhält den Preis für ihren 2012 erschienenen Roman „Halber Stein“ (Otto Müller Verlag, Salzburg), an dem sie seit 2006 gearbeitet hat. Die 1977 in Hermannstadt/Sibiu geborene Autorin hat in Marburg an der Lahn Germanistik, Religionswissenschaft und Malerei studiert. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie als Literatur-, Kultur- und Kunstvermittlerin. In Siebenbürgen ist sie laut eigener Webseite (www.iris-wolff.de) am 21. April mit einer Lesung in Mediasch/Medias präsent.

Steffen Schlandt wurde der Preis für seine 2013 abgeschlossene postgraduierte Arbeit an der Nationalen Universität für Musik in Bukarest zuerkannt, sowie für die von ihm initiierte und geleitete Einspielung „Wiederentdeckte Kan­taten aus der Schwarzen Kirche“ durch den Jugendbachchor Kronstadt, das Kammer­orchester Miercurea Ciuc und Solisten. Bei der erwähnten postgraduierten Arbeit handelt es sich um das Ergebnis zehnjähriger Beschäftigung mit den Musikalien der Schwarzen Kirche. Die Bestände tauchen zwar in den Quellen der Musikgeschichte auf, galten aber lange Zeit nach Kriegsende als verschollen. Die letzte Bestandsaufnahme hatte der Musikforscher Erich H. Müller im Jahr 1929 gemacht, doch unter der Sowjetbesatzung 1944 ging das Material größtenteils verloren oder wurde zerstört.

„Zum Glück haben die Schüler des Honterus-Gymnasiums teilweise die Papiere zusammengetragen und haben sie auf der Empore der Kirche unter das Holz genagelt oder ins Organistenstübchen gebracht“, sagt Steffen Schlandt, der 2004 begann, die losen Notenblätter wie ein Puzzlespiel zu sortieren und zusammenzufügen. „Ursprünglich habe ich gefürchtet, dass 90 Prozent der Bestände verloren sind, aber ein Viertel davon ist doch noch erhalten“, so Schlandt. „Das wichtigste ist, dass die Werke der Kronstädter Komponisten – Daniel Croner, Martin Schneider, Rudolf Lassel, Paul Richter, Egon Hajek, Victor Bickerich, Johann Lukas Hedwig – erhalten sind, denn es handelt sich um zahlreiche Unikate.“ Nachdem die CD „Wiederentdeckte Kantaten aus der Schwarzen Kirche“ veröffentlicht wurde, seien laut Schlandt zunächst keine weiteren Einspielungen vorgesehen, sondern die Digitalisierung, die Herausgabe und somit die Sicherung des Notenmaterials.

Der Ernst-Habermann-Preis wurde 1989 von der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung ins Leben gerufen, um junge Wissenschaftler und Künstler zu fördern. Laut Bundeskulturreferat wird er jedes zweite Jahr „für überdurchschnittliche Arbeiten, die Siebenbürgen, die Siebenbürger Sachsen oder deren Belange behandeln“ verliehen. Bisher gab es 25 Preisträger.